Was schützt gegen Einbrecher?
Die Polizei informiert in Günzburg, mit welchen Mitteln der ungebetene Besuch von Langfingern wirkungsvoll verhindert werden kann
Günzburg Sie kommen meistens in den Abendstunden und dann geht alles ganz schnell: Langfinger, die in wenigen Sekunden Fenster und Türen knacken. Neben dem Verlust von Wertvollem bedeutet ein Einbruch für die Opfer erhebliche seelische Folgen. Doch Haus- und Wohnungsbesitzer können es den Tätern so schwer machen, dass sie aufgeben. Wie das geht, hat die Polizei am Samstag beim Fertighauszentrum gezeigt.
Familie Martens aus Bubesheim hat den Info-Truck des Landeskriminalamtes (LKA) Baden-Württemberg zufällig entdeckt. Sie nutzen aber gleich die Gelegenheit und lassen sich von Kriminaloberkommissar Mark Schmid über Einbruchschutz informieren. „Bisher haben wir uns damit noch nicht intensiv befasst“, meint der Vater. Die Rollläden werden abends runtergelassen. Das ist alles. Jetzt will die Familie erst mal mit Beleuchtungstechnik anfangen, die ungebetene Gäste abschrecken soll.
Aktuell verzeichnen die Ermittler wieder leicht steigende Fallzahlen. „Besonders stark sind die Versuche gewachsen“, weiß Schmid, was aber zugleich beweise, dass sich Einbrüche verhindern ließen. Zusammen mit Hauptkommissar Erwin Baumgart (Polizeiinspektion Günzburg) und LKA-Experte Thomas Wurster demonstriert Schmid an vielen Beispielen, was heute technisch mög- lich ist. Einen ganz wichtigen Tipp schickt der Präventionsexperte gleich voraus: „Mechanik geht vor Elektronik.“Will heißen, dass dem Täter möglichst wirkungsvolle Hemmnisse in den Weg gestellt werden sollen, bevor er überhaupt ins Haus gelangen kann. Elektronische Absicherungen könnten zwar ebenfalls zur Abschreckung beitragen, sind aber aus polizeilicher Sicht nur die zweitbeste Lösung. Wie das am besten funktioniert, will am Samstag auch Theodor Sch. wissen. Der Senior aus dem Kreis NeuUlm, der seinen Namen nicht nennen will, besitzt ein ungefähr 30 Jahre altes Fertighaus. Ihn beunruhigt, dass er immer mehr von Einbrüchen hört und liest. „Das Interesse an besserem Schutz habe ich schon länger“, meint der Senior. Jetzt will er Nägel mit Köpfen machen. Er rechnet mit Kosten in Höhe von mehreren 1000 Euro, um Fenster und Türen im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk seines Hauses wirkungsvoll zu sichern.
Mit Einbruchschutz befasst sich Vujadin Bubanja aus Nornheim bereits seit Jahren, weil er ein Einfamilienhaus baut. Die ersten Investitionen hat er in elektronische Sicherheitsanlagen gesteckt wie zeitgesteuerte Rollläden und Kameraüberwachung. Aber erst im Präventionstruck der Polizei erkennt er, dass mechanische Schutzeinrichtungen mindestens genauso wichtig sind. Der Bauherr beabsichtigt nun, zusätzlich zu investieren.
Die Ermittler haben konkrete Erkenntnisse über Einbruchsschwerpunkte in der Region, wie Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung erwähnt: Sie liegen nicht, wie oft angenommen wird, entlang der Autobahnen A7 und A8, sondern mehr im Hinterland. Ebenfalls überraschend: 60 Prozent der Einbruchsdelikte werden von Tätern verübt, die im Landkreis ansässig sind.
Damit es nicht so weit kommt, gibt der Präventionsberater folgende Tipps:
● Da die meisten Einbrüche (80 Prozent) über Fenster und Türen erfolgen, sollte insbesondere der komplette Erdgeschossbereich mechanisch gesichert werden. Das geht mit stabilen Rahmen und so genannten Pilzzapfen, die ein Aufhebeln verhindern.
● Glas sollte in einbruchshemmender Ausführung mit Folie ausgewählt werden.
● Die Eingangstür besser mit Mehrfachverriegelung und Sperrbügel sichern statt mit einer Kette
● Kellerlichtschächte mit Abhebesicherung (Flacheisen) versehen.
● Nebeneingangstüren (zum Beispiel von der Garage) mit massiven Schubriegeln, starken Vorlegestangen oder Querriegelschloss sichern.
Trotz all dieser Sicherheitsmaßnahmen darf der Faktor Mensch nicht unterschätzt werden, weiß Schmid. Da geht’s um grundsätzliches Verhalten wie das Absperren von Türen oder das Schließen von Fenstern bei Abwesenheit. Grundsätzlich sollten keine Schlüssel im Außenbereich hinterlegt werden, „denn die finden Täter garantiert“. Beleuchtungstechnik wie zeitschaltgesteuerte Lampen und Außenscheinwerfer mit Bewegungssensoren können abschrecken. Während der Urlaubszeit hilft die Abstimmung mit Nachbarn, dass sich im Briefkasten keine Post stapelt oder Zeitungen häufen.