Ganz entspannt im Hier und Jetzt
Geburtstag Europaministerin Beate Merk ist jetzt 60 Jahre alt – und geht ausgesprochen gelassen damit um. Früher musste sie in der Politik mehr kämpfen
Landkreis Das mit dem Alter sieht Beate Merk ganz entspannt, so sagt sie es zumindest im Gespräch. Gestern feierte sie ihren 60. Geburtstag – keine große Sache: „Es ist prima, wie es ist, ich bin dankbar, ich bin zufrieden.“Ihr Leben verläuft jetzt zwar alles andere als ruhig, denn als bayerische Ministerin für Europaangelegenheiten und regionale Beziehungen jettet sie viel um den Globus, doch dafür muss sie sich nicht um das innenpolitische Kleinklein kümmern. Das war schon mal anders.
In der Rückschau spricht sie heute von einem „erfüllten Politikerleben“, das allerdings nicht immer ganz leicht war: „Mir sind die Dinge nie in den Schoß gefallen, ich musste sie mir erkämpfen.“Deshalb blieben ihr wohl die Probleme erspart, die etliche im Angesicht des 40. Geburtstags erleben. Für die MidlifeCrisis habe sie einfach keine Zeit gehabt, denn da stellte sie die Weichen für ihre politische Karriere – und nicht wenige, auch in ihrer eigenen Partei, waren skeptisch.
Das gebürtige Nordlicht, Beate Merk wurde in Nordhorn im Emsland geboren, hatte sich nach JuraStudium, Promotion und einer Anstellung im Innenministerium gerade entschlossen, ihre Arbeit als erste juristische Beamtin im Neu-Ulmer Landratsamt an den Nagel zu hängen, um für die CSU Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin zu werden. Sie schaffte es bekanntlich mit drei Stimmen–Vorsprung, was heftige juristische und politische Querelen nach sich zog. Das erste halbe Jahr ihrer Amtszeit sei davon überschattet gewesen. Es habe sogar Kollegen gegeben, sagt sie, die ihr geraten hätten, zurückzutreten und neu wählen zu lassen – in der Hoffnung, „dann sei es rum“. Massive Rückendeckung sieht anders aus. Beate Merk hat dann auch die innerparteilichen Kritiker überzeugt und bei der Wiederwahl einen satten Sieg eingefahren. Nicht ganz unbeteiligt am Erfolg waren dabei die Unterstützer. Beate Merk, die nie geheiratet und auch keine Kinder hat, zählt drei Männer auf, denen sie als OB viel zu verdanken hatte: den einstigen CSU-Vorsitzenden und Bundesfinanzminister Theo Waigel, der ihr den Rücken gestärkt und von dem sie „unendliche Hilfe“bekommen hat, Alfred Sauter, einstiger Justizminister und Günzburger Landtagsabgeordneter, und Ivo Gönner: „Er war immer mein Freund.“
In ihren zehn Jahren als bayeri- sche Justizministerin eckte sie zuweilen mit konservativen Ansichten an und hatte vor allem im Zuge der Affäre um Gustl Mollath zu kämpfen, als ihr von der Opposition gar vorgeworfen wurde, sie sei unfähig und eine „Zumutung für das Volk“.
Jetzt, als „bayerische Außenministerin“, wirkt sie deutlich entspannter, obwohl Beate Merk ein bis zweimal pro Woche die Koffer packen muss, um zuweilen sehr weit zu verreisen. Die Sitzerei im Flugzeug, das sei halt anstrengend, allerdings zuweilen auch das, was sie sehen muss. Etwa in einem Flüchtlingslager im Kurdengebiet, wo das Wasser in kleinen Flaschen per Lastwagen hingeschafft wurde und die Verteilung nach dem Prinzip erfolgte: Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt. Sie habe veranlasst, dass eine Wasserleitung gebaut wird. Solche Situationen seien berührend. Doch das müsse man erlebt haben, um hier entsprechend davon berich- ten zu können. Und dann zeigt sie auch ihrem Chef, dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer, „wie nahe mir das geht. Emotionen gehören dazu.“Sie sieht sich als Ministerin unter anderem als Brückenbauerin, als Entwicklungshelferin und als eine, die „die Freundschaft zwischen den Völkern unterstützt“. Auch wenn sie mit einer Menge von Themen zu tun habe, die nicht fröhlich sind, „erfüllt mich meine Arbeit mit Freude“.
Das Privatleben und ihr Partner müssen dann halt zurückstecken. Entspannung findet sie, „wenn ich auf einen Berg gehen oder in einen See springen oder mit dem Hund spazieren gehen kann“. Und das Alter, na ja, das spürt sie zuweilen, wie sie zugibt, deshalb müsse sie etwas für die Fitness tun und sich die Zeit dafür aus dem straffen Reiseterminkalender herausschnitzen. Das erfordert Disziplin, doch die habe sie im Amt lernen müssen: „Ich bin härter mir gegenüber geworden und denke manchmal, das bringt einen auch nicht um.“
Obwohl Beate Merk politisch gesehen eine Art „Global Player“geworden ist, geht an der Landtagsabgeordneten für den Stimmkreis Neu-Ulm der politische Alltag im Kleinen nicht vorbei. Das NuxitThema kennt sie aus eigener Anschauung: „Als ich noch OB war, kam das mal zur Sprache. Wir haben das durchgerechnet und man hat uns abgeraten, aber damals waren die Einnahmen geringer und die Ausgaben höher.“
Ansonsten gibt sie sich diplomatisch. Wichtig sei, dass es keinen Streit gebe und keiner einseitig belastet werde, und: „Wir müssen die Menschen mit einbeziehen, hinhören und so viele Erläuterungen geben, wie möglich.“Im Rückblick auf ihr bisheriges politisches Leben findet Beate Merk: „Ich glaube, dass ich viele Dinge gut gemacht habe.“