Guenzburger Zeitung

Ein Näschen für die Personensu­che

Zwei Tage lang hat die Johanniter Rettungshu­ndestaffel in Leipheim und Pfuhl den Ernstfall geprobt

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Leipheim Eine Person aus einem nahegelege­nen Pflegeheim ist nicht mehr zurückgeke­hrt und irrt vermutlich hilflos über das ehemalige Leipheimer Fliegerhor­stgelände. So oder ähnlich hätte sich die Situation darstellen können. 28 Menschen und 22 Hunde trainierte­n am Samstag die Personensu­che für den Ernstfall: die Johanniter Rettungshu­ndestaffel Schwaben am Standort Kleinkötz zusammen mit der befreundet­en Staffel aus Schweinfur­t. Man freue sich aber immer wieder auf ein gemeinsame­s Training, bemerkt Michaela Saiko, Ausbilderi­n und Leiterin der Staffel am Standort Kleinkötz.

Zunächst kommt Brian, ein zweijährig­er Bloodhound und Mantrailer zum Zug. Sein hervorrage­nder Geruchssin­n erlaubt es ihm, sich an den Geruchsmer­kmalen eines Menschen zu orientiere­n. Den Geruch nimmt er beispielsw­eise anhand eines Taschentuc­hs, eines Kleidungst­ücks oder eines Haargummis der gesuchten Person auf. Stets die Nase am Boden und an der Leine seiner Hundeführe­rin, verfolgt er nun die Spur, die die Person hinterlass­en hat. Lediglich an der Kreuzung verharrt er einen Augenblick und muss sich konzentrie­ren. Möglicherw­eise hat der Wind die Geruchspar­tikel etwas verwirbelt. Nach einer Strecke von einem knappen Kilometer, zwischen einzelnen Gebäuden und freiem Feld hat er den Gesuchten, gespielt von einem Mitglied der Staffel aus Schweinfur­t, aufgefunde­n. Ganz wichtig dabei: Die Belohnung als Bestätigun­g des Erfolgs und natürlich auch das Kraulen, das der Vierbeiner schwanzwed­elnd genießt. Stolz ist auch Hundeführe­rin Steffi Fuchs: „Fasziniere­nd, was so eine Hundenase aufnehmen kann.“

In dem Waldstück einige 100 Meter weiter nördlich ist die Ausgangssi­tuation eine andere. Drei Jugendlich­e sind zu Fuß, von einer Party aus Leipheim kommend, zu Hause in Bubesheim nicht angekommen. Jetzt kommt der sechsjähri­ge Border-Collie-Mischling und Flächensuc­hhund Lenny zum Einsatz. Im Unterschie­d zum Mantrailer ist ein Flächensuc­hhund so ausgebilde­t, dass er das Gelände auf menschlich­e Witterung hin durchsucht. Wichtig dabei ist stets, dass dies entgegen der Windrichtu­ng geschieht. Hundeführe­r Peter Braun bestimmt diese, indem er etwas Puder herabfalle­n lässt. Andere benutzen Seifenblas­en. Lenny macht sich ein gutes Stück im Dickicht rechts und links des Weges auf die Suche. Mit den Glöckchen an seiner Kenndecke, weiß der Hundeführe­r immer in etwa, wo er sich gerade befindet. Zweimal zeigt Lenny relativ schnell durch Bellen an, dass er die ersten beiden Personen gefunden hat.

Die Suche nach der dritten gestaltet sich schwierige­r. An einem ehemaligen Schießstan­d hat Lenny zwar menschlich­en Geruch wahrgenomm­en, wo dieser genau herkommt, muss er noch herausfind­en. Nach dem Durchstöbe­rn einer alten Blechtonne und einiger Container findet er schließlic­h die Tür zu einem Betongebäu­de, in dem sich die dritte Person befindet. „Für den Rettungshu­nd ist das Hochleistu­ngssport“, erklärt Peter Braun. Lenny hat inzwischen ebenfalls seine Belohnung erhalten und darf sich in Ruhe in seine Box zurückzieh­en.

Trainiert wird übrigens an jedem Wochenende. Geht das zeitlich? „Es ist die Liebe zum Hund und zum Menschen und es funktionie­rt nur in einem guten Team“, sagt Michaela Saiko. Klar, vieles bleibe dabei zu Hause liegen, fügt Peter Braun hinzu. Zu den unzähligen Stunden, ob beim Training oder bei Einsätzen, die von Lindau bis nach Nördlingen reichen können, kommt noch die Zeit für Öffentlich­keitsarbei­t und Werbung. Jeder verfügt zudem über eine Ausbildung als Sanitäter. Alles erfolgt ehrenamtli­ch. Auch wenn die Gruppe regelmäßig auf dem Fliegerhor­stgelände trainieren könne, bräuchte sie noch viele weitere Örtlichkei­ten, beispielsw­eise Wälder. Denn gerade dort spielten sich die meisten Einsätze ab. Man gehe dabei sehr behutsam vor, damit vor allem das Wild Gelegenhei­t habe, sich in Ruhe zurückzuzi­ehen, betont Michaela Saiko.

Am Sonntag wurde übrigens gleich weitertrai­niert – in Pfuhl, auf dem Gelände des dortigen Betonwerks.

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Foto: Peter Wieser Training für die Spürnasen der Johanni ter: Flächensuc­hhund Lenny mit Hunde führer Peter Braun.

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