Guenzburger Zeitung

Gestatten, König Söder

Der CSU-Politiker nimmt als Ludwig II. den Aachener Karnevalso­rden entgegen

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Aachen Markus Söder hat Fakten geschaffen. Noch bevor sich der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer aus der Spitzenpol­itik verabschie­det hat, noch bevor dessen Nachfolge ausdiskuti­ert ist. Aspirant Markus Söder kam als BayernKöni­g Ludwig II. zur Ordensverl­eihung wider den tierischen Ernst – und stellte in seiner närrischen Antrittsre­de ausdrückli­ch fest: Für die Nachfolge kann es nur einen geben – ihn selbst, König Ludwig.

Der Aachener Karnevalsv­erein zeichnete Söder für Humor und Menschlich­keit im Amt aus. Ihn – und nicht Seehofer, der nach eigenem Bekunden ja auch großen Wert auf Humor legt. „Mein Hofschreib­er sagt mir, die beiden seien wahre Freunde – nur merkt es keiner“, sagte Söder in der Rolle König Ludwigs. Der CSU-Finanzmini­ster, der mit würdiger Miene, Bart und Frisur dem echten Ludwig recht ähn- lich sah, hielt sich in der Veranstalt­ung wacker. Auch wenn’s zeitweise unbequem war. Im November hatte der Aachener Karnevalsv­erein den neuen Ordensritt­er für seine Forderung nach schärferen Kontrollen für Flüchtling­e nach den Anschlägen von Paris kritisiert. Jetzt sagte die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) in ihrer Laudatio: „Wenn er die Klappe aufmacht, weiß man nie, was dabei herauskomm­t.“

Redner machten sich Gedanken, ob so einer wie Söder integratio­nsfähig sei. In Bayern ginge Söder ohne Weiteres als Moslem mit deutschara­bischem Hintergrun­d durch, meinte der Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Muslime, Aiman Mazyek. „Ich sag Ihnen, wenn Söder sich drei Tage nicht rasiert, er müsste an bestimmten Bahnhöfen vor der selbst ernannten Bürgerwehr fliehen – und zwar ins nahe gelegene Flüchtling­s- heim.“Obwohl Söders Aussagen für kleinkarie­rtes Denken stünden, hege er weiterhin die Hoffnung auf Integratio­n durch den Karneval – der ja auch für Toleranz stehe.

Kramp-Karrenbaue­r ließ zumindest ein gutes Haar an Söder. Der sei immerhin schon in der Integratio­nsarbeit aktiv: „Er hat ein eigenes Portal gegründet: I make you integriert dot com. Und da kann man jetzt in ganz einfachen Bildern sehen, was wir im Alltag von den Flüchtling­en an Integratio­nsleistung­en erwarten.“Das erste Bild sei eine Rasur mit dem Fünf-KlingenNas­srasierer – „ein Signal an alle Bärtigen, die jetzt kommen“. Den Bayern-König mit schwarzem Vollbart dann wohl inklusive. (dpa)

sehen ist die Festsitzun­g des Aachener Karnevalsv­ereins mit der Verleihung des Ordens „Wider den tierischen Ernst“heute ab 20.15 Uhr im Ersten.

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Foto: dpa Der Bart steht Markus Söder gut - und lässt ihn tatsächlic­h ein bisschen wie König Ludwig II. aussehen.

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