Die Krux mit dem Eis-Kratzen
Sicherheit Bei Minusgraden kämpfen Autobesitzer regelmäßig mit Eis und Schnee auf ihren Scheiben. Wie sich freie Sicht schaffen lässt und was Fahrer im Winter noch beachten müssen
Augsburg Eine zentimeterhohe Schneedecke und darunter eine hartnäckige Eisschicht: Autobesitzer, die ihren Wagen im Winter draußen parken, kommen um langwieriges Kratzen häufig nicht umhin. Denn wer seine Fahrt nur mit einem kleinen Guckloch startet, riskiert eine Geldstrafe. Allerdings sollte man nicht einfach wild draufloskratzen – und auch von Hausmitteln wie heißem Wasser oder einer Wärmflasche raten Experten dringend ab.
Vincenzo Lucà vom TÜV Süd empfiehlt, „Eis einfach so gut wie möglich zu vermeiden“. Das gehe am einfachsten mit einer Abdeckplane aus dem Baumarkt. Der Schutz wird über die Frontscheibe gelegt. „So muss man schon mal eine Scheibe weniger freikratzen“, sagt Lucà. Für den Rest des Autos „hilft dann aber wohl oder übel nur noch Handarbeit“, ergänzt Johannes Boos vom ADAC.
Dabei sei vor allem das richtige Werkzeug wichtig. Boos empfiehlt einen Eiskratzer aus stabilem Kunststoff, der im Idealfall drei Kanten hat: Eine grobe, um eine dicke Eisschicht aufzurauen, eine flache, um das gelockerte Eis von der Scheibe zu schieben und eine Gummilippe, mit der sich der Wasserfilm entfernen lässt. Nicht verwenden sollten Autobesitzer Metallkratzer oder gar Spachtel, fügt Lucà hinzu. Von improvisierten Enteisern wie Parkscheiben, Scheckkarten oder CDs halten beide Experten aber nichts – zu groß sei die Gefahr kleiner Risse.
Aus diesem Grund warnt Boos auch davor, mit dem Eiskratzer wild auf der Scheibe hin- und herzureiben. Denn dabei würden die Autobesitzer die Schmutzpartikel nur auf der Fläche verteilen. Auf der Scheibe habe das „den gleichen Effekt wie Schmirgelpapier“. Stattdessen sollte man seiner Ansicht nach immer im flachen Winkel kratzen, mit einem leichten Druck und am besten von oben nach unten oder von außen nach innen.
Hilfreich ist es nach Boos Einschätzung auch, beim Abstellen des Autos noch einmal die Scheibenwaschanlage zu betätigen. Denn eine saubere Scheibe verkratze beim Enteisen nicht so schnell wie eine verschmutzte. Das hat nach Ansicht
Guckloch Wer nur ein kleines Loch freikratzt, muss im Ernstfall zehn Euro Bußgeld zahlen.
Autodach Wenn das Autodach nicht von Schnee befreit wird, kann das schnell 25 Euro kosten.
Laufender Motor Wer das Auto warmlaufen lässt, riskiert eine Strafe von zehn Euro.
Kennzeichen Ein eingeschneites Kennzeichen kann ein Bußgeld von fünf Euro nach sich ziehen.
Licht Wer bei Schnee ohne Licht fährt, muss bis zu 35 Euro berappen. des Experten noch einen weiteren Vorteil: Das frische Frostschutzmittel in den Düsen bewirkt, dass sie eisfrei bleiben.
Wer morgens wenig Zeit habe, könne auf Enteisungsspray zurückgreifen, erläutert TÜV-Experte Lucà. Dadurch taue die Eisschicht schneller auf und könne dann leichter entfernt werden. Das Spray sollte allerdings keinesfalls verwendet werden, um eine von innen vereiste Scheibe zu behandeln. Denn an der frischen Luft seien die Dämpfe zwar unbedenklich, im Innenraum des Autos könnten sie Lucà zufolge aber gesundheitsschädlich sein.
Damit die Scheibe nicht von innen gefriert, „muss die Feuchtigkeit aus dem Auto raus“, betont Boos vom ADAC. Das sei im Winter, wenn Kleidung und Schuhe regelmäßig nass werden, allerdings
Reifen Ist ein Autofahrer bei Glatteis oder Schnee ohne Winterreifen unterwegs, riskiert er ein Bußgeld von 60 Euro und einen Punkt. Baut er einen Unfall, erhöht sich die Strafe auf 120 Euro und einen Punkt.
Tempo Für Raser kann es bei Schneefall teuer werden. Wer nicht weiter als 50 Meter sehen kann und dennoch zu schnell fährt, zahlt Strafen zwischen 80 und 680 Euro. Außerdem kann das bis zu zwei Punkten und drei Monaten Fahrverbot führen. (Quelle: Bußgeldkatalog 2016) schwierig. Eine Möglichkeit sei, die Fußmatten durch Gummimatten zu ersetzen – und diese dann regelmäßig zum Trocknen aus dem Auto zu nehmen. Wer die Möglichkeit hat, sollte außerdem sein Auto regelmäßig in der Garage abstellen und „gut durchtrocknen lassen“. Da die Eisschicht an der Innenseite der Scheibe meist dünn sei, könnten Autobesitzer sie auch schmelzen lassen, indem sie die Heizung aufdrehen, sagt Vincenzo Lucà. Der Luftstrom sollte dabei voll auf die Windschutzscheibe gerichtet sein.
Das gilt nicht nur im Winter. Auch im Herbst beschlagen die Scheiben häufig von innen. Um den feinen Wassertropfen zu Leibe zu rücken, empfiehlt der TÜV Nord, beim Heizen auch die Lüftungsdüsen in der Mittelkonsole völlig zu verschließen. Es könne auch helfen, die Klimaanlage zusätzlich anzuschalten.
Um Feuchtigkeit im Auto von vorneherein zu verhindern, sollte man nach Einschätzung der Experten regelmäßig die Lüftungsschlitze im Motorraum oder im Kofferraum überprüfen und gegebenenfalls von nassem Laub befreien. Alte Dichtungen an Türen, Schiebedach oder Fenstern könnten Autofahrer außerdem mit Talkum-Puder oder Silikonölen einreiben. Wenn die Scheibe während der Fahrt plötzlich beschlägt, hilft dem TÜV Nord zufolge aber nur eines: Rechts ranfahren und das Fenster mit einem speziellen Schwamm wieder sauberwischen.