Freundliche Invasion in Unterburgau
Historisches Fest Die Markgrafenstadt übernimmt die Lande des Raubritters Kunz. Doch der gibt sich nicht geschlagen
Die Sache war generalstabsmäßig geplant. Schon Wochen vor dem Historischen Fest hatte man sich in der Markgrafenstadt Burgau darüber beraten, wie mit den Konzenberger Raubrittern zu verfahren ist, die es traditionell beim Fest jedes Mal geschafft hatten, die Burgauer Herrschaft zu ärgern. So verschwand beim Historischen Fest vor acht Jahren die Burgauer Fahne, auf welche die Mannen aus Konzenberg eigentlich hätten aufpassen sollen. Vor vier Jahren wanderte Raubritter Kunz alias Bürgermeister Georg Holzinger deswegen in den Gefängniswagen der Burgauer Stadtsoldaten. Doch die Rache folgte wenig später: Mit der Entführung von Jutta Barm, Gattin von Markgraf-Bürgermeister Konrad Barm. „Und er hatte es noch nicht einmal gleich gemerkt“, scherzte der „Raubritter“am Samstagabend in Burgau.
Dass man in der Markgrafenstadt so viel Frechheit nicht auf sich sitzen lassen konnte, lag auf der Hand. Und so marschierten am Samstagnachmittag um Punkt 16 Uhr die Burgauer Stadtsoldaten auf Geheimmission los. Das Ziel: Konzenberg und den Rathaussitz Haldenwang im Handstreich zu übernehmen. Mit einer dicken Kette und einem noch dickeren Schloss wurde das Rathaus versperrt, Wachen aufgestellt und vor allem die Ortsschilder zum Zeichen der neuen Herrschaft überdeckt.
Schritt zwei der Burgauer Annexion folgte dann am Samstagabend im Schlosshof. Dort, wo die Konzenberger traditionell lagern. Die Stadtsoldaten zogen mit Trommeln und Piken ein und luden die Nachbarn freundlich ein, doch einmal mitzukommen: Auf dem Kirchplatz wartet eine nette Brotzeit auf die Freunde. Die ahnten freilich schon, dass etwas anderes dahinter stecken könnte. „Und wenn wir gehen, räumt ihr uns dann etwa das Lager aus?“, wollte eine Konzenbergerin wissen. Mitnichten, alles bleibe an seinem Platz, versicherten die Stadtsoldaten. Und so ging es in feierlichem Zug den Schlossberg hinunter auf den Kirchplatz.
Dort gab es für die Konzenberger dann erst einmal Musik zu hören, bis die Stadtsoldaten dann mit ernster Miene die Bühne übernahmen, um hier Platz für die Markgrafen und ihren Herold, Ritter Dentatus vom Eichberg zu schaffen. Der tat dann den Konzenbergern und allen Gästen kund, dass ihre Lande annektiert seien – und läutete unter Protest des Gefolges die Ernennung von Raubritter Kunz zum „Statthalter zu Unterburgau“ein.
Doch Raubritter und Bürgermeister Georg Holzinger machte deutlich: So leicht ist seiner und der Konzenberger humorvoller und rebellischer Geist nicht gebrochen. Denn natürlich hatten seine Raubritter auch dieses Mal wieder zugeschlagen: „Die Kanone von den Stadtsoldaten, die stand so einsam da, sie ist uns einfach nachgelaufen. Also haben wir sie mitgenommen.“Außerdem, so betonte Holzinger: „Wenn der Raubritter Kunz im Jahr 1200 nicht gewesen wäre, gäb’s Burgau doch gar nicht.“Immerhin habe Ritter Kunz dem Markgrafen dereinst beim Kreuzzug nach Jerusalem sogar das Leben gerettet und ihn bei einem Duell unterstützt. „Und heute hätten die Burgauer nicht mal eine Umgehungsstraße, wenn es uns nicht gäbe.“
Dass sein „Bruder Konrad“das Rathaus übernommen habe, focht den Raubritter nicht an: „Den Schuldenbau kannst gerne behalten!“, so Holzinger. Am Ende fanden Markgraf und Statthalter aber doch wieder versöhnlich zusammen: „Wir machens wie immer“, so Holzinger, „wir treffen uns alle, Du zahlst das Bier und ich die Brotzeit.“Gregor Löffler, Bürgermeister von Burgau in der Steiermark, war der erste internationale Gratulant des Statthalters. Er und die knapp 150 österreichischen Burgauer, die zum Fest in der Partnerstadt angereist waren, fühlten sich hier „einfach sauwohl“.
Ob die Burgauer Annexion wirklich das letzte Kapitel im Kampf zwischen Raubritter-Clan und Markgrafenstadt war? Mal schauen, denn noch ist das historische Fest 2017 ja nicht zu Ende. Am heutigen Montag wird noch einen letzten Tag weiter gefeiert.