Es gibt keinen Masterplan
Energetische Sanierung So lässt sich das Vorhaben umsetzen
Bis zu 150000 Euro kostet es, ein altes Haus komplett auf den neuesten Energiestandard zu bringen. Das können sich die wenigsten auf einmal leisten. Wer eine energetische Sanierung plant, will daher so effizient wie möglich vorgehen: Wovon habe ich am ehesten direkten Nutzen? Was sollte ich als Erstes umsetzen, was kann warten? Wir haben einige Antworten auf wichtige Fragen zusammengefasst:
Kann ich die Sanierungsschritte aufspalten?
Möglich ist das. Nicht alles muss in einem Zug erledigt werden, erläutert Hermann Dannecker, Vorstand des Deutschen Energieberater-Netzwerks. Die Sanierung kann sogar über mehrere Jahre gestreckt werden.
Was zählt alles zur energetischen Sanierung?
Für Dannecker gibt es fünf Themenkreise, die bei energetischen Sanierungen regelmäßig eine Rolle spielen. „Eine veraltete Heizung, undichte Fenster, schlecht gedämmte Dächer und Fassaden sowie ungedämmte Kellerdecken sind die größten Energiefresser in alten Häusern“, erklärt er.
Was ist als Erstes dran?
„Oft haben Hausbesitzer schon im Gefühl, was bei ihrem Haus nicht stimmt. Sie merken, dass die Heizung schwächelt oder es an den Fenstern zieht“, berichtet Dannecker. Und letztlich gibt das auch vor, wie die energetische Sanierung umgesetzt wird. Denn für die Praxis gilt meist: „Einen optimalen Fahrplan für die energetische Sanierung gibt es nicht“, sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbands Fenster + Fassade. „Jeder sollte dort beginnen, wo etwas kaputt oder verschlissen ist.“Und das hängt von der Nutzung und dem Lebensalter der Immobilie ab. Denn die verbauten Anlagen und Bauteile haben eine unterschiedliche Nutzungsdauer und entsprechend verschieden sind die Modernisierungszyklen.
Gibt es ein Optimal Konzept zur Reihenfolge?
Bei der Beantwortung dieser Frage wird folgender Fall angenommen: Ich habe das Geld, will mich für die Zukunft rüsten und mein Haus leidet unter keinem besonderen Verschleiß. Wenn möglich, sollte dann die Sanierung von außen nach innen geschehen. „Zuerst die Gebäudehülle dämmen, dann die Heizung auswählen“, rät Dannecker. „Eine gute Dämmung verringert den Energiebedarf, sodass die Heizung am Ende viel kleiner ausfallen kann.“
Allerdings rät Tschorn, eine Sanierungsmaßnahme nur dann anzugehen, wenn es einen weiteren Grund als nur die energetische Verbesserung gibt. Bei Fenstern kann das zum Beispiel der Wunsch nach einem besseren Einbruch- oder Sonnenschutz sein.
Viele Bauherren verbinden die energetische Sanierung auch mit Umbauten an ihrem Haus, zum Beispiel mit einem Wintergarten oder dem Ausbau des Dachgeschosses. „Solche baulichen Veränderungen wirken sich auf die Bauphysik aus und müssen von Anfang an ins energetische Konzept einbezogen werden“, sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren.
Warum braucht es ein energeti sches Gesamtkonzept?
Ist ein Schwachpunkt am Haus ausgemacht, reicht es oftmals nicht, nur ihn allein zu beseitigen. „Jede Veränderung an der Heizung oder der Gebäudehülle kann die energetische Situation aus dem Gleichgewicht bringen“, erläutert Tschorn. „Zum
Beispiel müssen immer die Fenster und die lichtundurchlässigen Teile der Außenwände gemeinsam betrachtet werden.“So passt nicht jedes Fenster in jede Wand und auch nicht an jede Position in der Wand.
Grundsätzlich gilt zum Beispiel: Das Fenster sollte nicht besser sein als die Wand. „Gute Fenster haben kaum Wärmeverluste und sind unter Berücksichtigung der solaren Zugewinne heute teilweise wärmer als eine Wand“, erläutert Tschorn. „Werden solche Fenster in schlecht gedämmte Wände eingebaut, ohne die Einbausituation genauer zu untersuchen, kann es Probleme geben. Dann schlägt sich die Feuchtigkeit an der schwächsten Stelle nieder, und es können Schäden entstehen.“Energieberater Dannecker ergänzt: „Wichtig ist, gewisse Schnittstellen zu beachten – zum Beispiel die Übergänge vom Dach zur Fassade oder von den Fenstern zur Außenwand. Sie sollten für künftige Sanierungsschritte schon vorbereitet werden. Dann hält sich der Aufwand später in Grenzen.“
Wie erfahre ich, was meinem Haus fehlt und was ich bedenken muss?
Hier bietet sich die Hilfe eines unabhängigen Energieberaters an. Er muss für eine KfW-Förderung sowieso konsultiert werden, denn die Hausbank verlangt zur Prüfung der Förderfähigkeit seinen Kostenvoranschlag. So ein Berater erstellt ein Gutachten mit Daten über den Energieverbrauch des Hauses und eine Übersicht, wo die meiste Energie verloren geht. Basierend darauf macht er Vorschläge, was sofort verändert und was für die nächsten Jahre geplant werden sollte. Außerdem berät er zur Finanzierung der Sanierung, den gesetzlichen Vorgaben und die Inanspruchnahme von Fördermitteln.
Welche Vorgaben muss ich einhalten?
„Werden neue Fenster eingebaut, müssen sie die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung erfüllen, ebenso die Fassadendämmung, die Dämmung des Dachs“, erklärt Reinhold-Postina. „Auch die neue Heizung muss geltende Normen erfüllen. Denn der Gesetzgeber will erreichen, dass die Sanierung auch wirklich messbare energetische Effekte bringt.“Für staatliche Fördermittel müssen noch höhere Standards erfüllt werden als die der Verordnung.