Wehe, wenn sie losgelassen ...
Weiberfasching Die Närrinnen des Leipheimer Haufens übernehmen mit Witz und Wortgewalt das Zepter in der Güssenstadt
Leipheim Meteorologisch wie karnevalistisch stand die Wetterlage am Gumpigen Donnerstag, dem Weiberfasching, im und vor dem Leipheimer Rathaus auf Sturm. Denn nicht wie sonst üblich während einer Ratssitzung im Zehntstadel, wurden Bürgermeister samt Stadtverordnete ihrer Dienste enthoben. Diesmal stand die Eroberung des Zentrums urbaner Schlüsselgewalt im Fokus närrischer Strategie.
Punkt 16 Uhr bliesen auf dem Rathausvorplatz gardeberockte Mädchen wie auch karnevalsfeministische Vorzeigedamen in männlich schwarzer Eleganz zum Sturm auf das Rathaus. Verstärkt durch Günzburger Stadtbutzen stellte die amtierende Prinzessin Jenny I. die weiberfastnachtliche Gretchenfrage: „Nun, wie sieht es aus, meine Herren mit Schlips und Kragen. Habt ihr uns noch was zu sagen ?!“Nein, hatten sie nicht. Ergo: Wehe, wenn sie losgelassen! Kürzung der Manneszierde, also der Krawatte, um ihr bestes Stück! Bürgermeister Christian Konrad hatte sich vorsorglich im zweiten Stock seiner Stadtfestung verschanzt. Aus gutem Grunde, stand ihm doch eine peinlichen Befragung aus Gründen weiblichen Stadtschlüsselanspruchs bezüglich männlicher Versagenskunst bevor.
Zehn Fragen hatte das (noch) amtierende Stadtoberhaupt zu beantworten, die über Sein oder Nichtsein seines Regierens während der närrischen Tage entscheiden sollten. Fragen über Rathausmitarbeiter, Supermärkte, Stadtflagge, Gründungsdaten und Jubiläumsfeiern. Fragen, deren Antwort selbst für das bürgermeisterliche Beraterteam nicht so leicht aus dem Ärmel zu schütteln waren. Ein paar Holperer gab’s da schon. Doch die genügten zur Verabschiedung aus Amt und Würde! „Da werden Weiber zu Hyänen.“Schiller wusste sehr genau, wovon er dichtete. Der Schlüssel am Bande glitt, von Närrinnenjubel begleitet, vom Fenster der städtischen Vorstandsetage hinunter in eine Faschingsfeierwelt aus Jubel und Heiterkeit. „Wir kommen jetzt rein mit Radau und einem dreifachen Güssen Helau.“Gesagt, getan. Der Bürgermeister ließ sich vom Stimmungshoch anstecken, nahm’s mit karnevalistischem Jauchzen, einem Glas Sekt und seiner verbliebenen Krawattenhälfte.