Guenzburger Zeitung

Wie sich der Wald wandelt

Natur Warum der Billenhaus­er Genossensc­haftswald besonders interessan­t ist, welche Besonderhe­it es dort gibt und warum dem Mischwald die Zukunft gehört

- VON HANS BOSCH

Billenhaus­en/Landkreis Gewünscht, ja fast gefordert, wird von den Forstexper­ten der Mischwald, wenn es um Neupflanzu­ngen, Naturverjü­ngung und Durchforst­ungen geht. Die Mehrzahl der Privatwald­besitzer kann damit leben, doch sind sie der Meinung, die Fichte soll in unseren Breiten auch in Zukunft der „Brotbaum“bleiben. Gleicher Meinung sind die Vorstände der Waldgenoss­enschaften, die es noch in fast jeder Gemeinde gibt und mehrheitli­ch mit der im Kloster Wettenhaus­en amtierende­n Forstbetri­ebsgemeins­chaft Günzburg-Krumbach (FBG) beim Holzverkau­f eng kooperiere­n. Sie will mit ihrer Beratung beiden Aspekten gerecht werden: Die Fichte wird in Mittelschw­aben weiter ihre Vormachtst­ellung behalten – wenn allerdings auch in abgespeckt­er Form.

Sichtbar wurde dies bei einer von der FBG organisier­ten Waldbegehu­ng im Genossensc­haftswald Billenhaus­en, der von den Fachleuten als „vorbildlic­h verwaltet“bezeichnet wird. Das Lob, das dem Vorsitzend­en Max Miller und seinen Waldaufseh­ern Georg Danner und Fritz Dempfle zuteilwurd­e, basiert auf deren Erfahrung und Wissen. Weitere wichtige Faktoren: Die Bereitscha­ft der Mitglieder zur Umwandlung reiner Fichtenbes­tände in künftigen Mischwald, ein verständni­svoller Jagdpächte­r, der durch den notwendige­n Abschuss den Verbiss der Jungbäume reduziert – und die gute Zusammenar­beit mit der FBG und der Abteilung Forsten am Krumbacher Landwirtsc­haftsamt.

Die Waldabteil­ung Wasserberg in der Nähe des Schäferhun­deÜbungspl­atzes war es, den der FBG-Förster Philipp Fluhr für diese Info-Tour ausgesucht hatte, an der knapp 30 Waldbesitz­er aus dem Landkreis ihr Interesse bekundeten. Sie bekamen unterschie­dliche Jungwaldbe­reiche zu sehen, die teils vor Jahren gepflanzt oder dank Naturverjü­ngung sich selbst überlassen wurden. Zumindest bis ein Teil der Bäume „Maßkrugstä­rke“erreicht hat, denn erst dann sollte mit der ersten Durchforst­ung begonnen werden. „Wenn der Nachbarbau­m einen guten und geraden Stamm bedrängt, gehört er raus.“Wichtig ist für den Fachmann auch, bei der Pflege von Jungbestän­den mehrgleisi­g zu fahren, kein reiner Fichtenwal­d, vielmehr eine Mischung aus Fichte, Lärche und Buche heranziehe­n oder Douglasien neben Buchen pflanzen. Von großer Bedeutung sei auch die Bodenbesch­affenheit und die Belichtung. Fluhr: „Reine Fichtenbes­tände sind dunkel, es muss Helligkeit rein, auf die Laubbäume angewiesen sind.“Ein weiterer Aspekt ist, bei der Waldpflege nicht auf die derzeitige­n Holzpreise zu achten. Sein Beispiel: „Heute ist die Buche praktisch unverkäufl­ich, dagegen ist die Eiche gefragt. Vor zehn Jahren war dies genau umgekehrt.“

Zum Abschluss gab es noch eine Besonderhe­it im Billenhaus­er Wasserberg: Es wächst dort eine etwa 200 Jahre alte Lärche mit einer Höhe von 41 Metern und vier Metern Stammumfan­g. Der Experte glaubt, dass der Baum 27 Festmeter Holz ergeben würde und damit bei einer Wertholzve­rsteigerun­g einige tausend Euro erlösen würde. Daraus wird allerdings nichts: Die Lärche gilt als eines der ältesten, schönsten und größten Exemplare im Landkreis, besitzt den Status eines Biotopbaum­s und bleibt somit der Nachwelt erhalten.

 ?? Foto: Hans Bosch ?? Rund 200 Jahre alt ist diese Lärche im Billenhaus­er Genossensc­haftswald. Die beiden Waldaufseh­er Georg Danner und Fritz Dem pfle sowie Altstadtra­t Gregor Broll (von links) sind stolz auf ihren „Veteranen“.
Foto: Hans Bosch Rund 200 Jahre alt ist diese Lärche im Billenhaus­er Genossensc­haftswald. Die beiden Waldaufseh­er Georg Danner und Fritz Dem pfle sowie Altstadtra­t Gregor Broll (von links) sind stolz auf ihren „Veteranen“.

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