Guenzburger Zeitung

Wenn die Werbung laufen lernt

Wirtschaft Die Stadt Ulm hat die Rechte in Sachen Plakatwänd­e und Säulen neu vergeben. Künftig wird auch digital um Kunden gebuhlt. Was das mit öffentlich­en Toiletten zu tun hat

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Neue Werbezeite­n brechen auf Ulms Straßen und Plätzen an: Ab dem kommenden Jahr wird erstmals versucht mithilfe von digitalen Bildschirm­en die Aufmerksam­keit von Passanten auf Produkte zu richten. Wie die Ulmer Stadtverwa­ltung mitteilt, werden sämtliche Werbeträge­r wie Plakatwänd­e und Säulen, die die Firma Wall bisher unterhält, durch neue Werbeträge­r der Firma DSM Deutsche Städte Medien ersetzt.

Die Stadtverwa­ltung erteilte der Firma DSM die entspreche­nden Rechte, nachdem sie die Nutzung des Werberecht­s europaweit ausgeschri­eben hatte. Was das Tochterunt­ernehmen der Firma Ströer Media mit Sitz in Köln für diese Rechte zahlt, wollte die Stadtverwa­ltung auf Anfrage nicht sagen. Geschäftsg­eheimnis. „Wir haben das wirtschaft­lichste Angebot gewählt“, sagt Pressespre­cherin Marlene Müller. Bis zu drei digitale „City-Light-Boards/Mega-Lights“und bis zu sieben digitale City-Light-Postervitr­inen dürfen künftig in Ulm aufgestell­t werden. Bewegte Bilder und animierte Bildwechse­l seien künftig gestattet. Mega-Lights sind neun Quadratmet­er große Werbefläch­en, die an stark frequentie­rten Straßen aufgestell­t werden. Von den zugelassen­en sieben digitalen CityLight-Postervitr­inen dürfen maximal fünf freistehen­d werben und maximal vier an Haltstelle­n angebracht werden. Analoge Werbung wird trotz der Digitalisi­erung weiterhin das Stadtbild beherrsche­n: Insgesamt erhält die Firma DSM das Recht, jeweils bis zu 90 Säulen, 25 Großfläche­n, 213 City-Light-Poster-Vitrinen und 16 sogenannte Monofußanl­agen im Stadtgebie­t aufzustell­en und werblich zu nutzen.

Im Gegenzug erhält die Stadt jährlich ein ungenannte­s Entgelt nebst zusätzlich­er Leistungen, insbesonde­re der Reinigung der Fahrgastun­terstände. Außerdem werden der „Kulturring“und die „Kultursäul­en“, die an ausgewählt­en Standorten Kulturscha­ffenden als Werbemögli­chkeit dienen und Wildplakat­ierung eindämmen, von der DSM fortgeführ­t werden.

Im Altvertrag mit Wall war nach Angaben der Stadtverwa­ltung geregelt, dass die Fahrgastun­terstände in das Eigentum der Stadt übergehen. Ulm wird deswegen alle Fahrgastun­terstände mit Wirkung zum 1. Januar kommenden Jahres übernehmen. Statt Wall reinigt künftig DSM die Haltestell­en. Die Instandhal­tung und Ersatzbesc­haffung obliegt allerdings künftig der Stadt. Mit Beginn des kommenden Jahres werden zudem die von Wall betriebene­n Toilettena­nlagen abgebaut. Eine der Anlagen musste bereits im Frühjahr durch die Baumaßnahm­en am Bahnhof weichen.

Eine Karte der Stadt Ulm zum Thema öffentlich­e Toiletten weist neben der (abmontiert­en) WallToilet­te am Bahnhof noch Wall-Anlagen am Ehinger Tor, WillyBrand-Platz sowie am Saumarkt aus. Ob es dafür Ersatz gibt, steht in den Sternen. Derzeit arbeite die Stadtverwa­ltung an einem „gesamtstäd­tischen Toilettenk­onzept“. Dies solle klären, ob und in welcher Form für die Wall-Anlagen Ersatz geschaffen wird. Ein Wegfall wäre definitiv spürbar, denn die Stadt Ulm betreibt in Ulm lediglich vier öffentlich­e Toiletten: Am Karlsplatz, am Lautenberg, in der Glöckerstr­aße und an der Donauhalle.

Großflächi­ge Werbung in Städten ist offensicht­lich ein einträglic­hes Geschäft: Für ein „Light Board“an der Adenauer Brücke verlangt Wall derzeit nach Angaben auf der eigenen Internetse­ite bis zu 101 Euro pro Tag von ihren Werbekunde­n. Eine Stele, etwa an der Heidenheim­er Straße ist schon für etwas unter 20 Euro am Tag zu haben.

Wie der neue Anbieter DSM wirbt, können in den digitalen Plakatwänd­en auch redaktione­lle Schlagzeil­en oder etwa auch die Wettervorh­ersage integriert werden. Und schön sollen die Dinger auch werden: „Die Anlagen werden sich durch ein zurückhalt­endes und elegantes Design auszeichne­n“, wird Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch in einer Pressemitt­eilung zitiert.

Mehrere öffentlich­e Toiletten fallen erst mal weg

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Foto: Alexander Kaya

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