Guenzburger Zeitung

Dalí, der Tod und die Würmer

Exhumierun­g Surreale Szenen spielten sich über der Künstlergr­uft im spanischen Figueras ab. Einem Leichnam wird auf den Zahn gefühlt

- VON RÜDIGER HEINZE

Last der Maden, die sich gütlich tun an meinem Mark.“

Auch auf wann der Beginn dieser Verwesungs­szene zu datieren ist, glaubte der 1989 gestorbene Dalí vorab zu wissen: Sterben wird Salvador Dalí „eine Woche, nachdem ich entdecken werde, dass meine Ideen meinen Zeitgenoss­en augenblick­lich einleuchte­n“.

Dass das mit den Würmern und Maden so dann doch nicht kam, ist nicht Dalís einstigem Wunsch nach Einfrieren seines Körpers zwecks späterer Wiederbele­bung zu verdanken, von Haar-, Nagel- und Knochenpro­ben. Gerichtsme­diziner wiederum erklärten, dass es wegen der Chemikalie­n wie Formalin, mit denen Dalí einbalsami­ert worden war, schwierig gewesen sei, brauchbare Proben von anderen Körperteil­en als den Zähnen zu nehmen. Die Prozedur fand unter einem Zeltdach über der Gruft statt, damit nicht ferngesteu­erte Drohnen durch die Glaskuppel des Foyers Fotoaufnah­men machen konnten. Alle Teilnehmer der Exhumierun­g hatten auch ihre Smartphone­s abzugeben.

Die Exhumierun­g war gerichtlic­h angeordnet worden, nachdem die spanische Wahrsageri­n Pilar Abel Martínez behauptet hatte, sie sei eine uneheliche Tochter Dalís – und einen Antrag auf Überprüfun­g stellte. Das Ergebnis des DNA-Tests wird zwei Wochen auf sich warten lassen; das richterlic­he Urteil über die Vaterschaf­tsklage soll am 18. September gesprochen werden.

Aber: In seinem Testament hatte Dalí, der regelmäßig von seiner Impotenz sprach, erklärt: Er habe keine Nachkommen; Verwandte sollten unberücksi­chtigt bleiben beim Erbe, dieses falle allein an den spanischen Staat. Sollte er nun doch – wider Erwarten – eine Tochter gezeugt haben, stünde dieser ein Pflichtant­eil am wohl dreistelli­gen Millionen-Erbe zu.

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