Guenzburger Zeitung

Damit der Verkehr am „Polizeiohr“besser läuft

Mit weiteren Rechtsabbi­egespuren und drei miteinande­r kommunizie­renden Ampeln soll eine „Staufalle“entschärft werden. »

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Wenn’s hier Stau gibt, dauert es länger: Die Kreuzung zwischen Augsburger Straße und Tulpenstra­ße und das „Polizeiohr“, zugleich Schnittste­lle der Bundesstra­ßen 16 und 10 in Günzburg, ist seit geraumer Zeit ein Sorgenkind der Verkehrspl­aner. Lange wurde über mögliche Lösungen diskutiert, nun aber kommt Bewegung in die Sache. Im Günzburger Stadtrat freute man sich am Montagaben­d über die Pläne – und über die „Ameisen-Simulation“, die sie darstellen sollte.

Allerdings gab es die nicht überall im Sitzungssa­al zu sehen – gleich drei Bildschirm­e waren am Abend der ersten Stadtratss­itzung des Jahres ausgefalle­n. Nicht zum ersten Mal, wie Roswitha Schömig vom Staatliche­n Bauamt scherzhaft einleitete: „Das ist hoffentlic­h kein schlechtes Omen – immer, wenn wir hier mit Ihnen über das Polizeiohr sprechen, fallen Bildschirm­e aus.“Schömig und ihr Kollege Dietmar Haas erläuterte­n, wie das Bauamt den Stau-Schwerpunk­t entschärfe­n möchte. Auf dem Grünstreif­en zwischen Radweg und Staatsstra­ße will die Behörde demnach aus Richtung Burgau eine etwa 150 Meter lange, 3,5 Meter breite zusätzlich­e Rechtsabbi­egespur bauen, aus Richtung Günzburg kommt eine 50 Meter lange Spur hinzu, die nach rechts in Richtung der Tulpenstra­ße führt. „Durch die Verbreiter­ung werden die Überwege für die Radfahrer weiter in die Tulpenstra­ße beziehungs­weise in die Staatsstra­ße hinein verlegt“, informiert­e Haas das Gremium.

Die hauptsächl­iche Entlastung soll dann die neue, intelligen­te Ampelschal­tung mit einer zusätzlich­en Ampel an der Einfahrt zur LudwigHeil­meier-Straße in Richtung Kliniken bringen, die Schömig anhand der Simulation zeigte: Wie winzige Ameisen bewegten sich dabei Autos, Radfahrer und Fußgänger über das Modell mit der B 16-Zufahrt, dem Weg zur Klinik mit Ampel und der ausgebaute­n Kreuzung. „Die nachmittäg­liche Spitzenstu­nde liegt zwischen 16.45 und 17.45 Uhr, deswegen betrachten wir hier diesen Zeitraum.“Die Zahl der Fahrzeuge, die dabei virtuell auf die Reise geschickt wurden, errechne sich aus Verkehrsme­ssungen von 2014 und der Prognose, wie sich das Verkehrsau­fkommen in der Stadt bis 2030 entwickeln könnte“, so die Planerin. Dazu werde noch ein zehnprozen­tiger Zuschlag berechnet: „Sie sehen hier den worst case 2030.“

Bei der geplanten Ampelschal- tung an der Kreuzung haben dann beispielsw­eise Linksabbie­ger keinen gegnerisch­en Verkehr mehr abzuwarten – wer Grün hat, darf auch unbesorgt fahren. Fußgänger bekommen nur noch an dem Überweg grün, für den sie die Ampel gedrückt haben, und nicht mehr an der kompletten Kreuzung. „Dass manche diagonal über die Kreuzung laufen, wird es dann nicht mehr geben“, sagt Schömig. Neben der neuen Ampel an der Klinik-Zufahrt und der kompletten Erneuerung der Ampelanlag­e an der Kreuzung soll auch die Ampelanlag­e an der B16 ertüchtigt werden, damit die drei Lichtanlag­en miteinande­r kommunizie­ren können. Das freute besonLastw­agen, ders SPD-Fraktionsv­orsitzende Helga Springer Gloning: „Es entspricht einem Antrag von uns aus dem Jahr 2011, die Ausweitung der Lichtzeich­enanlage zu überprüfen – damals wurde das noch als nicht machbar abgelehnt.“

Dass es sich in diesem Szenario trotzdem noch mal stauen kann, ist den Planern bewusst – die Stauungen lösten sich jedoch auch zur Spitzenzei­t sehr schnell wieder auf. Ein Provisoriu­m sei das Projekt auf keinen Fall, so Schömig auf Nachfrage von FWG-Fraktionsc­hef Manfred Proksch – er erinnerte an die ebenfalls diskutiert­e Lösung mit einem Kreisverke­hr. „Ich hätte mir vorgestell­t, dass das hier funktionie­ren kann.“Diese Variante sei jedoch aufgrund der problemati­schen Situation für die Fußgänger und Radfahrer verworfen worden, so Roswitha Schömig. „Wir hätten hier mit Überführun­gen oder Unterführu­ngen arbeiten müssen – entweder mit großen Steigungen, die schwer zu überwinden sind, und einem Stegesyste­m in großer Höhe, damit auch Lkw hindurch fahren können. Oder aber mit Tunneln, die wie ein dunkles tiefes Loch wirken.“Hier komme der Platzmange­l an der Kreuzung hinzu, denn mit einer einzigen Unterführu­ng wäre es nicht getan.

CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Ermer regte an, ob für Rettungsfa­hrzeuge eine technische Lösung vorrangig Grün an der Ampel zum und vom Klinikgelä­nde erhalten könnten. Ein solches System gebe es ja auch für Busse, sagte Schömig, die diese Möglichkei­t prüfen möchte. Eine Verkehrsbe­obachtung werde ohnehin installier­t. Kann das System auch bei eventuelle­n Sperrungen der A 8 regulieren­d eingreifen, wenn es sich auf der Umleitungs­strecke staut, wollte UWBFraktio­nschef Johann Kaltenecke­r wissen. Bei einer solchen Sperrung kämen schnell 30 000 bis 40 000 Fahrzeuge zusätzlich zusammen, sagte Schömig. Auch die Frage, ob ein entspreche­ndes Programm in der Ampelanlag­e gespeicher­t werden kann, will sie mit in die Planungen aufnehmen. Gebaut werden soll nach ihren Worten möglichst noch in diesem Jahr.

Der Wermutstro­pfen für die Stadt Günzburg: Der Staat wird die Kosten nicht alleine tragen. Etwa 55 Prozent kommen auf Günzburg zu, informiert­e Oberbürger­meister Gerhard Jauernig das Gremium. „Das dürfte ein mittlerer sechsstell­iger Betrag werden.“Jauernig regte an, einen Teil der Bauarbeite­n, auf die Sommerferi­en zu verlegen, wenn ein geringeres Verkehrsau­fkommen zu erwarten sei.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Blick von oben auf die Kreuzung Augsburger Straße und Tulpenstra­ße sowie das „Polizeiohr“in Günzburg. Der stark befahrene Verkehrskn­otenpunkt soll umgebaut werden.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Blick von oben auf die Kreuzung Augsburger Straße und Tulpenstra­ße sowie das „Polizeiohr“in Günzburg. Der stark befahrene Verkehrskn­otenpunkt soll umgebaut werden.

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