Am Wasser Gebautes soll am Wasser bleiben
Denkmalschutz Zwei historische Mühlen und ihre Gebäude sollen vor einem möglichen Abriss bewahrt werden
Auf seine wasserreiche Geschichte ist man in Günzburg stolz. Seit 2006 zeigt ein Schaupfad, wie Günz und Donau Energie lieferten und noch immer liefern. Umso genauer schaut die Stadt deshalb hin, wenn ein Teil dieser Geschichte zu verschwinden droht. Konkret handelt es sich um Pläne einzelne Gebäude im Bereich der Oberen Mühle an der Butzengünz abzureißen. Um das zu verhindern, stimmte der Stadtrat am Montagabend einer Erhaltungssatzung zu, durch die Bauvorhaben in diesem Bereich und an der benachbarten Hasenmühle grundsätzlich genehmigungspflichtig werden. Das lief nicht ohne Diskussionen ab.
Während CSU-Rat Thomas Ermer aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen den Ratstisch für diesen Tagesordnungspunkt verließ, bat UWB-Stadtrat Ferdinand Munk um Vertagung des Themas. „Wir sind der Meinung, mit dem Besitzer wurde nicht ausführlich gesprochen. Miteinander erreicht man doch mehr als mit Druck.“Munks Antrag, erst in vier Wochen im Gremium zu entscheiden, wurde gegen die UWB-Stimmen abgelehnt. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig: „Die Satzung, die wir hier aufstellen, verhindert das Miteinander doch nicht.“Stadtbaumeister Georg Dietze betonte, dass die Verwaltung selbstverständlich mit dem Eigentümer gesprochen habe. Ziel der Satzung sei der Erhalt der städtebaulichen Gestaltung. „Dass der Eigentümer nicht besonders begeistert ist, ist klar, aber es besteht ein öffentliches Interesse an der städtebaulichen Entwicklung. Und die Satzung verhindert nichts.“
Die Obere Mühle besteht aus dem Mühlengebäude mit Turbinenantrieb, Stall- und Scheinengebäuden und dem Wohnhaus, seit Längerem stehen die Gebäude leer, heißt es in der Begründung der Erhaltungssatzung. Die Hasenmühle bestehe aus Mühlengebäude mit Wohn- und Gewerbeteil sowie Stall- und Scheunengebäuden, die teilweise noch genutzt werden.
Auch wenn der Mühlenbetrieb beider Anlagen seit Langem stillgelegt sei, würden die Turbinen für die Stromerzeugung genutzt. Gabriela Karnowski-Bachofer vom Stadtbauamt berichtete von einer ersten Einschätzung der Oberen Mühle durch das Landesamt für Denkmalpflege. Demnach sei ein Schutz nicht wegen der Gebäude an sich mit ihrer Architektur vom Anfang des 20. Jahrhunderts, wohl aber aufgrund der städtebaulichen und geschichtlichen Bedeutung notwendig. „Wird das Objekt unter Denkmalschutz gestellt, würde das für den Eigentümer dann nicht ganz so viele Einschränkungen bedeuten wie bei einem vor allem architektonisch schützenswerten Gebäude“, so Stadtbaumeister Georg Dietze im Gespräch mit der GZ. Manfred Proksch (FWG) begrüßte die Bemühungen für den Erhalt der beiden Mühlen. Proksch: „Das Ziel sollte nicht nur sein, die Mühlen zu erhalten, sondern nach einer Restaurierung auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“Siegfried Ranz (SPD) erinnerte daran, dass die beiden Mühlen die Bombardierungen der letzten Kriegswochen überlebt hätten – im Gegensatz zu vielen benachbarten Gebäuden auf dem Gries, die den Bomben zum Opfer fielen. Ein positives Beispiel für die Reaktivierung eines alten Mühlengebäudes sei beispielsweise die Bertelemühle. Und CSU-Rat Günter Treutlein appellierte daran, einen Geschichts- und Identitätsverlust zu verhindern.
Ferdinand Munk betonte, dass die Ablehnung durch seine Fraktion nicht bedeute, dass diese für einen Abbruch sei. „Wir sehen hier eher die Gefahr, dass Gespräche abbrechen.“Mit 18:5 Stimmen wurde die Erhaltungssatzung beschlossen. (rjk)