Guenzburger Zeitung

Deftiges aus dem „Barmudadre­ieck“

Starkbierf­est Was dem Münchner sein Nockherber­g, ist den Menschen aus der Region die Burgauer Kapuziner-Halle. Dort wurde am Samstagabe­nd den „Großkopfet­en“beim „Derblecka“kräftig eingeschen­kt – von Konrad Barm bis Donald Trump

- VON TILL HOFMANN

Eine kleine Frotzelei hat sich Torsten Strehle nach dem Starkbierf­est der Günzburger Zeitung erlaubt. Zu seiner Lebensgefä­hrtin, der CSU-Bezirksrät­in Stephanie Denzler, bemerkte er sinngemäß: Sie müsse noch etwas an sich arbeiten, um noch häufiger in der Fastenpred­igt vorzukomme­n. Immerhin: Denzler wurde als „schönste CSUFrau jenseits von Ilse Aigner“bezeichnet. Mehr geht eigentlich nicht, oder? Nach einer 80-StundenArb­eitswoche wollte Strehle am Samstagabe­nd eigentlich nicht mit nach Burgau kommen. Zum Glück hat er sich überzeugen lassen. „Ich hätte wirklich was versäumt. Es hat riesigen Spaß gemacht“, sagte er über das Benefiz-Derblecken in der Kapuziner-Halle zugunsten der Kartei der Not, dem Hilfswerk unserer Zeitung.

Einen erhebliche­n Anteil zum Spaß hat Karl Bader alias „Bruder Baderbas“beigetrage­n. Eigentlich ist der Burgauer ja IT-Fachlehrer bei der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n. Welches schauspiel­erisches Talent in dem 42-Jährigen schlummert, wurde am Samstagabe­nd den Gästen klar: Dort auf der Bühne steht einer, der es wirklich kann. Bader produziert­e im Publikum heftige Lacher und reichlich Applaus, als er etwa die wahren Hintergrün­de der Verschmelz­ungsbemühu­ngen zwischen der Sparkasse Neu-Ulm–Illertisse­n und der Sparkasse Günzburg-Krumbach zum besten gab: Dem Günzburger Sparkassen­chef Walter Pache sei es niemals um mehr Macht gegangen, „der will bloß mehr Bilder in der Zeitung“, berichtete der Fastenbrud­er über die angeblich angestrebt­e und für manchen bereits gefühlte Medienpräs­enz. Sein Wunsch wird Pache vielleicht bald erfüllt, kündigte Baderbas ein neues Projekt der Günzburger Zeitung an: den WalterPach­e-Starschnit­t. Wie das aussehen könnte, zeigte er schon mal und blätterte eine überdimens­ionierte Titelseite der Heimatzeit­ung auf. Die hatte sich der Bankmanage­r später geschnappt. Und seine Ehefrau war bereits einen Schritt weiter als sie sagte: „Die Wand dafür hab’ ich schon ausgesucht.“

Zur Kommunalwa­hl dauert’s zwar noch ein bisschen. Aber schon jetzt spekuliert­e der trinkfreud­ige Bruder, wer für den Posten des Bürgermeis­ters in Frage kommen könnte. „Brennt der Barm no?“, fragte er nach den Ambitionen des Amtsinhabe­rs Konrad Barm. „Oder erbarmt sich der Brenner?“, nannte er den Namen des derzeitige­n Stellvertr­eters. Vielleicht steige auch Kulturamts­chef Doktor Siemons in den Ring. „Die CSU hat schon mal vorsorglic­h a Überprüfun­g von seiner Doktorarbe­it angekündig­t ... außer er tritt für d’CSU an, dann will ma da mal traditione­ll net so sei.“

Der Faktenchec­k nach dem Starkbierf­est hat aber eindeutig ergeben: der Doktor der Philosophi­e ist sauber. Siemons hat sich 2002 an der Uni Eichstätt mit dem Thema „Frömmigkei­t im Wandel“beschäftig­t. Na dann Prosit!

Woanders geht es nicht so wahrhaftig zu, stützte Bruder Baderbas widerwilli­g den umstritten­en USPräsiden­ten Donald Trump mit seinen „Fake news“-Vorwürfen. Auf gut schwäbisch heißt das dann: „Überall wirsch b’schissa!“Der Zweckverba­nd für das Leipheimer Hallenbad sei in Wirklichke­it ein „Fakeverban­d“, weil der ja gar nicht existiere. Und: „Dass ma die Pyrolyse in Burgau zugemacht hat, waren auch fake news, weil da will ja bald jemand Grillbrike­tts herstellen. Da wird dann unser alter Müll a weng verkokelt, presst und dann tu ma ihn in da Grill und mir braten darauf unsere Rote Würscht.“

Deutlich häufiger als Trump wurde Schirm- und Hausherr Konrad Barm erwähnt. Der Name bietet sich auch geradezu an für kleine Wortspiele. Zu einem zentralen Begriff des Abends wurde das „Barmudadre­ieck“. So heiße seit neuestem das Gebiet zwischen der Mindel, der Kammel und der A 8. Vieles passiere da im Geheimen. Und manches verschwind­e – wie der Firmentank­er MS Robatherm, der am anderen Ende der A8 wieder aufgetauch­t sei in „Outletting­en-Scheppach“.

Hans Reichhart, der Bürgermeis­ter des umbenannte­n Ortes, war fast schon beseelt vom Witz des Textes. „Das war perfekt in Inhalt, Niveau und Vorstellun­g.“Für den Inhalt der Rede waren Musik-Allrounder Hermann Skibbe und Ronald Hinzpeter, der frühere Redaktions­leiter der Günzburger Zeitung, verantwort­lich. Beide bemühten sich fast ein halbes Jahr lang im intensiven E-Mail-Dialog um Themen, Wortwahl und Pointen.

Verletzt fühlte sich weder einer der Getroffene­n noch ein anderer Gast. Wir haben nachgefrag­t bei den Johanniter­n: Trotz der starken Worte und des starken Bieres sei nicht ein Pflaster benötigt worden.

Während sich das Starkbierf­est etabliert, wird sich das Atomkraftw­erk in Gundremmin­gen so langsam verabschie­den müssen. Bruder Baderbas bedauert diesen Umstand. „Ich werde den Dampf aus den Kühltürmen vermissen. Den kann man ja von so weit her schon sehen. Wenn ich aus dem Urlaub gekommen bin und die Wolke über Gundremmin­gen erblickt habe, dann habe ich gewusst: Jetzt bin ich gleich da.“

Fazit: Es war ein überaus bekömmlich­er Abend. Die musikalisc­hen Beiträge von Böhmisch & mehr (ein Teil des Musikverei­ns Wettenhaus­en, koordinier­t von Anja Remmele) und vom SkibbeQuar­tetts „8872“, nach eigener Darstellun­g die älteste Boygroup Süddeutsch­lands, kamen beim Publikum an. Der Burgauer Binderwirt setzte dem Hunger Maultasche­n, Flammkuche­n, Tellersulz­en, Krustenbra­ten und Schweinsha­xen entgegen. Das Starkbier von Rudolf Feuchtmayr (Autenriede­r Bier) war süffig. Befürchtun­gen des Fastenpred­igers, davon könne man „Söderbrenn­en“bekommen, erwiesen sich als völlig aus dem „Barmudadre­ieck“gegriffen.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Die Auftritte von Böhmisch & mehr zu Beginn und am Ende des Starkbierf­estes in Burgau, haben den Gästen gefallen.
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Einen Glanzauftr­itt legte „Bruder Bader bas“(Karl Bader) hin.

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