Oberzentrum gemeinsam angepackt
Landesentwicklung Günzburg und Leipheim steigen in ihrer Bedeutung auf. Das über Orts- und Parteigrenzen entwickelte Projekt bringt ganz neue Möglichkeiten
Günzburg/Leipheim Endgültig entschieden wird zwar erst im Herbst. „Aber nach menschlichem Ermessen wird sich an der Entscheidung nichts mehr ändern“, sagt Alfred Sauter. Günzburg und Leipheim werden gemeinsam zum Oberzentrum aufsteigen, diesen Beschluss fasste der Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags vor wenigen Tagen. Der Weg dorthin, verrät der Landtagsabgeordnete, sei nicht einfach gewesen. Ursprünglich war es nämlich ein Quartett der Kommunen, die sich um die „Beförderung“beworben hatte.
Ausgelöst hatte das Ganze die Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplans. Aus dem bisherigen Oberzentrum Augsburg wurde eine Metropole – ebenso wie München oder die Region Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach. Eine Entwicklung, die den bisherigen Mittelzentren hätte gefährlich werden können – denn in der Konkurrenz zu anderen Mittel- und Oberzentren diese in ihrer Entwicklung ausgebremst werden oder sogar wichtige Einrichtungen verlieren können.
Günzburg und Leipheim mit insgesamt 27 000 Einwohnern hatten deshalb im November beschlossen, gemeinsam mit Dillingen und Lauingen um die Aufstufung zum „Oberzentrum Obere Donau“zu bewerben. In den beiden dazwischenliegenden derzeitigen Unterzentren Höchstädt und Gundelfingen hatte das jedoch für Unmut gesorgt. Im Zuge der Gespräche, welche die beiden Rathauschefs von Günzburg und Leipheim unter anderem mit Finanz- und Landesentwicklungsminister Markus Söder bei dessen Besuch in Wettenhausen führten, hatte sich gezeigt: Der Plan B, bei dem sich die jeweiligen Städteduos aus dem Landkreis Günzburg und dem Landkreis Dillingen getrennt voneinander als Oberzentrum bewerben, würde besser funktionieren. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig ist sich sicher: „Durch das gute Netzwerk von Alfred Sauter und die von ihm vermittelte Zusammenkunft mit Staatsminister Markus Söder hat die Antragsstellung bei der Staatsregierung eine hohe Gewichtung und Bedeutung erfahren.“Der Name „Oberzentrum“allein sei jedoch noch kein Programm, sagt Jauernig. Gemeinsam müssen die Städte Günzburg und Leipheim nun die Aufwertung nutzen.
Die Bedeutung eines Oberzentrums liegt in den Einrichtungen, die dort angesiedelt sein sollen – besondere Warenhäuser gehören dazu, aber auch Fachkliniken, Theater, Museen und Regionalbehörden, aber auch Fach- und Hochschulen. Gerade im Bereich Bildung hofft Leipheims Bürgermeister Christian Konrad auf eine positive Wirkung. „Es ist ein Wunsch aus der hiesigen Wirtschaft, dass wir wieder eine Möglichkeit der Fachhochschulausbildung in die Region bekommen.“Die Aufstufung zum Oberzentrum schaffe diese Möglichkeit. Konrad spricht deshalb auch davon, dass die Entscheidung in München Strahlhätten kraft für den ganzen Landkreis Günzburg besitze.
Jauernig und Konrad versprechen sich außerdem bessere Möglichkeiten beim Erhalt von Schulen, der Stärkung vorhandener Behörden und der Ansiedelung neuer Einrichtungen. Profitieren sollen auch die Kulturzentren Zehntstadel und Forum am Hofgarten oder das Günzburger Heimatmuseum, das schon lange auf eine Neukonzeptionierung und die entsprechenden Mittel dafür wartet. Denn durch den Wandel vom Mittel- zum Oberzentrum dürfen die beiden Kommunen auch höhere und häufigere Zuschüsse für derartige Projekte erwarten.
Für den Landtagsabgeordneten Hans Reichhart ist die Entscheidung des Wirtschaftsausschusses das Ergebnis einer großen Gemeinschaftsleistung, die über die Orts- und Parteigrenzen hinaus erfolge. „Man merkt, es funktioniert vieles, wenn man zusammenarbeitet. Das spricht für unser schwäbisches Miteinander.“