Der neue Trainer Tedesco zeigt Demut
Bundesliga Wie Schalke nach einer ernüchternden Saison wieder für gute Stimmung sorgen will – (Serie, Teil neun)
Die Zeiten werden ruhiger in Gelsenkirchen. Sprach man vor wenigen Jahren noch von Schalke als der möglichen „dritten Kraft“in der Bundesliga, sind die Erwartungen und Hoffnungen kleiner, die Befürchtungen aber größer geworden. Vor allem nach dem zehnten Tabellenplatz zum Abschluss der vergangenen Spielzeit. Spätestens damit hatten Sportvorstand Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl jegliche Euphorie versenkt.
Was war schlecht in der vergangenen Saison? Nicht nur der Tabellenplatz, nachdem die Knappen in den sieben Jahren zuvor immer die europäischen Wettbewerbe erreicht hatten. Die Fans hielten zwar die Saison über still, aber für die traditionell gefühlsbesoffene Atmosphäre auf Schalke ist die Ernüchterung nicht gut. Zudem: Chelsea-Leihgabe Abdul Rahman Baba verletzt, Coke und Breel Embolo ebenfalls – das riss Lücken in den ohnehin kurzfristig zusammengeschusterten Kader.
Was wird besser? Personell kann es nur besser werden; ohnehin hatte Heidel recht, als er angesichts der Verletztenmisere trotzdem im Winter erklärte: „Jetzt einen Kader aufzublähen, der uns dann im Sommer einschränkt, das werden wir nicht tun.“Heidels Weitsicht zahlt sich aus. Zumindest, was den Kader angeht.
Rentiert sich Weinzierls Rauswurf für Schalke? Zumindest war er aus unterschiedlichen Betrachtungsweisen berechtigt: Die Mannschaft zeigte kaum systemische geschweige denn spielerische Entwicklungen und schon gar keine Konstanz.
Und der Neue richtet’s nun? Abwarten, wie Domenico Tedesco, der von Zweitligist Aue kam und dort bei gerade zwei Handvoll Profispielen Regie führte, einschlägt. Bei seiner Vorstellung grüßte der erst 31-Jährige stilvoll mit „Glück auf“. Das passte schon mal. Er wolle „mit Demut“an die Schalker Sache herangehen, sagte Tedesco, und: „Es sollte schon so sein, dass man unsere Mannschaft auch ohne Trikots an ihrem Spielstil erkennen könnte.“Der Coach kommt gut an, wirkt zudem kompetent.
Bringen die Neuverpflichtungen Schalke voran? Die Hoffnung darauf ist groß. Bei der China-Werbe-Tour überzeugten die Schalker gegen Besiktas Istanbul (3:2) und Inter Mailand (1:1). Eigengewächs Luke Hemmerich war „der Gewinner der Vorbereitung“, wie zu hören war. Der 19-jährige Mittelfeldspieler spielte sich genauso in den Fokus wie der gleichaltrige Weston McKennie aus der Dallas Academy. Amine Harit (der 20-jährige Tempofußballer wie einst Leroy Sané kam vom FC Nantes) gilt als Offensiv-Belebung – der Spanier Pablo Insúa als Anwärter auf die Innenverteidiger-Position neben den bekannten Naldo, Höwedes und Matija Nastasic. Und auch Breel Embolo gilt für Tedesco als Neuzugang: Der Schweizer, gebürtig aus Kamerun, verletzte sich im Oktober 2016 schwer und greift nun wieder an. Last but not least gilt Abwehrrecke Bastian Oczipka (146 Bundesligaspiele, kam von Eintracht Frankfurt) auf der linken Abwehrseite als Ersatz für den nach England gewechselten Sead Kolasinac als gesetzt.
Bleibt Leon Goretzka, um den die Bayern schon lange buhlen? Da gilt Heidels „Basta“. Der Beste im Nationalteam beim Confed-Cup spielt weiter auf Schalke.