Zweiter Anlauf für den Guntiapark
Wohnprojekt Erneut ist der Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Die Frage nach der Grüngestaltung reißt jedoch alte Wunden auf. Eine Betonwand wird ebenfalls zum Stolperstein
Zum zweiten Mal nach 2014 hat der Günzburger Stadtrat in dieser Woche dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Guntiapark“seine Zustimmung erteilt. Die Wohnanlage zwischen Dillinger Straße und Otto-Geiselhart-Straße kann in ihrer umgestalteten Form kommen. Doch die Abstimmung im Stadtrat fiel nicht einstimmig aus – die Diskussion um die Grüngestaltung brachte das Thema der Baumfällungen auf dem Areal der ehemaligen Hauswirtschaftsschule wieder auf den Tisch. Und wo die einen eine gefälligere Gestaltung erkannten, lehnten andere Ratsmitglieder die Anmutung des Wohnkomplexes ab.
Das Günzburger Bauunternehmen Bendl hatte das Grundstück 2013 vom Landkreis gekauft, mehrere Interessenten hatten damals um den Kauf geworben. Bei der Vorstellung des Projektes im Sommer hatte die Firma versprochen, auf den Baumbestand zu achten und ihn das neue Konzept zu integrieren. Ende des Jahres wurden dann plötzlich alle Bäume auf dem Areal gefällt. Angelika Fischer (GBL) erinnerte an die Fällungen, als es im Stadtrat um eine Einwendung der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts ging: Die in der Entwurfsplanung dargestellten fünf zu pflanzenden Bäume seien aus naturschutzfachlicher Sicht kein Ersatz für die damals gefällten Bäume. Die Behörde forderte, die Mindestanzahl zu erhöhen.
Dies lehnte jedoch die Stadtverwaltung ab. Durch die Planung verschlechtere sich die vorhandene Situation nicht, sondern werde vielmehr durch grünordnerische Maßnahmen und Pflanzgebote verbessert. Schließlich werde auch die Tiefgarage begrünt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Begrünung einer Garage das ersetzt, was verloren ging“, zweifelte Angelika Fischer. Sie könne dem Antrag nicht zustimmen. Ähnlich äußerte sich auch Simone RiemenschneiderBlatter (SPD). „Ich habe mit der gleichen Begründung auch schon im Bauausschuss dagegen gestimmt.“CSU-Stadtrat Thomas Ermer erklärte, dass eine Nachpflanzung von Bäumen auf dem Areal kaum möglich sei, da die Tiefgarage nun einmal direkt darunter liege. „Auf einer Tiefgarage können sie einfach keinen Großbaum anpflanzen – das geht nur am Rand des Geländes.“Die insgesamt neun SPD- und GBL-Stadträte verweigerten dem Antrag schließlich die Zustimmung, der mit 15 Ja-Stimmen angenommen wurde.
Nur zwei Gegenstimmen erhoben sich gegen den eigentlichen Satzungsbeschluss des Bebauungsplans. Während Thomas Ermer die positive Weiterentwicklung des Bauvorhabens und die gefällige Planung lobte, und Ferdinand Munk (UWB) eine Bereicherung für die Innenstadt erkannte, sprachen Riemenschneider-Blatter und Fischer von einem uneinheitlichen Bild in ihren Fraktionen. Die SPD-Fraktionssprecherin gab zu, dass ihr die ursprüngliche, anspruchsvolle Arin chitektur besser gefallen habe – diese habe sich aber wohl nicht vermarkten lassen. Sie mahnte eine sensible Gestaltung der TiefgaragenFassade an, die den Sockel des Gebäudes an der Dillinger Straße bildet. Eben dieser ist GBL-Rätin Birgit Rembold ein Dorn im Auge, weshalb sie gemeinsam mit SPDRat Manfred Büchele gegen die Planung stimmte. „Ich stoße mich an der Tiefgarage, die sehr massiv ist. Ich wünsche mir einen anderen Zugang zum Marktplatz als entlang an einer Betonwand.“
Oberbürgermeister Gerhard Jauernig stellte das Vorhaben in die Reihe der Bauprojekte auf dem Gelände der ehemaligen Radbrauerei, dem Lutz-Areal und dem Traubenkeller: Günzburg erlebe derzeit viel Zuzug, gerade auch von Menschen über 60 Jahre. Für diese seien Wohnangebote in der Stadt und kurze Wege zum Einkaufen oder medizinischen Einrichtungen ein wichtiger Faktor. „Wir haben hier, wenn wir es gut machen, einen Vorsprung im Landkreis.“