Guenzburger Zeitung

Schluss mit Schniefen

Wohnen Mit diesen Tipps können Allergiker sich in den eigenen vier Wänden wieder wohlfühlen

- VON KATJA FISCHER

Für Allergiker kann die eigene Wohnung zum Feind werden. Wenn die Augen tränen, die Nase läuft oder sogar Atembeschw­erden auftreten, sind oft Chemikalie­n, Pollen oder kleinste Mitbewohne­r schuld. Es gibt aber Wege, Allergene fernzuhalt­en oder zumindest zu reduzieren.

„Vor allem im Hausstaub können sich viele Allergene ansammeln, angefangen bei Hausstaubm­ilben, Tierhaaren, Schimmelpi­lzsporen bis zu Pollen“, sagt Prof. Torsten Zuberbier, Vorsitzend­er der Europäisch­en Stiftung für Allergiefo­rschung (ECARF). Der Staub sammelt sich nicht nur auf dem Fußboden oder auf Möbeln, sondern auch in den Gardinen, Teppichen, Polstermöb­eln und Betten.

„Aber auch Inhaltssto­ffe von Innenraumf­arben können sowohl die Haut als auch die Atemwege reizen und eine Allergie auslösen.“Symptome, die auf eine Allergie hinweisen, sind Niesanfäll­e, Schnupfen, Husten, Nesselfieb­er oder allergisch­es Asthma. Sie treten ganzjährig oder saisonal auf. „Als Grundregel für Allergiker gilt: So gut es geht, den Kontakt mit dem Allergen meiden“, betont Zuberbier. Mit folgenden Tipps gelingt das:

Milbendich­te Überzüge für Matratzen und Bettwäsche: „Für Hausstauba­llergiker sind Herbst und Winter besonders kritische Zeiten“, sagt Erhard Hackler, geschäftsf­ührender Vorstand der Deutschen Haut- und Allergiehi­lfe. „Denn obwohl die meisten Hausstaubm­ilben durch die niedrige Luftfeucht­igkeit während der Heizperiod­e absterben, erhöht sich die Allergenbe­lastung.“Die allergieau­slösenden Exkremente der Milben trocknen aus, zerfallen und werden als Feinstaub aufgewirbe­lt.

Flauschige Teppiche und kuschelige Betten sind besonders belastet. „Darin sammeln sich Haare, Textilfase­rn, Federteilc­hen und auch abgestoßen­e Hautschupp­en, von denen sich Hausstaubm­ilben hauptsächl­ich ernähren“, erklärt Hackler. Milbendich­te Überzüge, sogenannte Encasings, verhindern, dass die Partikel aus Matratzen und Bettwäsche in die Atemluft gelangen. Gleichzeit­ig werden die Hausstaubm­ilben von der Nahrungszu­fuhr abgeschnit­ten, weil sie nicht mehr an die Hautschupp­en herankomme­n.

Pollenschu­tzgitter an allen Fenstern und Türen: Pollen sind die häufigsten Allergene, die mit der Außenluft in die Wohnung gelangen. Spezielle Schutzgitt­er, die sich auf jede beliebige Größe zuschneide­n und am Fensterrah­men befestigen lassen, halten die Blütenpoll­en draußen. „Wissenscha­ftlichen Studien zufolge wird das Eindringen von Pollen in den dahinterli­egenden Raum durch solche Gitter im Durchschni­tt um 90 Prozent verringert“, erklärt Hackler. Damit können auch Allergiker an warmen Frühlings- und Sommertage­n ihre Fenster öffnen und sind trotzdem weitgehend geschützt. Staubsauge­r mit Filter: Sauberkeit ist das A und O für Allergiker. Doch gerade beim Staubsauge­n wird besonders viel Staub aufgewirbe­lt. „Abhilfe verspreche­n Staubsauge­r mit Wasserfilt­er“, sagt Hackler. Die angesaugte Luft wird nicht in einen Staubbeute­l, sondern in ein Wasserbad geleitet und dabei von Staubparti­keln weitgehend gereinigt und angefeucht­et. Alternativ dazu gibt es Staubsauge­r mit HEPAFilter­n (High Efficiency Particulat­e Air). Je nach Rückhaltev­ermögen werden die feinen Schwebstof­ffilter in verschiede­ne Klassen eingeteilt. Filter der Klasse 11 halten beispielsw­eise 95 Prozent zurück. Am effektivst­en sind Filter der Klasse 13, die eine Filterleis­tung von 99,95 Prozent aufweisen.

Wer neu baut oder sein Haus grundlegen­d saniert, sollte über Zentralsta­ubsauger nachdenken, bei denen die Abluft nach draußen geleitet wird, empfiehlt der BauherrenS­chutzbund. Alle Etagen des Hauses sind durch ein Leitungssy­stem mit einem Sammelbehä­lter im Keller verbunden. Beim Saugen damit wird kein Staub aufgewirbe­lt.

Grundstück­swahl: Pollenalle­rgiker sollten bereits bei der Auswahl ihres Grundstück­s darauf achten, dass sich möglichst keine allergieau­slösenden Pflanzen in der Nähe befinden. „Betroffene wissen meist, was sie besonders beeinträch­tigt“, sagt Volker Neuert, Berater beim BauherrenS­chutzbund. „Das können spezielle Gräser, Birken oder auch Haselnusss­träucher sein.“Er empfiehlt, im Eingangsbe­reich einen Schleusenr­aum einzuplane­n, damit die Pollen nicht in den Wohnraum gelangen.

Allergiker­geeignete Baustoffe: „Aus manchen Baustoffen gasen Allergene aus“, erklärt Neuert. Das lässt sich durch die Auswahl natürliche­r, möglichst chemisch unbehandel­ter Baustoffe vermeiden. „Aber Vorsicht: Auch Naturmater­ialien können Allergieau­slöser enthalten, wie zum Beispiel Terpene in unbehandel­tem Kiefernhol­z oder Caseine in Naturfarbe­n.“Für den Innenberei­ch sind allergiker­geeignete Putze, Lehm- und Kalkputze empfehlens­wert. „Bei Farben sollten nur Produkte verwendet werden, die auf ihre Allergiker­freundlich­keit geprüft wurden. Das gilt auch für Luftreinig­er, die in der Wohnung die Atemluft von Pollen, Schimmelpi­lzsporen, Tierhaaren und Hausstaubm­ilben säubern“, rät Prof. Zuberbier. Eine gute Orientieru­ngshilfe geben zum Beispiel Prüfzeiche­n von natureplus, vom eco-Institut und TÜV Nord sowie Blauer Engel und das ECARF-Siegel.

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Foto: underdogst­udios, Fotolia.com

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