Günzburger Reitverein kommt bei Umzug nur langsam voran
Interview Der Reitverein kommt beim Projekt Umzug in eine neue Heimat nur schrittweise voran. Auch das anstehende Frühjahrsturnier stand lange auf tönernen Hufen. Trotzdem bleibt Vereinschef Thomas Lang zuversichtlich
Herr Lang: Sie haben einen neuen Pachtvertrag für das langjährig von den Reitern genutzte Gelände immer als existenziell für den Verein deklariert. Der bisherige Kontrakt ist und bleibt aber seitens des Eigentümers, des Bezirks Schwaben, zur Mitte dieses Jahres gekündigt. Dem Vernehmen nach stocken auch die Verhandlungen über ein Ersatzgrundstück. Wie steht’s um die Zukunft des Reit- und Fahrvereins Günzburg?
Lang: Wir planen die Umsiedlung auf ein benachbartes Grundstück und führen Gespräche – unter anderem mit dem Bezirk Schwaben, dem Stadtbauamt und den Stadtwerken
Günzburg sowie mit dem Bayerischen Landessportverband. Da geht es um baurechtliche Auflagen oder darum, welche Voraussetzungen der BLSV benötigt, damit wir Zuschüsse bekommen.
Aber jetzt ist doch die Nutzung des einen Grundstücks gekündigt und das anvisierte neue Areal noch lange nicht verfügbar. Wo wollen die Vereinsmitglieder denn reiten – und wo sollen künftige Turniere stattfinden?
Lang: Unter der Voraussetzung, dass wir den Umzug wirklich ernsthaft planen, ist uns seitens des Bezirks Schwaben eine Übergangszeit auf
dem bisherigen Grundstück in Aussicht gestellt worden. Überhaupt hat sich der Bezirk sehr flexibel gezeigt. Er hat zum Beispiel angedeutet, wir könnten von diesem neuen Grundstück so viel haben, wie wir brauchen oder wollen.
Es geht ja um ein insgesamt etwa acht Hektar großes Grundstück hinter dem Reisensburger Kindergarten.
Lang: Genau. Das ist das vom Bezirk vorgeschlagene Grundstück. Es ist fast doppelt so groß wie die bisher von uns gepachtete Fläche. Die Frage ist jetzt, wie viel Grundstück wir uns leisten können. Ist das der momentane Stand? Dem Vernehmen nach soll es doch bereits recht konkrete Zeichnungen geben, wie das Areal aufgeteilt und mit welchen Gebäuden es bebaut werden soll.
Lang: Um überhaupt bauen zu können, muss erst mal ein Bebauungsplan her. Und dafür wurden im Vorfeld Skizzen angefertigt, auf denen alles verzeichnet ist, wovon man bei einer Reitanlage träumen kann. Da sind also jede Menge Flächen und Hallen drin, um zu vermeiden, mit einem noch zu erstellenden Bebauungsplan irgendwann in Konflikt zu geraten.
Geht es auch beim neuen Grundstück um eine Pacht?
Lang: Erst mal müssen wir schauen, was das neue Grundstück kostet. Der Bezirk hat uns beides, Erbpacht und Kauf, angeboten.
Also sind jetzt Sie am Zug?
Lang: Wir müssen uns äußern. Aber eine Tatsache ist (auch wenn es manche nicht glauben): Den Sponsor, der uns das Grundstück oder einen Teil davon kauft, gibt es leider nicht. Das Gros unserer Aktiven sind doch ganz normale Leute, Angestellte, Beamte, Familien. Wir müssen zusehen, was wir uns realistisch leisten können.
Die finanziellen Gründe sprechen also, vorsichtig formuliert, nicht unbedingt für einen Kauf der gesamten Fläche.
Lang: Wir spielen Lotto… Zum Sport. Das am Wochenende anstehende Frühjahrsturnier galt eine Zeit lang als höchst gefährdet. Sie hatten eine ansteckende Pferdekrankheit im Stall. Klären Sie uns bitte auf.
Lang: Das an der Druse erkrankte Pferd hat unseren Stall am 30. März verlassen. Weil die Druse eine Inkubationszeit von vier bis 14 Tagen hat und diese Zeit mehr als abgelaufen
ist, kann das Turnier mit tierärztlicher Bescheinigung und bestem Wissen stattfinden. Die Krankheit ist mittlerweile auch gut behandelbar. Eine offizielle Stellungnahme dazu haben wir übrigens auf unserer Homepage veröffentlicht.
Das Konzept des Frühjahrsturniers, sich mit vergleichsweise leichteren Prüfungen ausdrücklich an Reiter aus der erweiterten Region zu wenden, hat sich in der jüngeren Vergangenheit wunderbar bewährt.
Lang: Nur leider stellt es sich heuer auch als klein in Zahlen heraus.
Woran liegt’s?
Lang: Parallel zu unserer Veranstaltung finden bei den baden-württembergischen Nachbarvereinen in Niederstotzingen und in Langenau Turniere in ähnlicher Größenordnung statt. Deshalb ist das Nennungsergebnis vor allem im Springen deutlich unter dem des Vorjahres. Klar: Wenn ein Reiter aus Aalen kommt, überlegt er schon, ob er noch eine halbe Stunde länger mit Anhänger nach Günzburg fährt.
Wie viele Starter erwarten Sie also?
Lang: Im Springen hat es sich gegenüber 2016 fast halbiert, in der Dressur sind wir nur knapp unter den Vorjahreszahlen. Da spielt natürlich eine Rolle, dass der Dressurplatz nach wie vor höchsten Ansprüchen genügt, während der Springplatz bei Regen stark nachlässt, wie wir in den vergangenen Jahren gesehen haben. Ganz genau kann ich es trotzdem nicht sagen, weil zum Beispiel immer weniger Reiter den offiziellen Nennungsschluss Ernst nehmen. Da kommen oft noch Nachnennungen ohne Ende.
Das Gespräch führte Jan Kubica Auch wenn die Nennungsliste dünner geworden ist: Günzburgs Reiter Chef Thomas Lang bleibt guter Dinge.