Schützt den Grant!
Die CSU, im Nebenerwerb ein auf gesellschaftliche Erschütterungen spezialisiertes, seismologisches Institut, will ein politisches Erdbeben verhindern. Darum muss die bayerische Leitkultur geschützt werden. Braucht’s des?, fragt da der eine oder andere. Ja, sagt die CSU, denn die bayerischen Werte sind bedroht. Doch was sind bayerische Werte? Ein Beispiel: Es gab eine Zeit, da predigte der damalige Ober-Bayer Edmund Stoiber: Bayern, das ist Laptop und Lederhose. Angesichts der geplanten Verfassungsänderung sollte also der Laptop bei der Aufnahme in die moderne bayerische Leitkultur nicht vergessen werden.
Überhaupt scheint die Eckpunkteliste dieses Wertekanons bei weitem nicht vollständig zu sein. Hinein muss die Spezialität des Grantelns, das Hiesige seit Jahrtausenden vor Burnout und anderen modernen Krankheiten schützt. Schließlich schlingt der Bayer – außer Weißwürscht – ungern Ungesundes in sich hinein, schon gar keine negativen Gefühle. Wenn er, wie es heute so schön heißt, ein schlechtes Karma hat und die Chakren verrutscht sind, dann lässt er das andere gerne so lange spüren, bis bei ihm wieder alles in Ordnung ist.
Mit dem Bekenntnis zur deutschen Sprache, wie es Fraktionsvorsitzender Thomas Kreuzer vorschlägt, und der Toleranz im engeren Sinne tun wir Bayern uns seit jeher ein bisserl schwer. Darum haben wir einst den Weißwurstäquator als unsichtbare Barriere eingerichtet, auf dass uns der Preiß’ erspart bleibt. Geholfen hat es nix, der Preiß’ war plötzlich massenhaft da. Andererseits gilt es festzustellen, dass der Preiß’ heute zumindest kleidungstechnisch assimiliert ist. Mindestens 70 Prozent aller bayerischen Lederhosenträger sprechen astreines Hochdeutsch.