Der neue Herr über die Finanzen
Ursprünglich hatte Tobias Menz nicht vorgehabt, Kämmerer zu werden. Dass der 35-Jährige genau diese Position jetzt in Burgau übernimmt, kommt für ihn auch überraschend
Burgau Eigentlich hatte Tobias Menz damit gerechnet, die nächsten 20 Jahre im Burgauer Rathaus auf dem Posten des stellvertretenden Kämmerers zu sitzen. Schließlich hatte sein „Chef“zum selben Zeitpunkt wie er angefangen, war im besten Alter und würde die Spitzenposition vermutlich bis zur Rente ausüben. So dachte Menz zumindest. Dass der bisherige Kämmerer Alexander Ernst aber die Markgrafenstadt so schnell wieder verlassen und Menz in seine Fußstapfen treten würde, kam für ihn selbst „mehr als überraschend“. Mit seinen 35 Jahren zählt Tobias Menz damit zu den jüngsten Kämmerern im Landkreis Günzburg.
Die Befürchtung mancher Neider oder Kritiker, dass er für diese verantwortungsvolle Position vielleicht zu jung ist, stört Menz nicht. „Ich traue mir den Job sehr wohl zu.“Dass jung und kompetent sich nicht ausschließen, beweist bereits Matthias Endris, seit vergangenem Jahr Kämmerer der Marktgemeinde Jettingen-Scheppach. Er ist sogar erst 31 Jahre alt. Tobias Menz ist sich sicher, dass dies erst der Anfang der „Jungen Wilden“ist. „In der Verwaltung gehen jetzt ganz viele in Rente, es kommt der große Genera- tionenwechsel.“Respekt vor den Millionensummen, mit denen Menz künftig jonglieren muss, hat er durchaus, Angst aber nicht. „Es sind auch nur Zahlen.“Dabei sieht sich der gebürtige Dillinger, der in Lauingen wohnt, keineswegs als ein Zahlenfreak. In seiner Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt ist er ihnen lieber aus dem Weg gegangen. Doch nach fünf Jahren als Sachbearbeiter im Ausländeramt am Landratsamt Dillingen ließ er sich doch von den Zahlen locken.
Menz, der eine neue Herausforderung suchte, bewarb sich 2015 spontan auf die Stelle des stellvertretenden Kämmerers in Burgau und wurde prompt auserwählt. Er selbst drückt es so aus: „In die Kämmerei bin ich wohl eher wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Vor zehn Jahren hätte ich nie gedacht, mal in einer Kämmerei zu arbeiten.“Er kniete sich rein, kümmerte sich fortan hauptsächlich um Liegenschaften und das Beitragswesen. Für Menz durchaus spannend. „Da ging es um Kauf- oder Mietverträge, Dinge, dich mich selbst auch treffen könnten, wo man fürs Leben lernen kann.“Menz stellte sich darauf ein, längerfristig damit beschäftigt zu sein. Der Posten als Stellvertreter habe sich ganz gut angefühlt.
Umso erstaunlicher dann die Nachricht seines direkten Vorgesetzten Alexander Ernst, im Herbst zur Verwaltungsgemeinschaft Höchstädt zu wechseln, um seinem Wohnort näher zu sein. Im Rathaus wurde nicht lange gefackelt und Menz gefragt, ob er nicht Ernsts Nachfolger werden wolle. Nach reiflicher Überlegung schlug er ein und Bürgermeister Konrad Barm fiel ein Stein vom Herzen. Denn Kämmerer zu finden, sei heutzutage äußerst schwierig. So musste beispielsweise die Verwaltungsgemeinschaft Haldenwang im Frühjahr laut Geschäftsleiter Frank Rupprecht die Stelle wiederholt ausschreiben. „Eine gelernte Kraft zu finden, ist nicht leicht“, so Rupprecht. Die jetzt erneut vakant gewordene Stelle wurde hausintern besetzt. Manuela Hesse, bisher im Bürgerbüro und einst schon in der Kämmerei in Burgau tätig, wird neue Kämmerin.
Der Burgauer Rathauschef ist einfach nur froh, mit Tobias Menz einen „hochkompetenten Mann“gefunden zu haben. In seinen Augen ist er die „perfekte Besetzung, besser geht’s nicht“. Und kaum steht Menz an der Spitze der siebenköpfigen Abteilung, geht es für ihn auch schon in die Vollen. Nicht nur, dass sich die ersten Ordner zur Erstellung des Haushaltsplans auf seinem Schreibtisch ansammeln, auch die überörtliche Rechnungsprüfung, die alle vier Jahre fällig ist, steht genau jetzt an. „Ich wäre nicht unglücklich gewesen, wenn es mich nicht gleich am Anfang erwischt hätte“, sagt Menz. Zum Glück hat er mit Alfred Heichele, 60, einen erfahrenen Kollegen als neuen Stellvertreter zur Seite. Mit ihm komme er bestens aus, sie ergänzten sich gut. Und auch Andreas Vogt, 25, seit Sommer in der Kämmerei angestellt, sei eine große Unterstützung.
Menz’ großes Ziel: Einen Haushalt aufzustellen, der möglichst ohne neue Kredite auskommt. Sein einziges Sorgenkind ist dabei der Hochwasserschutz. Man wisse nicht, wann das Projekt komme und wie viel es koste. Ein Thema, das die Stadt seit Jahren in Atem hält und Menz wohl auch eine Weile begleiten wird. Denn, wie er selbst betont, möchte er die Burgauer so schnell nicht verlassen und die Stelle längerfristig ausüben. Um zwischendurch auf andere Gedanken zu kommen, hat der 35-Jährige zwei gute Alternativen: Zum einen trainiert er in Lauingen eine Handball-D-JugendMannschaft, zum anderen spielt er Tenorhorn. Je nach Stimmung kann dann Volksmusik oder auch mal Hard-Rock erklingen. „Da kriegt man den Kopf wieder frei.“