Wieder trifft es die Kopten
Blutbad bei Anschlag auf einen Bus
Schon wieder ein schwerer Anschlag auf koptische Christen in Ägypten. Terroristen beschossen am Freitag einen Bus mit koptischen Christen. Sie waren unterwegs zum Kloster Anba Samuel in der Provinz Al-Minja, einer Hochburg der Kopten 250 Kilometer südlich von Kairo. Die erste Bilanz: mindestens 28 Tote und viele Schwerverletzte.
Die letzte Anschlagsserie liegt keine zwei Monate zurück: Am Palmsonntag starben bei Anschlägen auf zwei koptische Kirchen in Alexandria und Tanta 45 Menschen. Eine der Attacken traf das Zentrum der christlichen Gemeinschaft – eine Kapelle direkt neben der MarkusKathedrale, dem wichtigsten Gotteshaus der Kopten in Ägypten und Sitz des koptischen Papstes Tawadros II. Bereits in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Angriffe auf die Kopten. In der Silvesternacht 2010 starben bei einem Attentat auf eine Kirche in Alexandria mehr als 20 Menschen. Nach dem Putsch gegen die Muslimbrüder im Sommer 2013, den die koptische Führung unterstützte, brannten deren Anhänger Kirchen nieder.
Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Realistische Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen sieben und 10 Millionen unter den insgesamt rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens. Etwa eine weitere halbe Million Kopten lebt in anderen Ländern, davon schätzungsweise 6000 in Deutschland.
Das Verhältnis zwischen den Kopten und dem ägyptischen Staat ist schwierig. Einerseits erhoffen sie sich von der offiziell säkularen Führung Schutz vor Islamisten, die immer wieder Angriffe verüben; andererseits fühlen sich die Christen vom Staat vernachlässigt und diskriminiert. (kna)