Neuer Anfang, neuer Name
Schulen Der letzte Schritt in Richtung gemeinsamer Unterricht ist getan: Die Dominikus-Zimmermann-Realschule streicht den Zusatz „Knaben“
Es war nur ein kleiner Versprecher, der Martin Sulzenbacher da unterlaufen ist: Der Ministerialbeauftragte sprach von „Jungen und Buben“, die gemeinsam in der Dominikus-Zimmermann-Realschule Günzburg lernen werden. Daran muss man sich nach jahrzehntelanger Diskussion auch erst einmal gewöhnen: Wenn nächste Woche die Schuleinschreibung an der Realschule beginnt, werden erstmals auch Mädchen für die fünften Klassen angemeldet.
Die beiden einzigen Schülerinnen, die derzeit noch mit Ausnahmegenehmigung auf der Knabenrealschule lernen, sind dann nicht mehr alleine. Sie müssen nicht nur ihre derzeitige Privat-Toilette im Schulgebäude dann mit jenen neuen Schülerinnen teilen, auf die Schulleiterin Roswitha Schön sich freut. „Erstmals darf auch die andere Hälfte der Menschheit hier bei uns in die Schule gehen.“Die meisten Vorarbeiten dazu sind schon getan, eines wurde am Freitagnachmittag mit einem feierlichen Festakt noch vollzogen: „Der einschränkende Namenszusatz ,Knabenrealschule’ wird nicht mehr benötigt“, erklärte Landrat Hubert Hafner den Festgästen. Die Realschule bleibt dem Baumeister Dominikus Zimmermann gewidmet, dem Schüler der fünften Klasse mit einem Puppentheaterstück huldigten. Aber künftig können sich eben auch Mädchen, ohne wenn und aber, für den Besuch der Zimmermann-Schule entscheiden.
Zur Feier des Tages kamen auch viele Schulleiter aus dem Stadtgebiet in die Realschule. Natürlich auch Christian Hörtrich, Schulleiter von Maria-Ward Realschule und -Gymnasium. Er ist ähnlich erfreut und aufgeregt wie seine Kollegin Roswitha Schön. Denn auch an seiner Schule sind künftig Mädchen und Buben gleichermaßen willkommen. Bei der Einschreibung für das kirchliche Gymnasium, die bereits in dieser Woche stattfand, haben sich schon eine ganze Reihe von Buben für den Unterricht angemeldet. Die beiden Realschulen am Ort, ebenso wie die beiden Gymnasien, konkurrieren nun also gemeinsam um die Gunst von Eltern und Kindern. Landtagsabgeordneter Alfred Sauter, selbst ehemaliger Oberrealschüler in Günzburg, findet das gut: „Ich freue mich immer über Wettbewerb, das ist auch bei den Schulen das Vernünftigste und Beste.“Die Namensänderung setze ein deutliches Zeichen, so Sauters Landtagskollege Hans Reichhart. „Es ist eine schöne Herausforderung, diese Schule neu zu erfinden.“
Der Öffnung der beiden Schulen geht eine jahrzehntelange politische Diskussion voraus. Ruth Abmayr, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende und Mitglied des Kreistags, erinnerte daran: „Beim Landrat und bei meinen Kreistagskollegen muss ich mich für ihre Geduld bedanken. Denn in jeder Sitzung, und bei jeder passenden und auch unpassenden Gelegenheit habe ich gefragt: Und was ist jetzt mit der Öffnung der Zimmermann-Realschule?“Abnur mayrs eigene Tochter ist eine der beiden Schülerinnen, die derzeit noch alleine unter den ganzen Buben ist. Den Herren von der Schülermitverantwortung kann die Neuerung nicht schnell genug gehen: „Unsere Männerwirtschaft in der SMV wird dann auch endlich ein Ende haben.“Die drei Jungs sind sich sicher: „Wir können einiges von den Mädchen lernen.“Umgekehrt dürfte das aber auch der Fall sein. Denn die Buben zeigten mit ihrer Aufführung, bei der selbst gestaltete Puppen und selbst gebaute Kulissen zum Einsatz kamen, aber auch bei musikalischen Auftritten, was sie können. Es herrscht große Vorfreude im Haus des Herrn Zimmermann, den Danuta Debski, Kruysutof Debski und Katja Vielweib mit Musik seines Zeitgenossen Georg Friedrich Händel würdigten: „Süße Stille, sanfte Quelle“bot ein letztes Atemholen vor dem großen Ansturm der Mädchen, die sich die Schule nun erhofft. „Wir sind an einem historischen Punkt angelangt“, sagt Roswitha Schön.