Der Norden gewinnt Stärke
Die große Überraschung hat dieser Besuch in München nicht gebracht: Bayerns Finanzminister Markus Söder hatte am Mittwoch nur zu bekräftigen, was die Hauptakteure dieses Projekts schon vor drei Wochen vor Ort verkündet hatten: Günzburg und Leipheim steigen gemeinsam vom Mittel- zum Oberzentrum auf. Ein Coup, der in Zusammenarbeit zwischen Landesund Kommunalpolitik, zwischen Politikern unterschiedlicher Parteien und über Stadtgrenzen hinweg eingefädelt worden ist.
Entscheidend ist dabei nicht allzu sehr, dass Söder dies Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und Bürgermeister Christian Konrad noch einmal persönlich sagen wollte, bevor er sich Richtung Berlin in die Talkshow von Dunja Hayali verabschiedete. Entscheidend ist, was die beiden Rathauschefs, aber auch die Stadträte und die Mitarbeiter in der Verwaltung daraus machen. Denn „Oberzentrum“ist zunächst einmal ein Titel ohne Mittel. Finanzielle Zusagen seitens des Freistaats sind damit nicht verbunden.
Allerdings: Günzburg und Leipheim rücken durch den neuen Status mehr in den Blick wichtiger Entscheider. Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Für Firmen wird deshalb künftig nicht nur interessant sein, dass die beiden Nachbarkommunen mit Autobahnanschluss und großzügigen Gewerbeflächen punkten können. Aber auch ein möglicher Standort für eine Hochschul-Außenstelle wird ein Oberzentrum vermutlich leichter werden als ein Mittelzentrum.
Günzburg und Leipheim ist dieser Titel nicht in den Schoß gefallen. Hinter der Entscheidung in München steckt nachdrückliche schwäbische Lobby-Arbeit. Ohne die wäre es sicher beim Mittelzentrum geblieben.
Die beiden Kommunen haben rechtzeitig ihre Stimmen erhoben – während andere einfach nur still abgewartet haben, dass auch auf sie einmal der Blick aus München fällt. Der Landkreisnorden erhält durch den neuen Titel zusätzliche Stärke. Für den Süden wird es da immer schwerer werden, das aufzuwiegen.