Zwei Ulmer in London
Mathias Brugger und Alina Reh sind bei der WM dabei
Mathias Brugger sucht nach Worten für seine Vorfreude. Von „positiv angespannt“über „sehr aufgeregt“bis „riesige Freude“reicht sein Empfindungsbarometer. Es sind die letzten Tage vor seinem ersten WM-Start. Der Zehnkämpfer des SSV Ulm 1846 hat das beste Jahr seiner Laufbahn hinter sich. Mit 8249 Punkten hat er sich in Götzis für London qualifiziert und damit jenes Ziel erreicht, das in der langfristigen Karriereplanung festgelegt war.
Dabei ist es eher die Ausnahme, dass Zehnkämpfer-Pläne aufgehen. Zu hoch sind die Belastungen für die Könige der Leichtathletik, zu häufig sorgen Verletzungen für Rückschläge. Auch Brugger ist durch Tiefs gegangen. Schambeinentzündung, Gelbsucht und Pfeiffersches Drüsenfieber haben ihn zwei Wettkampfjahre gekostet, die ihm nun in seiner Entwicklung fehlen. Unter den drei deutschen WM-Teilnehmern im Zehnkampf ist er hinter Rico Freimuth und Kai Kazmirek die Nummer drei. Andererseits hat Brugger auch zwei Jahre hinter sich, in denen er gesund geblieben ist und in denen es stetig bergauf gegangen ist.
Jetzt, eine Woche vor dem ersten Zehnkampftag am nächsten Freitag, fühlt er sich in „Idealverfassung“. Schon vorher hat er sein Arbeitspensum als Finanzassistent auf eine Viertelstelle reduzieren können, wofür er seinem Arbeitgeber, der Sparkasse Ulm, dankbar ist. Als Zehnkämpfer hat Brugger seine besten Jahre noch vor sich. Am Sonntag, einen Tag vor seinem Abflug nach London, wird er 25.
Ein Alter, in dem die Könige der Leichtathletik sich allmählich zur vollen Reife entwickeln. Brugger, der mit Maria Herbinger, einer guten Ulmer Weitspringerin (6,26 m) liiert ist, sieht für sich selbst noch in vielen Einzeldisziplinen Luft nach oben. Besonders im Speerwurf – „eine sehr sensible Disziplin“–, wo er 2017 bei ausbaufähigen 54,06 m steht. Sein Ziel für die WM? „Das Niveau von Götzis wiederholen.“Das könnte für einen Platz unter den Top 12 reichen.
So weit wird seine Ulmer Vereinskollegin Alina Reh vermutlich nicht kommen. Die Einzelhandelskauffrau aus Laichingen läuft in London die 5000 m. Obwohl sie sich heuer um eine halbe Minute auf 15:10,57 Minuten gesteigert hat, reicht das in der Weltrangliste nur zu Platz 24. Die Mittel- und Langstrecken beherrschen Afrikanerinnen. Mit ihren erst 20 Jahren hat die hochgewachsene Reh aber noch reichlich Zeit, das Feld von hinten aufzurollen. (as)