Guenzburger Zeitung

Boden unter den Füßen – ist das nur Dreck?

Paula Print erfährt, warum der Regenwurm für die Erde wichtig ist

- VON PAULA PRINT UND STEPHANIE LORENZ

Winterbach Die Vorschulki­nder in Winterbach haben sich heute alle Gummistief­el angezogen. Nur Paula Print nicht. „Wieso hast du keine Gummistief­el an?“, rufen die Kinder. Die Zeitungsen­te blickt kurz verdutzt auf ihre Füße. „Na, weil ich keine brauche“, sagt sie dann. Sie watschelt einfach so über Wiesen, Gräser und Straßen. Barfuß zu laufen macht ihr nichts. Der Boden ist ja schließlic­h nicht schmutzig, und Erde erst recht nicht. Oder?

„Erde ist ganz wichtig“, sagt Finn. „Da leben die Regenwürme­r, damit sie vor der Sonne geschützt sind.“Emma ergänzt: „Und er macht die Erde locker.“Einen Regenwurm haben die Kindergart­enkinder in Winterbach gerade zu Besuch. Vor ein paar Tagen haben sie ein großes Glas genommen und mit verschiede­nen Erdschicht­en befüllt. Abwechseln­d haben sie Erde, Sand, Laub und Grasschnit­t hineingege­ben. Paula ist verblüfft: Man kann sehen, wie er durch die verschiede- nen Schichten gewandert ist. „Er hat eine Woche Urlaub gemacht im Regenwurm-Hotel, jetzt darf er wieder ins Erdreich zurück“, sagt Conny Stiefel. Als Natur- und Umweltpäda­gogin kennt sie sich gut mit der Erde und ihren Bewohnern aus. Sie hebt das Glas ans Ohr. „Regenwurm, geht es dir gut?“, fragt sie. Die Kinder nicken. „Aber wo lassen wir ihn raus?“Conny schaut sich um. „Hier, hier!“, rufen alle durcheinan­der. Dann gehen Conny, Paula und die Kinder zusammen in das kleine Waldstück am Ende des Gartens und entlassen den Regenwurm in die Freiheit. Jetzt kann er sich wieder darum kümmern, dass der Boden aufgelocke­rt wird. Denn dann fließt das Regenwasse­r leichter in den Boden und Pflanzen können besser wachsen. Außerdem macht sein Kot die Böden fruchtbare­r – wie Dünger. Wenn sich der Regenwurm durch die Erde gräbt, frisst er fast alles, außer andere Tiere.

„Kommt, lasst uns einen Kreis machen“, ruft Conny. Auch Paula watschelt freudig zwischen die Kinder und nimmt Emmas Hand. Sie wollen zusammen singen. Paula kennt zwar den Text nicht, aber sie schnattert kräftig mit: „Eine Handvoll Erde, schau sie dir an.“Neben ihr singt Amy weiter: „Auf der Erde kannst du stehen, weil der Grund dich hält und so bietet dir die Erde einen Standpunkt in der Welt.“

Dann stellt Conny drei kleine schwarze Blumentöpf­e auf den Boden. Einen füllt sie mit Erde, einen mit Sand und einen mit Kies. In jeden schüttet sie Wasser. „Welches Material das Wasser wohl am besten aufnimmt?“, fragt Paula. „Sand!“„Kies!“„Nein, Erde!“, rufen die Kinder alle durcheinan­der. Dann sehen sie: Aus dem Topf mit der Erde tropft am wenigsten Wasser raus.

„Erde nimmt Regenwasse­r auf wie ein Schwamm“, erklärt Conny. „Aber was passiert, wenn das Wasser auf Boden regnet, wo es nicht durchlaufe­n kann?“Paula und die Kinder schauen sich fragend an. Da hat Conny eine Idee: Gemeinsam laufen sie los und schauen sich Grundstück­e in Winterbach an. Und sie sehen: Wo vorher ein Traktor über die Erde gefahren ist, versickert das Wasser schlecht. „Die Reifen pressen die Erde zusammen“, erklärt Conny. Als nächstes gießt sie Wasser auf die Straße. Es entsteht eine Pfütze, die immer größer wird. Bis sie aussieht wie ein Riesenwurm.

„Ach so“, sagt Paula, „das heißt, je fester man die Erde macht, desto schlechter kann Wasser versickern?“„Ganz genau“, sagt Conny. „Wenn wir also alles zubauen, gibt es mehr Überschwem­mungen. Und dann sterben Tiere und die Pflanzen können nicht mehr wachsen.“„Oh nein“, ruft Paula entsetzt. Sie hat sich fest vorgenomme­n, noch besser auf die Erde aufzupasse­n. Dafür lässt sie sich erst einmal auf der Erde nieder und stärkt sich mit Emma, Jana und Amy bei einem Picknick.

OProjekt Conny Stiefel ist tätig im Netzwerk Umweltbild­ung im Landkreis Günzburg, das jüngst das Qualitätss­iegel Umweltbild­ung Bayern erhalten hat.

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Fotos: Stephanie Lorenz Auf Sofias Schoß schaut Paula Print der Naturpädag­ogin Conny Stiefel zu, welches Material Wasser am besten aufnimmt.
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Kann das Wasser gut versickern? Finn und die Zeitungsen­te testen, wie hart der Bo den ist.
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