Blech vom Feinsten
Blasmusik Mit einem Benefizkonzert zugunsten der Kartei der Not starten Blech und Co in die Saison. Was das Ensemble dieses Jahr sonst noch vor hat und mit welchem Sahnehäubchen der Abend im Forum besonders gehaltvoll wurde
Günzburg Einen besseren Auftakt zur Konzertsaison 2017 hätten sich Blech und Co vor rund 300 begeisterten Besuchern im Forum am Hofgarten in Günzburg kaum wünschen können als beim Benefizkonzert zugunsten der „Kartei der Not“, dem Leserhilfswerk unserer Zeitung. Nicht nur mit den Darbietungen unter dem Konzerttitel „Böhmische Klänge von Mensch zu Mensch“erfüllten die 19 Vollblutmusiker unter der Leitung von Toni Müller die Erwartungen der Gäste und weit darüber hinaus. Für die Perfektion und Vielseitigkeit des Ensembles gab es mehrmals Szenenapplaus.
Mit viel blasmusikalischer Leidenschaft und einer schier unbändigen Lust am Musizieren unter besten akustischen Voraussetzungen präsentierten Blech und Co mit bekannten Polkas, Walzer oder Marsch, Musical oder Pop vom ersten Takt an mal traditionell, mal modern und mit einem Schuss Swing und etlichen virtuosen solistischen Einlagen das enorme musikalische Potenzial.
Sahnehäubchen des dreistündigen Konzertabends war erneut das Gesangsduo Michaela Zach und Wolfgang Allstätter. Und wenn schon „Blasmusik für Feinschmecker“auf den Fahnen des Europameisters 2013 prangt, dann konnte die mit dem aus Funk und Fernsehen bestens bekannten Volksmusikexperten Georg „Schorsch“Ried die Position des Moderators und Ansagers nicht passender besetzt werden.
Mit dem festlichen Marsch „Hoch Heidecksburg“stimmte Blech und Co die Gäste auf den Konzertabend ein, bei den gefühlvollen Böhmisch/Mährischen Polkas „Zärtlichkeiten“und „Liebespärchen“gab das Gesangsduo Micha und Wolfi bereits erste Kostproben seines großen Repertoires. „Jetzt geht es genau 1768 Kilometer weit weg in Richtung Belfast,“kündigte Schorsch Ried an. „Ich bin heute mittag die Route selber abgefahren – mit Google maps.“Gemeint war die Ballade „Carrickfergus“, ein altes Nordirisches Volkslied. Eduard Hampp demonstrierte bei seinem Tenorhornsolo, welch unglaublich weiche Klänge aus Blech herauszuholen sind.
Nach einem ruhigen Walzer „Abendgedanken“(Komponist Franz Watz) folgte das amüsante Blasmusikstück „Kochrennen“, ein Wechselspiel zwischen den drei Klarinetten und sechs Flügelhörnern und Trompeten, die sich im wahrsten Sinne eine Küchenschlacht lieferten.
Als geschickt platzierte Abwechslung zwischen den böhmischen Klängen wie „Egerländer Sterne“und „Späte Liebe“erwies sich ein Abstecher in die Musicalszene zu „Elisabeth“. Für ihren Soloauftritt „Ich gehör nur mir“wurde die Sopranistin Michaela Zach mit lang anhaltendem Beifall gefeiert. Aber auch der Moderator „Schorsch“hatte vor der Pause noch seinen Gesangsauftritt mit „Knödel kochen“und dem „Wittmann Franz“– zwei nicht allzu ernst getextete Unterhaltungsstücke.
Der österreichische Komponist Martin Scharnagel dürfte sich zum Auftakt des zweiten Teils gefreut haben über die perfekte Interpretation seiner Polka „Von Freund zu Freund“der seit 25 Jahren bestehenden „Blech & Co.“, deren hohes musikalisches Niveau mit dem Titel „Deutscher Meister 2009“und „Europameister 2013“belohnt wurde.
Nach „My Way“(komponiert von Paul Anka und weltbekannt geworden durch den Entertainer Frank Sinatra) kam bei den Gästen nach den Polkaperlen wie „HerzSchmerz-Polka/Die Fischerin vom Bodensee/Trara es brennt/Rosamunde usw.“als Kontrast die Schlagerballade „Weil’st a’ Herz hast wia a Bergwerk“von Rainhard Fendrich – Solist Tenor Wolfgang Allstätter wurde begleitet von Michaela Zach – die vom Kapellmeister Toni Müller maßgeschneidert auf seine Kapelle mit Gespür und Fingerspitzengefühl angepasste Version bestens an.
Mit weiteren Polkas wie der „Böhmischen Liebe“, „Musikantensehnsucht“und zuletzt „Gute Nacht“konnte so ein stimmungsvolles Konzert mit einem unverwechselbaren Sound und einer enormen Bandbreite unter minutenlangem Beifall natürlich nicht ohne Zugaben enden. Aber nicht nur Mitklatschen war angesagt bei der „Mostrinka-Polka“, sondern absolute Ruhe beim gegensätzlichen „The Rose“. Die wunderschöne Ballade wurde vom Gesangsduo Micha & Wolfi wie eine Hymne zelebriert, ehe die begeisterten Besucher mit – was hätte wohl besser zum Abschluss gepasst – der Polka „Im Wäldchen“auf den Heimweg eingestimmt wurden.