Neue Halle für neue Straßenbahnen
Gebäude in der Ulmer Weststadt ist zu klein geworden, weil die Stadtwerke für geplante Linie 2 weitere Wagen brauchen
Ulm Das Gerippe des Gebäudes am Ende der Kässbohrerstraße in der Ulmer Weststadt steht schon, gleich dahinter beginnt die Parkanlage an der Großen Blau. Auf der anderen Straßenseite wird bald auch gebaut, in der vergangenen Woche gab es den symbolischen Spatenstich für die neue Straßenbahn-Abstellhalle der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU). „Die Nachbarschaft ist vielleicht nicht so ganz ideal“, sagt Ulms Baubürgermeister Tim von Winning. Denn aus dem Gerippe gegenüber soll ein Wohnhaus werden. Doch damit müsse und könne man umgehen. Er freute sich vor allem darüber, dass die Baustelle ausnahmsweise keine Einschränkungen für die Öffentlichkeit mit sich ziehe.
Der Karlsruher Architekt Mathias Christoffel hat sich Mühe gegeben, dass die neue Halle den Naturraum der Blau nicht dominiert. Das 184 Meter lange und 17 Meter breite Gebäude soll so dezent wie möglich sein, es wird lediglich durch Fenster an den Seiten unterteilt.
Die neue Abstellhalle ist nötig geworden, weil die SWU für die neue Linie 2 zwölf zusätzliche Wagen anschaffen, die in der bisherigen Halle keinen Platz mehr haben. Im Freien sollen die Fahrzeuge nicht stehen. „Im Winter in der Früh um fünf bei Eis und Schnee ist es wichtig, dass die Straßenbahn eisfrei ist und wir losfahren können“, erklärt SWUGeschäftsführer Klaus Eder. Die erste neue Straßenbahn wird bereits Ende des Jahres geliefert, sie wird an einem Stück mit einem Tieflader vom Produktionsort im Münchener Stadtteil Riem nach Ulm gebracht und dort auf der Strecke der Linie 1 getestet. Das Verfahren sei erprobt, sagt André Dillmann, Geschäftsführer des Tochterunternehmens SWU Verkehr. Nach und nach treffen dann alle zwölf Bahnen ein, die insgesamt rund 30 Millionen Euro kosten. Die ersten Fahrzeuge können noch in der bisherigen Abstellhalle unterkommen, auf Dauer wird der Platz dort aber zu eng. „Im Sommer wird die neue Halle fertig sein und dann brauchen wir sie auch“, schildert Dillmann. Die ersten neuen Straßenbahnen sollen schon vorher durch die Stadt fahren.
Insgesamt soll das Bauprojekt etwa 18 Millionen Euro kosten. Neben den etwa 4,3 Millionen Euro, die für die Halle selbst anfallen, musste ein Grundstück gekauft werden. Außerdem müssen die Gleise, die Zufahrt vom Theodor-HeussPlatz und der Umbau der alten Wagenhalle bezahlt werden, die gleich neben dem neuen Gebäude steht. In der alten Halle haben die Stadtwerke einen neuen Wartungsstand errichten lassen, an dem technische Überprüfungen, Kurzwartungen und Reinigungsarbeiten im laufenden Betrieb vorgenommen werden können. Vergrößert wird auch der Parkplatz, auf dem die Busse der SWU über Nacht abgestellt werden.
Eine weitere Neuerung entsteht auf dem Dach der neuen Abstellhalle: die bisher größte Fotovoltaikanlage der Stadt. Der Strom, der dort erzeugt wird, soll direkt in den Betrieb der Straßenbahnen fließen. „Wir erhöhen noch mal die Ökobilanz“, sagt SWU-Geschäftsführer Eder. Die Fotovoltaikanlage der Stadtwerke hat einen Vorteil gegenüber privaten Anlagen: Der Strom wird dann verwendet, wenn er erzeugt wird und muss nicht eigens gespeichert werden.