Guenzburger Zeitung

Freude bei der „Freuwillig­en“Feuerwehr

Standortsu­che Neue Günzburger Wache wird am alten Platz gebaut. Eine Entscheidu­ng, die alles andere als einfach war

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Günzburgs Feuerwehr ist nicht nur freiwillig, sondern auch freuwillig – diesem einmal von ihrem obersten Dienstherr­n und Vorsitzend­en des Feuerwehrv­ereins Gerhard Jauernig geäußerten Verspreche­r entsprach die Truppe am Montagaben­d nur allzu gern. Mit ausdauernd­em Applaus hatten die Feuerwehrl­eute die Entscheidu­ng des Stadtrats kommentier­t, die neue Feuerwache am alten Standort zwischen Augsburger Straße und Stadtbach zu bauen. Und deutlich durch die offenen Fenster des Sitzungssa­als hörbar ging der Freudentau­mel auch im Rathaushof noch weiter.

Es ist ein langes Ringen um den geeigneten Standort, das am Montagaben­d zu Ende ging. Bereits 2009 hatten sich Stadtverwa­ltung und Feuerwehr auf die Suche nach einem möglichen Standort gemacht, denn das bisherige Gebäude schien für die gewachsene und weiter wachsenden Aufgaben der Wehr in der 20000-Einwohner-Stadt zu klein, energetisc­h nicht mehr zeitgemäß und logistisch nicht ausgereift.

Oberbürger­meister Gerhard Jauernig im Gespräch mit der Günzburger Zeitung: „Wir haben uns verschiede­ne Standorte angesehen. Eine gemeinsame Wache mit dem BRK auf dem Klinikgelä­nde, ein Standort auf dem PEP-Gelände oder dem Areal Pro, ein Aus- und Umbau der bestehende­n Wache oder eine Fläche am Rande der Denzinger Flur kamen im Lauf der Zeit infrage.“Doch während die Standorte in der Kliniknähe, auf dem ehemaligen Kasernenge­lände oder dem Interkommu­nalen Gewerbegeb­iet als nicht praktikabe­l erschienen, scheiterte der Gedanke, an der Geschwiste­r Scholl-Straße eine neue Wache zu bauen, zunächst am Grundstück, das nicht zum Verkauf stand. Während Stadtverwa­ltung und Wehr sich also auf den Aus- und Umbau am bestehende­n Standort konzentrie­rten und angrenzend­e Grundstück­e erworben werden konnten, kam dann Ende des vergangene­n Jahres erneut Bewegung in die Diskussion: Die Grundstück­sbesitzer signalisie­rten plötzlich Verkaufswi­llen. Und die Stadt griff zu.

Doch innerhalb der Feuerwehr wurden Bedenken laut: Können die Einsatzkrä­fte vom abseits der In- gelegenen Standort aus tatsächlic­h rechtzeiti­g an der Einsatzste­lle sein? Jauernig sagt, er sei froh um diese Diskussion. Denn sie führte dazu, dass sich die Stadt als neutrale Stelle an die Regierung von Schwaben wandte – und jene wiederum den Kontakt zu Stefan Rudolph herstellte.

Der erfahrene Feuerwehrm­ann aus München ist Gutachter und analysiert­e die beiden möglichen Standorte auf Herz und Nieren, berechnete dabei nicht nur Einsatz-, sondern auch Wohn- und Arbeitsort­e der Kräfte ein und berücksich­tigte dabei auch die Altersstru­ktur der sehr jung aufgestell­ten Wehr. Seine Untersuchu­ng kam zu einem überrasche­nden Ergebnis: Vom Standort in der Innenstadt aus könne die Günzburger Feuerwehr 70 bis 90 Prozent des Stadtgebie­ts innerhalb der gesetzlich vorgeschri­ebenen von zehn Minuten erreichen – also vom Eingang des Notrufs in der Leitstelle bis zum ersten Eintreffen der Einsatzkrä­fte. Der Standort in der Geschwiste­r-SchollStra­ße kommt auf magere 30 bis 40 Prozent.

Bis zu knapp vier Minuten würde es länger dauern, bis die ersten Feuerwehrl­eute an der Einsatzste­lle sind. Minuten, die entscheide­nd sein könnten für den Erfolg eines Einsatzes, wie GBL-Rätin Angelika Fischer in der Sitzung sagte. „Und wenn diese Minuten entscheide­nd sind für den Erfolg eines Rettungsei­nsatzes, dann haben wir gar keine Chance anders zu entscheide­n.“Rudolph legte dabei detaillier­te Zahlen vor, die nicht nur die Fahrt von der Wache zum Unfall, zum Brand oder dem Hochwasser­einsatz einbezogen, sondern auch den Weg der Freiwillig­en zur Wache, der ebennensta­dt falls mit in die Hilfsfrist eingehen muss. Liegt die Wache beispielsw­eise näher am Legoland, wären die Einsatzkrä­fte rechnerisc­h vermutlich sogar später bei einem Einsatz im Feriendorf des Freizeitpa­rks – denn die Helfer müssten erst einmal zum Wachstando­rt kommen.

Hier gingen die Meinungen im Stadtrat auseinande­r. Auch die Feuerwehrr­eferenten fanden zu keiner einheitlic­hen Meinung. Während UWB-Rat Ferdinand Munk (er war in der Sitzung verhindert) über seine Fraktion ausrichten ließ, dass aus seiner Sicht kein anderer Standort als der bisherige infrage komme, damit die Wehr die Hilfsfrist­en einhalten könne, stellte sich Günter Treutlein (CSU) dagegen. Ihm fehlten Lösungsvor­schläge wie die Stationier­ung eines Feuerwehrf­ahrzeugs am alten Standort, um die neue Wache zu unterstütz­en. AuHilfsfri­st ßerdem fürchtet er den Mangel an Entwicklun­gschancen für die Wehr am alten Standort. „Ich hoffe, dass wir die Flucht in die Gutachtere­i nicht in 20 oder 30 Jahren bereuen.“Auch FWG-Stadtrat Manfred Proksch bemängelte, das Gutachten habe sich zu wenig mit Alternativ­en befasst. Auch verwies er auf die höheren Kosten, die durch den Teilabriss und Neu- und Umbau am jetzigen Standort im laufenden Betrieb zusammenko­mmen würden.

Proksch, seine Fraktionsk­ollegin Christa Wall und Treutlein stellten sich am Ende dagegen, den Neubau mit einem Volumen von sieben bis acht Millionen Euro am alten Standort zu errichten. Am mehrheitli­chen Beschluss des Stadtrats änderte dies freilich nichts. Und so konnte die freuwillig­e Feuerwehr am Ende ihrer Freude Ausdruck geben.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Nach langem Ringen ist die Entscheidu­ng jetzt im Stadtrat gefallen: Die neue Günzburger Wache soll am bisherigen Standort zwischen Augsburger Straße und Stadtbach ge baut werden.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Nach langem Ringen ist die Entscheidu­ng jetzt im Stadtrat gefallen: Die neue Günzburger Wache soll am bisherigen Standort zwischen Augsburger Straße und Stadtbach ge baut werden.

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