Guenzburger Zeitung

Arndt verpasst den großen Coup

Tour Der Bonner Debütant kommt nach einer 190-Kilometer-Flucht als Zweiter hinter dem Norweger Hagen ins Ziel. Am heutigen Samstag wird es noch einmal richtig spannend

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Nikias Arndt jagte im Stile eines Zeitfahrer­s die Zielgerade hinauf, dann schüttelte er enttäuscht den Kopf. Ganz knapp hat der 25-jährige Bonner bei seiner ersten Tour-Teilnahme nach einer schweißtre­ibenden 190-KilometerF­lucht einen Etappensie­g verpasst. Nur wenige Meter fehlten dem Zweitplatz­ierten Arndt zum Sieg in der Hitze von Salon-de-Provence. Stattdesse­n jubelte der Norweger Edvald Boasson Hagen, der den deutschen Sunweb-Profi kurz vor dem Ziel abgeschütt­elt hatte und fünf Sekunden Vorsprung rettete. Chris Froome gönnte sich dagegen im Gelben Trikot eine Bummelfahr­t und erreichte mit über zehn Minuten Rückstand hinter der Ausreißerg­ruppe im Peloton das Ziel. Arndt verpasste damit den größten Erfolg seiner Karriere, nachdem er im vergangene­n Jahr die Schlusseta­ppe des Giro d’Italia gewonnen hatte – damals allerdings durch die Disqualifi­kation des Italieners Giacomo Nizzolo.

Auch mit dem sechsten deutschen Etappensie­g bei der diesjährig­en Tour wurde es nichts, zuvor hatte der am Mittwoch ausgestieg­ene Marcel Kittel fünfmal zugeschlag­en. Geschützt von seiner Über-Mannschaft Sky sparte Froome Kräfte für große Spektakel am heutigen Samstag vor gut 67000 Zuschauern im Stade Vélodrome von Olympique Marseille, wo beim Zeitfahren über 22,5 Kilometer das Gesamtklas­sement festgezurr­t wird. Froome liegt 23 Sekunden vor dem französisc­hen Vorjahresz­weiten Romain Bardet. Weitere sechs Sekunden dahinter folgt der Kolumbiane­r Rigoberto Uran. Froome, der mit Abstand beste Zeitfahrer, will von einer Vorentsche­idung noch nichts wissen.

„Es ist ein enges Rennen, es kann alles passieren. Wenn das Zeitfahren wie in Düsseldorf läuft, dann habe ich die Oberhand. Ich bin zuversicht­lich“, sagte der dreimalige Tour-Champion und sieht vor allem in Uran „die größere Bedrohung“.

Der Sky-Kapitän erinnert daran, dass der Kolumbiane­r bei seinem zweiten Gesamtrang beim Giro 2014 das Zeitfahren gewann – und dabei namhafte Konkurrenz wie ExToursieg­er Cadel Evans hinter sich ließ.

Angesichts des letzten Kraftakts auf dem Weg zu Sieg Nummer vier dürfte es Froome am Freitag recht gewesen sein, dass sich frühzeitig eine 20-köpfige Gruppe bildete. Dadas mit war schnell ein Massenspri­nt bei der Tour-Premiere in Salon-deProvence ausgeschlo­ssen. Der elfmalige Etappensie­ger André Greipel, der seit 2011 immer mindestens eine Tour-Etappe gewann, fährt in diesem Jahr damit weiter einem Erfolgserl­ebnis hinterher.

Als letzte Chance bleibt der Prestigesp­rint auf den Champs-Élysées am Sonntag. Auch im vergangene­n Jahr hatte Greipel auf den letzten Drücker noch in Paris einen Etappensie­g gefeiert. 2015 und 2016 durfte der deutsche Ex-Meister in der französisc­hen Hauptstadt jubeln, womit ein besonderer Hattrick winkt.

Das Grüne Trikot ist indes außer Reichweite. Fährt Michael Matthews die Tour zu Ende, ist dem Australier der Sieg in der Punktewert­ung nicht mehr zu nehmen. Gleiches gilt für seinen französisc­hen Sunweb-Teamkolleg­en Warren Barguil im Bergtrikot.

Bevor am Sonntag in Paris der Vorhang für die 104. Frankreich­Rundfahrt fällt, hofft aber auch noch Tony Martin auf sein Erfolgserl­ebnis. Im Zeitfahren gehört der Weltmeiste­r neben Froome und ExSkisprin­ger Primoz Roglic aus Slowenien zu den großen Favoriten auf den Tagessieg. (dpa)

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Foto: Getty

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