So ist Sterben vorstellbar
Susann Pásztor schreibt über eine Krebskranke
Keine Angst vor diesem Roman! – auch wenn eine krebskranke, sterbende Frau in seinem Mittelpunkt steht. Auch wenn ein Hospizmitarbeiter die Hauptfigur ist. Autorin Susann Pásztor gelingt Bemerkenswertes: Sie verbindet Leben und Tod durch eine Brücke, die begehbar erscheint. Sie nimmt dem Sterben den Schrecken, ohne das Traurige, das Leiden, auszusparen. Vor allem aber ruft sie leise und ohne Pathos dazu auf, dafür zu sorgen, dass am Ende jemand da ist. Denn so, wie es im Titel heißt, so sollte es sein: „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“– damit die Seele aus dem Raum fliegen kann.
Dieser jemand, der das Fenster für Karla öffnet, ist Fred. Ein fürsorglicher, alleinerziehender Vater. Rentenversicherungsexperte, der es allen recht machen will und dabei schnell und schmerzhaft an seine Grenzen stößt.
Denn die selbstbewusste Karla, seine erste Hospizpatientin, die er ehrenamtlich betreut, hat eigene Vorstellungen von ihren letzten Tagen. Versöhnungsfeste und Plaudereien gehören nicht dazu. Freds 13-jähriger Sohn Phil spürt instinktiv, was die 60-Jährige will, und baut ein vertrauensvolles Verhältnis zu der leidenschaftlichen Fotografin auf. Es sind Pásztors liebenswürdige Charaktere, die einen hineinziehen in ihren humorvoll und spannend geschriebenen Roman, der auch eine berührende Vater-Sohn-Geschichte ist.
Kiepenheuer & Witsch, 288 S., 20 ¤