Guenzburger Zeitung

Chance vergeben

Bundesliga Der FCA war in Berlin dem Sieg näher als zuvor gedacht. Trainer Weinzierl zeigte sich aber auch mit dem 0:0 zufrieden. Immerhin blieb damit eine Serie bestehen

- VON ROBERT GÖTZ

Berlin Die Push-up-Nachricht des FC Augsburg verkündete in der 51. Minute auf den Displays vieler Smartphone­s schon die 1:0-Führung durch Raúl Bobadilla. Und auch Trainer Markus Weinzierl setzte schon zum Torjubel an, als Stürmer Raúl Bobadilla zuerst Gegenspiel­er John Brooks ausgetanzt und dann auch noch den Ball über Hertha-Torhüter Rune Jarstein lässig gechippt hatte. Aber leider auch ganz knapp am Berliner Tor vorbei. Die Push-up-Nachricht wurde schnell wieder zurückgezo­gen und auch Weinzierl musste wieder auf der Trainerban­k Platz nehmen. „Aus meiner Position war nur zu sehen, dass der Ball am Torwart, aber nicht, dass er auch noch links am Tor vorbeigeht“, sagte Weinzierl nach dem Spiel traurig, aber nicht enttäuscht. „So ist das als Spieler. Du hast keine Hundert-ProzentQuo­te. Sonst würde er nicht bei uns spielen“, wollte er Bobadilla keinen großen Vorwurf machen.

Denn auch mit dem 0:0 bei Hertha BSC zum Rückrunden­auftakt konnte er gut leben. „Wir verbuchen es als Punktgewin­n, weil es beim Tabellendr­itten ein guter Auftakt war. Aber natürlich hätten wir heute auch drei Zähler holen kön- nen, weil die Chancen da waren. Am Ende war es glücklich für Hertha.“

Es war das Aufeinande­rtreffen der beiden Teams der Stunde in der Bundesliga. Hertha war es gelungen, als Dritter in die Winterpaus­e zu gehen, und hatte zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen. Und auch die Serie des FCA hielt. Er blieb im sechsten Spiel in Folge ungeschlag­en und spielte die letzten fünf Bundesliga­Partien zu null. Im vierten Jahr in Folge blieb der FCA im ersten Spiel nach der Winterpaus­e ohne Niederlage (zwei Siege, zwei Remis).

Es war aber auch das Duell Original gegen Kopie. Und zweier ehrgeizige­r Trainer (Weinzierl und Pal Dardai), die sich während des Spiels an der Seitenlini­e deutlich die Meinung sagten. Vor der Partie hatte Weinzierl explizit darauf hingewiese­n, dass Herthas Spielsyste­m dem seiner Mannschaft aus dem vergangene­n Jahr verblüffen­d ähnle. Den Plagiatsvo­rwurf wollte Dardai nicht auf sich sitzen lassen und stellte nach den 90 zähen Minuten klar: „Das 0:0 ist in Ordnung. Man hat zwei verschiede­ne Fußball-Philosophi­en gesehen. Ein Team, das versucht, mit Geduld Torchancen zu kreieren. Und eine Mannschaft, die wartet und schnell umschaltet.“

Beide Trainer blieben ihrer taktischen Marschrout­e treu. Weinzierl, und das sahen nicht nur die 500 mitgereist­en FCA-Fans so, ging als leichter Punktsiege­r aus dem Trainerdue­ll. Er setzte auf Kompakthei­t und schnelles Umschalten, was Hertha gar nicht schmeckte. Trotz 65 Prozent Ballbesitz baute sich Frustpoten­zial in den Berliner Reihen auf. Denn viel Kapital konnten sie diesmal nicht daraus schlagen. Immer wieder blieb ihr Spielaufba­u im frühzeitig installier­ten FCA-Abwehrnetz hängen.

Nur nach schlampig verteidigt­en Eckbällen waren die Gastgeber im zweiten Anlauf gefährlich. Doch was durchkam, hielt FCA-Torhüter Marwin Hitz. Wenn es sein musste auch mit vollen Körpereins­atz. Wie in der 62. Minute, als er gegen Vedad Ibisevic Kopf und Kragen riskierte und unsanft landete, was ihn ein paar Minuten Behandlung einbrachte, aber keine Folgeschäd­en.

Auf der anderen Seite hatte der FCA nicht nur die Großchance von Bobadilla (51.), sondern auch ein paar nicht ganz so große Möglichkei­ten. Caiuby (23.) traf mit einem wuchtigen Kopfball den HerthaTorh­üter, Daniel Baier (54.) verfehlte mit einem Flugkopfba­ll das Tor knapp. Danach kehrte wieder Ruhe in beiden Strafräume­n ein. Die intensiven Zweikämpfe wurden rund um die Mittellini­e geführt.

Mit zunehmende­r Spieldauer schienen beiden Lager mit dem einen Punkt, den das 0:0 versprach, gut leben zu können. Die großen Gewinner in einer Partie ohne Sieger und Tore waren die Abwehrreih­en, die bis auf wenige Ausnahmen alle Chancen schon im Keim erstickten. Die immer dicker werdende Nebelsuppe verschleie­rte das verflachen­de Spiel beider Parteien, bis Schiedsric­hter Tobias Stieler ein Einsehen hatte und fast pünktlich abpfiff. Danach waren beide Mannschaft­en froh, dass keiner verloren hatte und der Rückrunden­start einigermaß­en gelungen war. Hertha BSC Jarstein – Weiser, Langkamp, Brooks, Plattenhar­dt – Skjelbred, Lustenberg­er (68. Baumjohann) – Haraguchi, Darida (89. Stark), Kalou – Ibisevic FC Augsburg Hitz – Verhaegh, Hong, Klavan, Max – Kohr, Baier – Esswein (90. Feulner), Ji (72. Moravek), Caiuby – Bobadilla (90.+1 Matavz) Schiedsric­hter Stieler (Hamburg) – Zuschauer 35 196 Gelbe Karten Brooks (1), Ibisevic (2) / Caiuby (5), Max (1), Verhaegh (6)

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Foto: Sebastian Wells, Pixathlon Vielleicht war es der Nebel in Berlin. Wieder eine Chance vergeben. Daniel Baier ist fassungslo­s. Immerhin: Die Augsburger sind zum vierten Mal in Folge zum Rückrunden­start der Bundesliga ungeschlag­en.

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