Seehofer stürzt ab
Sogar die CSU-Anhänger vertrauen inzwischen der Kanzlerin mehr als ihm
Augsburg Ist Horst Seehofer schuld am Desaster seiner Partei bei der Bundestagswahl? In einer Umfrage zum Vertrauen in Spitzenpolitiker stürzt der CSU-Chef regelrecht ab. Von 100 möglichen Punkten kommt er nur noch auf 40, sieben weniger als im August. In den Top 10 der wichtigsten Politiker fällt er auf den vorletzten Platz zurück. Hauptgrund ist nach Ansicht des Meinungsforschers Manfred Güllner eine falsche Wahlkampfstrategie: „Der Konflikt, den Seehofer mit der Kanzlerin angezettelt hatte, hat der Union insgesamt schwer geschadet und gleichzeitig der CSU eben nicht genützt“, sagt der Forsa-Chef im Gespräch mit unserer Zeitung.
Der bayerische Ministerpräsident habe damit die Anhänger der falschen Partei angesprochen. Vergeblich: AfD-Anhänger schätzen Seehofer zwar mehr als ihren eigenen Spitzenkandidaten Gauland. Trotzdem haben die Rechtspopulisten nirgends im Westen so stark abgeschnitten wie in Bayern. Auf Platz eins der Rangliste steht mit 63 Punkten Angela Merkel – obwohl sie vier Punkte verloren hat. Bitter für Seehofer: Selbst CSU-Anhänger vertrauen der CDU-Chefin inzwischen mehr als ihm. Für Güllner ist das nicht überraschend: „Was Seehofer gegen Merkel gemacht hat, wurde als Amoklauf wahrgenommen.“Die Fokussierung auf den Streit um die Flüchtlingspolitik sei ein großer Fehler gewesen. Die Kanzlerin genieße schließlich insgesamt immer noch einen hohen Rückhalt in der Bevölkerung und Flüchtlinge seien eben nicht das einzige Thema, das die Leute für wichtig hielten. Deshalb würde auch ein Rechtsruck wenig bringen: „Die Wähler, die der CSU den Rücken gekehrt haben, sind ja längst nicht alle ins rechte Lager abgewandert.“