Olympischer Handel: LA sagt Danke
DVON ANTON SCHWANKHART ie Geschichte der Olympischen Spiele ist derart vollgepflastert mit Skandalen und Korruption, dass man sich wundern muss, wie die Idee des alten Pierre de Coubertin „Feste zu schaffen für die Jugend der ganzen Welt“bis heute überlebt hat. Weil der Franzose vorrangig Pädagoge war, stand ihm der Sinn nicht nach Leistungssport, sondern noch Höherem. Wenn sich die Weltjugend die Zeit überhaupt mit Sport vertreiben sollte, dann nicht zum Selbstzweck sondern als Vehikel zur moralischen und sozialen Reifung. Ein Effekt, der dem Sport bis heute zuzuschreiben ist – Olympischer Spiele bedarf es darf nicht.
Trotzdem lebt Coubertins Idee – wenn auch in zeitgeistiger Form. Man sieht das daran, dass es noch immer Bewerber für die Austragung gibt, denen der Zuschlag Millionenbeträge an Schmiergeldern wert ist. Auch die Olympia-Vergabe an Tokio, Gastgeber 2020, ist von dunklen Geldströmen umflossen. Dass diese Summen Peanuts sind, im Vergleich mit den Milliarden für neue Sportstätten, die später leerstehen, und der Gigantomanie komplette Wohnviertel zum Opfer fallen, hat sich zum zweiten großen olympischen Problem ausgewachsen. Die Bewohner der Olympiastädte sind oft nicht mehr bereit, diesen Preis zu bezahlen. Sie wählen die Spiele ab. Wie Hamburg, das sich knapp gegen eine Bewerbung für 2024 entschieden hat.
Beinahe märchenhaft erklingt vor diesem Hintergrund die Nachricht von der Vergabe der Spiele an Paris (2020) und Los Angeles (2024). Zwei Städte mit Olympia-Vergangenheit, beide mit der Aussicht auch in einigen Jahren noch die Menschenrechte zu achten und politisch stabil zu sein und beide können auf bestehende Wettkämpfstätten zurückgreifen. Dass die Amerikaner den Franzosen den Vortritt gelassen haben, obwohl sie selbst gerne vier Jahre früher dran gewesen wären, hat beinahe Züge des olympischen Gedankens. Ehe man aber von so viel Sportsgeist gerührt, die Welle macht, sei gesagt, dass sich Los Angeles seinen Großmut mit 1,8 Milliarden Euro aus der Olympia-Kasse hat entlohnen lassen. Im Zeichen der Ringe läuft nichts ohne Geld. Das ist der wahre Kern des olympischen Gedankens.