Und die Oscars sollten gehen an…
Kino In der Nacht auf Montag werden die renommiertesten Filmpreise der Welt vergeben. Hier sind unsere Favoriten unter den Nominierten – mit einer großen Unbekannten und dringenden Empfehlungen, wer nicht gewinnen sollte
Das ist Rekord: 14 Oscar-Nominierungen für „La La Land“, wie einst für „Titanic“. Und der hat bei der Vergabe der wichtigsten Filmpreise 1997 auch den Spitzenwert von elf Auszeichnungen erreicht. Ob das dem Musical-Film nun 20 Jahre später auch gelingt? Klarheit gibt’s erst in der Nacht auf Montag (ProSieben überträgt, die Verleihung beginnt um 2.30 Uhr unserer Zeit). Ein Jahr nach den Debatten um die allzu weißen Oscars erwartet Hollywood gebannt ein Duell: Das weiße Nostalgiemusical gegen „Moonlight“, ein Schwarzendrama, immerhin auch acht Mal nominiert. Wir wagen hier unsere eigene Auswahl unter den Nominierten. Abgesehen davon, dass „Moonlight“(wie auch der nominierte „Loving“) in Deutschland noch nicht in den Kinos angelaufen ist und damit als große Unbekannte aus unseren Prämierungswünschen fehlt: „La La Land“erlebt bei uns alles andere als einen Trophäenrausch. Warum? Wir haben da eine klare Meinung. Womöglich eine andere als Sie. Aber genau das ist doch interessant… BESTE REGIE Denis Villeneuve / Mel Gibson / Damien Chazelle / Kenneth Lonergan / Barry Jenkins Der Kanadier hat es wieder allen gezeigt. Zuletzt hatte er mit „Sicario“einen Mafia-Film gedreht, der trotz übermächtiger Genre-Tradition aus den Socken haute. Jetzt, mit „Arrival“, die Eroberung der nächsten Sparte. Mitten hinein in die Flut aus Fantasy und Science-Fiction zeigt Villeneuve, wie schön, klug und berührend Effekt-Kino sein kann. Auch dank einer starken Amy Adams, vor allem aber durch die feine Bilderzählung werden hier nicht einfach Außerirdische zum Geheimnis, sondern die Sprache, die Zeit, das Menschsein. Dagegen kann Damien Chazelle als Musical-Restaurator einpacken, und dagegen kommt auch Kenneth Lonergan in „Manchester by the Sea“wegen Sentimentalitätssünden nicht an. DIE BESTE NEBENDARSTELLERIN Viola Davis / Noamie Harris / Nicole Kidman / Octavia Spencer / Michelle Williams Unfassbar, dass diese Frau nicht als Hauptdarstellerin aufgeführt wird – auch da müsste sie gewinnen. Denn Viola Davis ist das allgegenwärtige Herz in Denzel Washingtons feinem Familienfilm „Fences“, der nach dem gleichnamigen Schauspielstück die Gesellschaft der 50er Jahre in den USA bespiegelt. Die 51-Jährige, die bereits das US-Fernsehen in der Serie „How to Get Away with Murder“aufmischte, spielt Washingtons Frau, Rose, deren Gesicht allein schon viel mehr über die Wahrheit des Lebens und der Liebe erzählt als die vielen, vielen Worte ihres Mannes. Und wenn sie dann ausbricht und spricht! Davis hat eine Präsenz, die man in den weiblichen Hauptrollen dieses Jahres meist schmerzlich vermisst… DER BESTE NEBENDARSTELLER Mahershala Ali / Jeff Bridges / Lucas Hedges / Dev Patel / Michael Shannon Er funktioniert wie ein Kontrastmittel. Dank Michael Shannon in der Rolle des todkranken Sheriffs lässt sich genau sagen, wo „Nocturnal Animals“, der Thriller des Modeschöpfers Tom Ford, gelungen ist und wo nicht. Eigentlich stark die Geschichte, in der eine Familie auf dem Highway nachts von einer Gang ausgebremst wird… Leider interessieren Ford die Posen mehr als die Menschen – was aber immer gebrochen ist, wenn der 41-jährige, kantige Shannon auftaucht. So hat er schon sehr viele Filme bereichert. Hier ist das preiswürdig! Bloß ist die Konkurrenz hart. Der unvergleichliche Jeff Bridges in „Hell or High Water“, Lucas Hedges als Entdeckung in „Manchester by the Sea“…