Selbst schuld, wenn was passiert
Günzburg ist ein Seen-Landkreis. Über 250 dieser zumeist überschaubaren Gewässer gibt es zwischen Gundremmingen im Norden und Waltenhausen im Süden. In den meisten davon darf gebadet werden. Das ist ein erfrischendes Vergnügen nach Feierabend und am Wochenende. Zudem sind die Badeseen eine natürliche Alternative zu den manchmal hektischen Freibädern.
Die Region ist also reichlich bedacht mit den häufig durch Kiesabbau entstandenen Seen. Zwei davon fallen im Prinzip dauerhaft aus: die beiden westlichen Vollmerseen, in denen seit 2016 nur noch in einem schmalen Bereich gebadet werden darf. Belange des Naturschutzes und die SchwemmsandProblematik haben die Seen zu einem Fleckerlteppich gemacht: Hier darf man ins Wasser gehen, einige Meter weiter schon wieder nicht mehr.
Das ist ärgerlich. Aber es ist auch nachvollziehbar, dass Stadt und Landkreis nicht gewillt sind, die Haftung für mögliche Unfälle zu übernehmen. Das wäre der Fall, wenn sie sehenden Auges ein nicht kalkulierbares und nicht mehr vertretbares Risiko eingingen.
Wie ernst aber meinen es die Behörden tatsächlich, wenn sie ein Verbot erlassen, es dann aber gar nicht effektiv kontrollieren und sich mancher Badegast um keines der reichlich vorhandenen Schilder mit der Verbotsbotschaft schert?
In erster Linie dürften die erwähnten haftungsrechtlichen Fragen mitausschlaggebend dafür gewesen sein, das Baden zu untersagen. Das ist kein niederer Beweggrund. Wären „Kontrollettis“aus den Ämtern dann nicht Ausdruck konsequenten Handelns? Nein. Denn wie schnell ist der Vorwurf dann erhoben, mit dieser Schikane nur die kommunalen Kassen aufbessern zu wollen.
Kontrollen können die Eigenverantwortung der Menschen nicht ersetzen. Es ist an den Badegästen, sich gründlich zu überlegen, ob sie sich bewusst einer Gefahr aussetzen wollen, wenn sie dort ins Wasser steigen, wo sie es aus nachvollziehbarem Grund nicht dürfen. Das ist ihre Sache. Mit möglichen katastrophalen Folgen müssen sie leben.
Ein Dauerärgernis – und das nicht nur an den Vollmerseen – ist die Verwechslung der Gewässer, die Menschen zur Erholung und Pflanzen und Tieren als Lebensraum dienen, mit einem Müllabladeplatz. Das Hirn manches Zeitgenossen, der sich achtlos seines Abfalls entledigt, scheint in solchen Momenten auf die Größe einer Erbse geschrumpft zu sein. Umweltbewussten Menschen wie den Mitgliedern des Fischereivereins Riedhausen bleibt es dann überlassen, den Dreck anderer wegzuräumen. Hier wären mehr Kontrollen angebracht. Denn Hirnverbranntheit gehört wahrlich geahndet.