Damit der Verkehr am „Polizeiohr“besser läuft
Mit weiteren Rechtsabbiegespuren und drei miteinander kommunizierenden Ampeln soll eine „Staufalle“entschärft werden. »
Günzburg Wenn’s hier Stau gibt, dauert es länger: Die Kreuzung zwischen Augsburger Straße und Tulpenstraße und das „Polizeiohr“, zugleich Schnittstelle der Bundesstraßen 16 und 10 in Günzburg, ist seit geraumer Zeit ein Sorgenkind der Verkehrsplaner. Lange wurde über mögliche Lösungen diskutiert, nun aber kommt Bewegung in die Sache. Im Günzburger Stadtrat freute man sich am Montagabend über die Pläne – und über die „Ameisen-Simulation“, die sie darstellen sollte.
Allerdings gab es die nicht überall im Sitzungssaal zu sehen – gleich drei Bildschirme waren am Abend der ersten Stadtratssitzung des Jahres ausgefallen. Nicht zum ersten Mal, wie Roswitha Schömig vom Staatlichen Bauamt scherzhaft einleitete: „Das ist hoffentlich kein schlechtes Omen – immer, wenn wir hier mit Ihnen über das Polizeiohr sprechen, fallen Bildschirme aus.“Schömig und ihr Kollege Dietmar Haas erläuterten, wie das Bauamt den Stau-Schwerpunkt entschärfen möchte. Auf dem Grünstreifen zwischen Radweg und Staatsstraße will die Behörde demnach aus Richtung Burgau eine etwa 150 Meter lange, 3,5 Meter breite zusätzliche Rechtsabbiegespur bauen, aus Richtung Günzburg kommt eine 50 Meter lange Spur hinzu, die nach rechts in Richtung der Tulpenstraße führt. „Durch die Verbreiterung werden die Überwege für die Radfahrer weiter in die Tulpenstraße beziehungsweise in die Staatsstraße hinein verlegt“, informierte Haas das Gremium.
Die hauptsächliche Entlastung soll dann die neue, intelligente Ampelschaltung mit einer zusätzlichen Ampel an der Einfahrt zur LudwigHeilmeier-Straße in Richtung Kliniken bringen, die Schömig anhand der Simulation zeigte: Wie winzige Ameisen bewegten sich dabei Autos, Radfahrer und Fußgänger über das Modell mit der B 16-Zufahrt, dem Weg zur Klinik mit Ampel und der ausgebauten Kreuzung. „Die nachmittägliche Spitzenstunde liegt zwischen 16.45 und 17.45 Uhr, deswegen betrachten wir hier diesen Zeitraum.“Die Zahl der Fahrzeuge, die dabei virtuell auf die Reise geschickt wurden, errechne sich aus Verkehrsmessungen von 2014 und der Prognose, wie sich das Verkehrsaufkommen in der Stadt bis 2030 entwickeln könnte“, so die Planerin. Dazu werde noch ein zehnprozentiger Zuschlag berechnet: „Sie sehen hier den worst case 2030.“
Bei der geplanten Ampelschal- tung an der Kreuzung haben dann beispielsweise Linksabbieger keinen gegnerischen Verkehr mehr abzuwarten – wer Grün hat, darf auch unbesorgt fahren. Fußgänger bekommen nur noch an dem Überweg grün, für den sie die Ampel gedrückt haben, und nicht mehr an der kompletten Kreuzung. „Dass manche diagonal über die Kreuzung laufen, wird es dann nicht mehr geben“, sagt Schömig. Neben der neuen Ampel an der Klinik-Zufahrt und der kompletten Erneuerung der Ampelanlage an der Kreuzung soll auch die Ampelanlage an der B16 ertüchtigt werden, damit die drei Lichtanlagen miteinander kommunizieren können. Das freute besonLastwagen, ders SPD-Fraktionsvorsitzende Helga Springer Gloning: „Es entspricht einem Antrag von uns aus dem Jahr 2011, die Ausweitung der Lichtzeichenanlage zu überprüfen – damals wurde das noch als nicht machbar abgelehnt.“
Dass es sich in diesem Szenario trotzdem noch mal stauen kann, ist den Planern bewusst – die Stauungen lösten sich jedoch auch zur Spitzenzeit sehr schnell wieder auf. Ein Provisorium sei das Projekt auf keinen Fall, so Schömig auf Nachfrage von FWG-Fraktionschef Manfred Proksch – er erinnerte an die ebenfalls diskutierte Lösung mit einem Kreisverkehr. „Ich hätte mir vorgestellt, dass das hier funktionieren kann.“Diese Variante sei jedoch aufgrund der problematischen Situation für die Fußgänger und Radfahrer verworfen worden, so Roswitha Schömig. „Wir hätten hier mit Überführungen oder Unterführungen arbeiten müssen – entweder mit großen Steigungen, die schwer zu überwinden sind, und einem Stegesystem in großer Höhe, damit auch Lkw hindurch fahren können. Oder aber mit Tunneln, die wie ein dunkles tiefes Loch wirken.“Hier komme der Platzmangel an der Kreuzung hinzu, denn mit einer einzigen Unterführung wäre es nicht getan.
CSU-Fraktionsvorsitzender Thomas Ermer regte an, ob für Rettungsfahrzeuge eine technische Lösung vorrangig Grün an der Ampel zum und vom Klinikgelände erhalten könnten. Ein solches System gebe es ja auch für Busse, sagte Schömig, die diese Möglichkeit prüfen möchte. Eine Verkehrsbeobachtung werde ohnehin installiert. Kann das System auch bei eventuellen Sperrungen der A 8 regulierend eingreifen, wenn es sich auf der Umleitungsstrecke staut, wollte UWBFraktionschef Johann Kaltenecker wissen. Bei einer solchen Sperrung kämen schnell 30 000 bis 40 000 Fahrzeuge zusätzlich zusammen, sagte Schömig. Auch die Frage, ob ein entsprechendes Programm in der Ampelanlage gespeichert werden kann, will sie mit in die Planungen aufnehmen. Gebaut werden soll nach ihren Worten möglichst noch in diesem Jahr.
Der Wermutstropfen für die Stadt Günzburg: Der Staat wird die Kosten nicht alleine tragen. Etwa 55 Prozent kommen auf Günzburg zu, informierte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig das Gremium. „Das dürfte ein mittlerer sechsstelliger Betrag werden.“Jauernig regte an, einen Teil der Bauarbeiten, auf die Sommerferien zu verlegen, wenn ein geringeres Verkehrsaufkommen zu erwarten sei.