Was tun nach einem Wildunfall?
Wenn im Herbst die Tage kürzer werden, häufen sich die Zusammenstöße mit den Tieren. Denn sie queren die Straßen in der Dämmerung. Was nach einer Kollision zu tun ist und was Autofahrer vermeiden sollten
Berlin/Bonn „Achtung, Wildwechsel“– wenn Autofahrer das dreieckige Gefahrzeichen mit dem von rechts nach links springenden Reh sehen, müssen sie vor allem am frühen Morgen und bei einsetzender Dämmerung vorsichtig fahren. „Dann suchen die Tiere ihre Futtergründe auf beziehungsweise kehren in die Nachquartiere zurück“, erklärt der Biologe Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband (DJV). Und das heißt: Sie können die Straße kreuzen. Doch was ist zu tun, nachdem man mit einem Wildtier kollidiert ist?
● Unfallstelle Grundsätzlich empfiehlt der DJV nach einer Kollision eine Warnweste überzuziehen, die Unfallstelle durch ein Warndreieck abzusichern und die Polizei zu informieren. Diese kontaktiert dann den Jäger oder Förster.
● Tier Keinesfalls sollten Autofahrer ein verletztes Tier zum Tierarzt bringen. „Wildtiere sind den Kontakt mit Menschen nicht gewohnt, sie erleiden Todesängste und das Verletzungsrisiko für den Autofahrer ist enorm hoch“, sagt Reinwald. Ist das Tier tot, könne der Autofahrer es aber von der Fahrbahn auf den Seitenstreifen bringen. „Allerdings nur mit Handschuhen, denn eine Ansteckungsgefahr kann nie ausgeschlossen werden“, sagt er. ● Polizei Wer einen Unfall hat, sollte die Polizei nicht nur verständigen, sondern auch auf sie warten. „Das ist auch wichtig, um Zeugen für den Schaden zu haben und sich für die Versicherung die notwendige Wildunfallbescheinigung ausstellen zu lassen“, sagt Tobias Goldkamp, Fachanwalt für Verkehrsrecht. Wer sich einfach vom Unfallort entfernt, könne sich strafbar machen. „Außerdem kann es unterlassene Hilfeleistung sein oder den Bußgeldtatbestand der Tierquälerei erfüllen, wenn ein verletztes Tier einfach liegen gelassen wird.“
● Dokumentation Daneben rät Reinwald dazu, den Schaden gut zu dokumentieren, beispielsweise durch Fotos. „Wenn ein Unfall passiert, ist der Fahrer erst einmal in der Beweispflicht.“Es sei daher auch nicht ratsam, Spuren am Auto gleich durch eine Autowäsche zu beseitigen: „Die Versicherung sollte die Möglichkeit haben, einen Unfallschaden noch selbst zu begutachten.“Goldkamp rät, möglichst Beweisstücke wie Tierhaare zu sichern. Denn über die Teil- oder Vollkasko sind in der Regel nur Wildunfälle mit Haarwild wie Rehen, Wildschweinen oder Füchsen abgedeckt – für Hunde, Kühe oder Pferde gilt das hingegen nicht. „Es kommt immer wieder vor, dass Versicherungen einen Wildunfall anzweifeln. Dann ist eine umfassende Dokumentation sehr hilfreich.“
● Haftungsfrage Persönlich haftbar gemacht werden kann durch einen Wildunfall in der Regel niemand. „Wildtiere gelten als herrenlos, auch der Jagdpächter oder der Förster kann daher bei Unfällen nicht in die Haftung genommen werden“, sagt Goldkamp. Anders sieht es laut Goldkamp bei Haustieren wie Hunden oder Pferden aus. „Hier muss in der Regel der Tierhalter für den Schaden haften. Viele Tierhalter sind haftpflichtversichert, sodass auch hohe Schadenssummen eingetrieben werden können.“Hat das Tier einen Eigentümer, sollte der Autofahrer mindestens eine halbe Stunde am Unfallort auf den Halter warten. „Ansonsten liegt eine Fahrerflucht vor, die auch den Führerschein kosten kann“, warnt der Jurist.
● Unfallschwerpunkte Um Unfallschwerpunkte zu erkennen und sicherer zu machen, hat der DJV in Zusammenarbeit mit der Universität Kiel ein Tierfund-Kataster eingerichtet. Unter
oder der dazugehörigen App kann jeder Autofahrer einen Wildtierunfall eintragen. „Von der Polizei werden bislang Wildunfälle nur als solche erfasst, wenn es auch einen Personenschaden gibt“, sagt Reinwald. „Daher fehlt es bundesweit an verlässlichen Zahlen, auf deren Basis zum Beispiel Wildtierbrücken oder Schutzzäune errichtet werden müssten. warum schreiben wir dann nicht eine? Ivar Kroghrud, einer der erfolgreichsten Gründer Norwegens, hat genau das gemacht. Und Abby Falik, eine Unternehmerin aus San Francisco, hat die Idee aufgegriffen und sie in sechs Kategorien untergliedert:
● Das ist mein Stil
● Diese Dinge sind mir wichtig
● Dafür habe ich keine Geduld
● So kommuniziert man mit mir
● So kann man mir helfen
● Was viele an mir missverstehen Das Ganze funktioniert nur, wenn Sie ehrlich sind und ein stimmiges Selbstbild haben. Die Anleitung sollte nicht verpflichtend sein. Vielmehr ist sie eine Chance – für sich selbst und für die Kollegen. Sie macht die Zusammenarbeit einfacher.
Anja Förster ist Unterneh merin, Vortragsrednerin und Autorin. Ihr neues Buch heißt „Zündfunken für Andersdenker“.