Krieg auf Rasen
JVON ANTON SCHWANKHART eder bleibt also an seinem Platz. Wolfsburg oben, Braunschweig unten. Am Ende haben Nuancen entschieden. Der VfL hat, gemessen an seinen Möglichkeiten, eine unterirdische Saison in die Relegation hinein verlängert. Das hat gereicht, um ein weiteres Jahr erstklassig zu bleiben. Wolfsburg hatte die besseren Einzelspieler, Braunschweig das größere Herz.
Das Herz hat dieses Mal verloren. Fußball-Deutschland hätte dem Underdog aus Braunschweig den Aufstieg, aber noch mehr den Wolfsburger Millionarios den Abstieg gegönnt. Mit Blick auf ihre Anhänger ist es freilich besser, die Eintracht ist unten geblieben. Was Braunschweigs sogenannte Fans aufführten, erinnerte an Szenen aus Bürgerkriegen. Einschließlich des Platzsturms nach dem Schlusspfiff, bei dem hochgerüsteter Polizeireihen vermummte Schläger daran hinderten, gegen Wolfsburger Anhänger in den Krieg zu ziehen.
Abstoßende und verstörende Bilder, die dem Fußball schaden. Sie sind in jüngster Zeit wieder häufiger zu sehen – vor allem dort, wo es ein falsches Verständnis von Fan-Kultur gibt, wo Vereinsanhänger glauben, mit Verweis auf Treue und Hingabe an ihren Klub, Respekt und Regeln mit Füßen treten zu können. Ja, der Fußball und seine Klubs brauchen leidenschaftliche Anhänger. Er lebt von ihnen. Gewaltbereite Fanatiker, die unter dem Deckmantel einer Vereinsfahne Leuchtraketen abfeuern oder Polizisten attackieren, zerstören den Fußball. Solche Auswüchse zu bekämpfen, ist die wichtigste Aufgabe der Fußball-Liga, lange bevor sie überlegt, welcher Schlagerstar zur Halbzeitpause welches Lied singen darf.