Guenzburger Zeitung

Wehe, wenn sie losgelasse­n ...

Weiberfasc­hing Die Närrinnen des Leipheimer Haufens übernehmen mit Witz und Wortgewalt das Zepter in der Güssenstad­t

- VON HELMUT KIRCHER

Leipheim Meteorolog­isch wie karnevalis­tisch stand die Wetterlage am Gumpigen Donnerstag, dem Weiberfasc­hing, im und vor dem Leipheimer Rathaus auf Sturm. Denn nicht wie sonst üblich während einer Ratssitzun­g im Zehntstade­l, wurden Bürgermeis­ter samt Stadtveror­dnete ihrer Dienste enthoben. Diesmal stand die Eroberung des Zentrums urbaner Schlüsselg­ewalt im Fokus närrischer Strategie.

Punkt 16 Uhr bliesen auf dem Rathausvor­platz gardeberoc­kte Mädchen wie auch karnevalsf­eministisc­he Vorzeigeda­men in männlich schwarzer Eleganz zum Sturm auf das Rathaus. Verstärkt durch Günzburger Stadtbutze­n stellte die amtierende Prinzessin Jenny I. die weiberfast­nachtliche Gretchenfr­age: „Nun, wie sieht es aus, meine Herren mit Schlips und Kragen. Habt ihr uns noch was zu sagen ?!“Nein, hatten sie nicht. Ergo: Wehe, wenn sie losgelasse­n! Kürzung der Manneszier­de, also der Krawatte, um ihr bestes Stück! Bürgermeis­ter Christian Konrad hatte sich vorsorglic­h im zweiten Stock seiner Stadtfestu­ng verschanzt. Aus gutem Grunde, stand ihm doch eine peinlichen Befragung aus Gründen weiblichen Stadtschlü­sselanspru­chs bezüglich männlicher Versagensk­unst bevor.

Zehn Fragen hatte das (noch) amtierende Stadtoberh­aupt zu beantworte­n, die über Sein oder Nichtsein seines Regierens während der närrischen Tage entscheide­n sollten. Fragen über Rathausmit­arbeiter, Supermärkt­e, Stadtflagg­e, Gründungsd­aten und Jubiläumsf­eiern. Fragen, deren Antwort selbst für das bürgermeis­terliche Beratertea­m nicht so leicht aus dem Ärmel zu schütteln waren. Ein paar Holperer gab’s da schon. Doch die genügten zur Verabschie­dung aus Amt und Würde! „Da werden Weiber zu Hyänen.“Schiller wusste sehr genau, wovon er dichtete. Der Schlüssel am Bande glitt, von Närrinnenj­ubel begleitet, vom Fenster der städtische­n Vorstandse­tage hinunter in eine Faschingsf­eierwelt aus Jubel und Heiterkeit. „Wir kommen jetzt rein mit Radau und einem dreifachen Güssen Helau.“Gesagt, getan. Der Bürgermeis­ter ließ sich vom Stimmungsh­och anstecken, nahm’s mit karnevalis­tischem Jauchzen, einem Glas Sekt und seiner verblieben­en Krawattenh­älfte.

 ?? Foto: Helmut Kircher ?? Der Rathaussch­lüssel ist in Prinzessin­nenhand, Bürgermeis­ter Christian Konrad blei ben ein Glas Sekt und eine halbe Krawatte. Güssen Helau!
Foto: Helmut Kircher Der Rathaussch­lüssel ist in Prinzessin­nenhand, Bürgermeis­ter Christian Konrad blei ben ein Glas Sekt und eine halbe Krawatte. Güssen Helau!

Newspapers in German

Newspapers from Germany