Wie sich der Wald wandelt
Natur Warum der Billenhauser Genossenschaftswald besonders interessant ist, welche Besonderheit es dort gibt und warum dem Mischwald die Zukunft gehört
Billenhausen/Landkreis Gewünscht, ja fast gefordert, wird von den Forstexperten der Mischwald, wenn es um Neupflanzungen, Naturverjüngung und Durchforstungen geht. Die Mehrzahl der Privatwaldbesitzer kann damit leben, doch sind sie der Meinung, die Fichte soll in unseren Breiten auch in Zukunft der „Brotbaum“bleiben. Gleicher Meinung sind die Vorstände der Waldgenossenschaften, die es noch in fast jeder Gemeinde gibt und mehrheitlich mit der im Kloster Wettenhausen amtierenden Forstbetriebsgemeinschaft Günzburg-Krumbach (FBG) beim Holzverkauf eng kooperieren. Sie will mit ihrer Beratung beiden Aspekten gerecht werden: Die Fichte wird in Mittelschwaben weiter ihre Vormachtstellung behalten – wenn allerdings auch in abgespeckter Form.
Sichtbar wurde dies bei einer von der FBG organisierten Waldbegehung im Genossenschaftswald Billenhausen, der von den Fachleuten als „vorbildlich verwaltet“bezeichnet wird. Das Lob, das dem Vorsitzenden Max Miller und seinen Waldaufsehern Georg Danner und Fritz Dempfle zuteilwurde, basiert auf deren Erfahrung und Wissen. Weitere wichtige Faktoren: Die Bereitschaft der Mitglieder zur Umwandlung reiner Fichtenbestände in künftigen Mischwald, ein verständnisvoller Jagdpächter, der durch den notwendigen Abschuss den Verbiss der Jungbäume reduziert – und die gute Zusammenarbeit mit der FBG und der Abteilung Forsten am Krumbacher Landwirtschaftsamt.
Die Waldabteilung Wasserberg in der Nähe des SchäferhundeÜbungsplatzes war es, den der FBG-Förster Philipp Fluhr für diese Info-Tour ausgesucht hatte, an der knapp 30 Waldbesitzer aus dem Landkreis ihr Interesse bekundeten. Sie bekamen unterschiedliche Jungwaldbereiche zu sehen, die teils vor Jahren gepflanzt oder dank Naturverjüngung sich selbst überlassen wurden. Zumindest bis ein Teil der Bäume „Maßkrugstärke“erreicht hat, denn erst dann sollte mit der ersten Durchforstung begonnen werden. „Wenn der Nachbarbaum einen guten und geraden Stamm bedrängt, gehört er raus.“Wichtig ist für den Fachmann auch, bei der Pflege von Jungbeständen mehrgleisig zu fahren, kein reiner Fichtenwald, vielmehr eine Mischung aus Fichte, Lärche und Buche heranziehen oder Douglasien neben Buchen pflanzen. Von großer Bedeutung sei auch die Bodenbeschaffenheit und die Belichtung. Fluhr: „Reine Fichtenbestände sind dunkel, es muss Helligkeit rein, auf die Laubbäume angewiesen sind.“Ein weiterer Aspekt ist, bei der Waldpflege nicht auf die derzeitigen Holzpreise zu achten. Sein Beispiel: „Heute ist die Buche praktisch unverkäuflich, dagegen ist die Eiche gefragt. Vor zehn Jahren war dies genau umgekehrt.“
Zum Abschluss gab es noch eine Besonderheit im Billenhauser Wasserberg: Es wächst dort eine etwa 200 Jahre alte Lärche mit einer Höhe von 41 Metern und vier Metern Stammumfang. Der Experte glaubt, dass der Baum 27 Festmeter Holz ergeben würde und damit bei einer Wertholzversteigerung einige tausend Euro erlösen würde. Daraus wird allerdings nichts: Die Lärche gilt als eines der ältesten, schönsten und größten Exemplare im Landkreis, besitzt den Status eines Biotopbaums und bleibt somit der Nachwelt erhalten.