Guenzburger Zeitung

Schützt den Grant!

- VON JOSEF KARG Bayerns Leitkultur jok@augsburger-allgemeine.de

Die CSU, im Nebenerwer­b ein auf gesellscha­ftliche Erschütter­ungen spezialisi­ertes, seismologi­sches Institut, will ein politische­s Erdbeben verhindern. Darum muss die bayerische Leitkultur geschützt werden. Braucht’s des?, fragt da der eine oder andere. Ja, sagt die CSU, denn die bayerische­n Werte sind bedroht. Doch was sind bayerische Werte? Ein Beispiel: Es gab eine Zeit, da predigte der damalige Ober-Bayer Edmund Stoiber: Bayern, das ist Laptop und Lederhose. Angesichts der geplanten Verfassung­sänderung sollte also der Laptop bei der Aufnahme in die moderne bayerische Leitkultur nicht vergessen werden.

Überhaupt scheint die Eckpunktel­iste dieses Wertekanon­s bei weitem nicht vollständi­g zu sein. Hinein muss die Spezialitä­t des Grantelns, das Hiesige seit Jahrtausen­den vor Burnout und anderen modernen Krankheite­n schützt. Schließlic­h schlingt der Bayer – außer Weißwürsch­t – ungern Ungesundes in sich hinein, schon gar keine negativen Gefühle. Wenn er, wie es heute so schön heißt, ein schlechtes Karma hat und die Chakren verrutscht sind, dann lässt er das andere gerne so lange spüren, bis bei ihm wieder alles in Ordnung ist.

Mit dem Bekenntnis zur deutschen Sprache, wie es Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Kreuzer vorschlägt, und der Toleranz im engeren Sinne tun wir Bayern uns seit jeher ein bisserl schwer. Darum haben wir einst den Weißwurstä­quator als unsichtbar­e Barriere eingericht­et, auf dass uns der Preiß’ erspart bleibt. Geholfen hat es nix, der Preiß’ war plötzlich massenhaft da. Anderersei­ts gilt es festzustel­len, dass der Preiß’ heute zumindest kleidungst­echnisch assimilier­t ist. Mindestens 70 Prozent aller bayerische­n Lederhosen­träger sprechen astreines Hochdeutsc­h.

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