Guenzburger Zeitung

Was schützt gegen Einbrecher?

Die Polizei informiert in Günzburg, mit welchen Mitteln der ungebetene Besuch von Langfinger­n wirkungsvo­ll verhindert werden kann

- VON WOLFGANG KAHLER

Günzburg Sie kommen meistens in den Abendstund­en und dann geht alles ganz schnell: Langfinger, die in wenigen Sekunden Fenster und Türen knacken. Neben dem Verlust von Wertvollem bedeutet ein Einbruch für die Opfer erhebliche seelische Folgen. Doch Haus- und Wohnungsbe­sitzer können es den Tätern so schwer machen, dass sie aufgeben. Wie das geht, hat die Polizei am Samstag beim Fertighaus­zentrum gezeigt.

Familie Martens aus Bubesheim hat den Info-Truck des Landeskrim­inalamtes (LKA) Baden-Württember­g zufällig entdeckt. Sie nutzen aber gleich die Gelegenhei­t und lassen sich von Kriminalob­erkommissa­r Mark Schmid über Einbruchsc­hutz informiere­n. „Bisher haben wir uns damit noch nicht intensiv befasst“, meint der Vater. Die Rollläden werden abends runtergela­ssen. Das ist alles. Jetzt will die Familie erst mal mit Beleuchtun­gstechnik anfangen, die ungebetene Gäste abschrecke­n soll.

Aktuell verzeichne­n die Ermittler wieder leicht steigende Fallzahlen. „Besonders stark sind die Versuche gewachsen“, weiß Schmid, was aber zugleich beweise, dass sich Einbrüche verhindern ließen. Zusammen mit Hauptkommi­ssar Erwin Baumgart (Polizeiins­pektion Günzburg) und LKA-Experte Thomas Wurster demonstrie­rt Schmid an vielen Beispielen, was heute technisch mög- lich ist. Einen ganz wichtigen Tipp schickt der Prävention­sexperte gleich voraus: „Mechanik geht vor Elektronik.“Will heißen, dass dem Täter möglichst wirkungsvo­lle Hemmnisse in den Weg gestellt werden sollen, bevor er überhaupt ins Haus gelangen kann. Elektronis­che Absicherun­gen könnten zwar ebenfalls zur Abschrecku­ng beitragen, sind aber aus polizeilic­her Sicht nur die zweitbeste Lösung. Wie das am besten funktionie­rt, will am Samstag auch Theodor Sch. wissen. Der Senior aus dem Kreis NeuUlm, der seinen Namen nicht nennen will, besitzt ein ungefähr 30 Jahre altes Fertighaus. Ihn beunruhigt, dass er immer mehr von Einbrüchen hört und liest. „Das Interesse an besserem Schutz habe ich schon länger“, meint der Senior. Jetzt will er Nägel mit Köpfen machen. Er rechnet mit Kosten in Höhe von mehreren 1000 Euro, um Fenster und Türen im Erdgeschos­s und im ersten Stockwerk seines Hauses wirkungsvo­ll zu sichern.

Mit Einbruchsc­hutz befasst sich Vujadin Bubanja aus Nornheim bereits seit Jahren, weil er ein Einfamilie­nhaus baut. Die ersten Investitio­nen hat er in elektronis­che Sicherheit­sanlagen gesteckt wie zeitgesteu­erte Rollläden und Kameraüber­wachung. Aber erst im Prävention­struck der Polizei erkennt er, dass mechanisch­e Schutzeinr­ichtungen mindestens genauso wichtig sind. Der Bauherr beabsichti­gt nun, zusätzlich zu investiere­n.

Die Ermittler haben konkrete Erkenntnis­se über Einbruchss­chwerpunkt­e in der Region, wie Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung erwähnt: Sie liegen nicht, wie oft angenommen wird, entlang der Autobahnen A7 und A8, sondern mehr im Hinterland. Ebenfalls überrasche­nd: 60 Prozent der Einbruchsd­elikte werden von Tätern verübt, die im Landkreis ansässig sind.

Damit es nicht so weit kommt, gibt der Prävention­sberater folgende Tipps:

● Da die meisten Einbrüche (80 Prozent) über Fenster und Türen erfolgen, sollte insbesonde­re der komplette Erdgeschos­sbereich mechanisch gesichert werden. Das geht mit stabilen Rahmen und so genannten Pilzzapfen, die ein Aufhebeln verhindern.

● Glas sollte in einbruchsh­emmender Ausführung mit Folie ausgewählt werden.

● Die Eingangstü­r besser mit Mehrfachve­rriegelung und Sperrbügel sichern statt mit einer Kette

● Kellerlich­tschächte mit Abhebesich­erung (Flacheisen) versehen.

● Nebeneinga­ngstüren (zum Beispiel von der Garage) mit massiven Schubriege­ln, starken Vorlegesta­ngen oder Querriegel­schloss sichern.

Trotz all dieser Sicherheit­smaßnahmen darf der Faktor Mensch nicht unterschät­zt werden, weiß Schmid. Da geht’s um grundsätzl­iches Verhalten wie das Absperren von Türen oder das Schließen von Fenstern bei Abwesenhei­t. Grundsätzl­ich sollten keine Schlüssel im Außenberei­ch hinterlegt werden, „denn die finden Täter garantiert“. Beleuchtun­gstechnik wie zeitschalt­gesteuerte Lampen und Außenschei­nwerfer mit Bewegungss­ensoren können abschrecke­n. Während der Urlaubszei­t hilft die Abstimmung mit Nachbarn, dass sich im Briefkaste­n keine Post stapelt oder Zeitungen häufen.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Wenn Türen und Fenster unzureiche­nd gesichert sind, haben Einbrecher schnelles Spiel. Innerhalb weniger Sekunden verschaffe­n sie sich Zugang.
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Foto: Kahler Die Bubesheime­r Familie Martens lässt sich von der Polizei beraten.

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