In Ursberg wird gezapft, wo das Bier gebraut wird
Klosterbräu Der Ausschank im Biergarten zieht ins Sudhaus um. Warum die Brauerei personell wieder aufgestockt hat
Ursberg Die Ursberger Klosterbrauerei besinnt sich noch mehr auf ihre Wurzeln, und zwar im wörtlichen Sinne. Seit Kurzem ist der Ausschank, der früher in einer kleinen Holzhütte im Biergarten untergebracht war, ins Sudhaus umgezogen. Die dezente Schlachthausatmosphäre rund um die Sudkessel hat sich zu einer einladenden Kneipe mit terrakotta-braunen Fliesen und mit dunklem Holz vertäfelten Wänden gemausert. Ein kleines Kreuz an einer der das Gewölbe tragenden Säulen unterstreicht den Anspruch, dass es sich hier tatsächlich um eine der letzten echten Klosterbrauereien Bayerns handelt.
Der Umzug war notwendig geworden, weil die alte Hütte im Biergarten morsch geworden war. Außerdem ließ sich der Holzschuppen nicht beheizen, weshalb die Gastroeinrichtung mit Zapfanlage und Kaffeemaschine jedes Jahr im Winter ausgelagert werden musste, erklärt Bernd Schramm, Geschäftsführer der Klosterbrauerei. Aus der Not machte Schramm eine Tugend. Es sei wichtig, „die einzelnen Standbeine des Betriebs miteinander zu verschmelzen. Der Gast soll noch mehr das Gefühl haben, sich in einer Brauerei zu befinden“, sagt er.
Schramm sieht die Neuerung auch als konsequenten Schritt des im vergangenen Jahr als „Rückbesinnung auf das Ursprungsprodukt“der Brauerei gefeierten Umbaus des Unternehmens. Die Abfüllung und den Vertrieb von Frucade-Limonaden, die die Brauerei bis dato als Lizenznehmer erledigte, wurde abgestoßen. Fortan sollte sich die Brauerei ausschließlich aufs Bierbrauen konzentrieren. Der Vertrieb der Ursberger Hausmarken beschränkt sich seither auf ein Gebiet im Radius von rund 15 Kilometern um den Ursberger Kirchturm. Kleinere Feste werden nach wie vor mit Bier beliefert. Lange wurde nach einem Partner gesucht, der die Abfüllung des Ursberger Bieres übernehmen kann. Inzwischen ist Schramm mit der Mindelheimer Lindenbrauerei ins Geschäft gekommen. Der Betrieb unterhält bereits mit mehreren anderen Brauereien ähnliche Kooperationen – auch große Häuser, die dort Randsorten abfüllen lassen, wie Schramm erklärt.
Der Umbau hatte auch personelle Konsequenzen. Vier von fünf Mitarbeitern wurde gekündigt. Bleiben sollte lediglich der Braumeister, dem zwei 400-Euro-Kräfte zuarbeiten sollten. Inzwischen wurde jedoch einer der entlassenen Mitarbeiter wieder eingestellt. Wurde der Arbeitsaufwand unterschätzt, um ihn allein vom Braumeister bewerkstelligen zu lassen? Schramm verneint das. Wie groß der Arbeitsaufwand im Rahmen der Fremdabfüllung sei, habe man vorher nicht abschätzen können. Die Abfüllung der Ursberger Biere müsse sich in den Fremdbetrieb einfügen. Da könne es durchaus vorkommen, dass sich Wartezeiten ergäben, die dann den Betrieb in Ursberg beeinträchtigten.
Da der Mitarbeiter zudem bislang noch keine neue Stelle gefunden habe, war es für Generalökonomin Sr. Marianne Rauner klar, ihn wieder einzustellen. „Wir sind ja auch ein christlich orientiertes Unternehmen“, betont sie. An dem eingeschlagenen Weg ändere sich aber nichts.