Wenn ein Cent nix wert ist
Geld Die Italiener schaffen die kleinen Münzen ab. Das hat Tradition
Die Italiener und Kleingeld – ein ewiges Missverständnis. Was bei uns in den VorEuro-Zeiten der Pfennig war, hieß im Süden Centesimo. Keine Sorge: Diese Münzen muss man nicht kennen, sie waren schon nach dem Zweiten Weltkrieg von der Bildfläche verschwunden. 100 Centesimi ergaben eine Lira. Aber was war am Ende eine Lira noch wert? So gut wie nichts, als Ein-Lira-Münze nicht mehr zu haben, abgeschafft.
Als 2002 der Euro die 140 Jahre alte italienische Währung ablöste, waren das kleinste Kleingeld im Portemonnaie 50 Lire. Davon konnte man sich auch nichts kaufen. Für 1000 Lire bekam man 2002 bei der Währungsumstellung 51,6 Cent, für 50 Lire dementsprechend 2,5 Cent. Kleiner wollen es die Italiener offenbar nicht. Jetzt wollen sie die kleinsten EuroCent-Geldstücke abschaffen, indem sie ab dem 1. Januar 2018 keine 1- und 2-CentMünzen mehr prägen. Stattdessen sollen die Preise für Produkte und Dienstleistungen in Zukunft auf den nächsten 5-Cent-Betrag aufgerundet werden, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa über einen Beschluss der dafür zuständigen Kammer des italienischen Abgeordnetenhauses. Warum machen sie das? Die kleinen Münzen seien für den Handel sehr kostspielig. Auch in anderen Ländern wird über die Abschaffung des Kleinstgeldes schon diskutiert. Selbst die meisten Deutschen könnten wohl auf das Kupfer im Geldbeutel verzichten, ergab eine Umfrage.
Vielleicht erinnern sich die Italiener jetzt wieder an ihr süßes Kleingeld, das in den 70er Jahren eine beliebte Währung in den Läden war: winzige Bonbons statt kleiner Münzen. Unvergessen für den korrekt auf Heller und Pfennig abrechnenden Mitteleuropäer. (mit dpa)