Skandal in Kassel?
Flüchtlingskrise und der Holocaust
Kassel/München Die geplante Performance „Auschwitz on the Beach“auf der documenta sorgt bereits im Vorfeld ihrer Aufführung für heftige Empörung. Sie soll in Kassel vom 24. bis 26. August das Flüchtlingselend im Mittelmeer thematisieren. Charlotte Knobloch, früher Präsidentin des Zentralrats der Juden, heute Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sprach aber von einer „verantwortungslosen Relativierung des Holocaust“. Ähnlich die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Kassel, Ilana Katz, die die Performance als geschmacklos und verletzend für die Opfer des Holocaust bezeichnete, vor allem durch die plakative Verwendung von Begriffen wie „Auschwitz“und „Zyklon B“im Ankündigungstext.
Darin bezichtigt der italienische Autor und Radiogründer Franco Bifo Berardi die Europäer, „Konzentrationslager“auf ihren eigenen Territorien einzurichten und „Gauleiter“in der Türkei, Libyen und Ägypten dafür zu bezahlen, die „Drecksarbeit“entlang ihrer Küsten zu erledigen. „Das Salzwasser hat mittlerweile Zyklon B ersetzt“, heißt es hier unter anderem.
Berardi rechtfertigte in einer von der documenta verbreiteten Stellungnahme seine Wortwahl mit der Begründung, dass Auschwitz der Name dessen sei, was gänzlich unmenschlich und inakzeptabel in der Geschichte der Menschheit sei. Er habe lange gezögert, solche Worte zu schreiben: „Am Ende entschied ich, dass wir sagen müssen, was wir sehen: Das Unmenschliche ist zurück“, so Berardi.
Die geplante einstündige Performance „Auschwitz on the Beach“ist eine Aktion, die auf einem Gedicht Franco Bifo Berardis basiert und mit einem Soundtrack von Fabio Stefano Berardi und einer Bildinstallation von Dim Sampaio versehen ist. Sie findet am 24. und 26. August um 20 Uhr im Fridericianum in englischer Sprache und am 25. August in italienischer Sprache statt. Am 24. August soll sie auch als Livestream verfügbar sein. Nach Auskunft der documenta soll die Veranstaltung wie geplant stattfinden.