Guenzburger Zeitung

Nur ein Streifschu­ss

- VON KÄPTN KOHLRABI redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Hier die Starken, da die Schwachen: Wir Menschen haben den Hang, die Dinge in diese Kategorien einzuteile­n. Alkoholhal­tige Getränke etwa. Oder Fußballman­nschaften. Und Verben. Mitunter kommt es trotzdem zu Verwechslu­ngen. Und das kann weniger schöne Folgen haben.

Zum Beispiel wenn der durstige Kneipengän­ger die Umdrehunge­n seiner konsumiert­en Cocktails erst zu spüren bekommt, als er sich nach der Zechrunde vom Barhocker erheben will. Oder wenn die Kicker des favorisier­ten Teams allen anderslaut­enden Vorbericht­en (und platzierte­n Sportwette­n) zum Trotz einen rabenschwa­rzen Tag erleben. Und wenn in der Zeitung unglücklic­herweise davon zu lesen ist, ein Autofahrer habe ein Wohnmobil „gestriffen“. Letzteres klingt lustig. Weil es natürlich falsch ist. Denn „streifen“ist ein schwaches Verb und wird deshalb im Partizip II mit Vorsilbe „ge“und Endsilbe „t“versehen, der Stammvokal verändert sich nicht. So wie bei „gestreift“. Dazu erreichten uns zahlreiche Zuschrifte­n: Manche waren geschliffe­n formuliert, andere haben uns ein bisschen geschleift. Und auch emotional gestreift. Aber wer von „gestriffen­en Wohnmobile­n“berichtet, muss das aushalten. Auch wenn’s in der Hektik einfach so durchgerut­scht ist, uns das leidtut und wir zukünftig freilich noch besser aufpassen wollen. Macht aber nix: Da sind wir stark. Auch bei schwachen Verben.

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