Große Familien braucht das Land
Familie ist doch etwas Schönes. Sie steht für Verbundenheit. Verlässlichkeit. Vertrauen. Kurzum: Sie ist etwas ganz Wunderbares. Das haben auch Politik und Wirtschaft längst erkannt und hüllen sich gerne in familiäre Begrifflichkeiten, um das Bild einer heilen Welt zu transportieren.
Da ist das Familienunternehmen aus der Region – das weltweit Aktien verkauft und so viele Töchter hat, dass ein Ahnenforscher heillos überfordert wäre. Da ist der SeniorChief-Executive-Officer – der mit dem Senior-Chef von einst schon lange nichts mehr zu tun hat, und mit dem Junior-Managing-Director weder verwandt noch verschwägert ist. Und da sind Schwesterparteien – die von einer echten Union so weit entfernt sind wie zwei zickige Gören, die sich gegenseitig am liebsten die Haare ausreißen würden.
Neu im Familienstammbaum sind nun die beiden Flughäfen Franz-Josef-Strauß in München und Domodedovo in Moskau. Sie wollen künftig enger zusammenarbeiten und haben sich daher „verschwestert“– sie selbst verkündeten das gestern als Unterzeichnung eines „Sister-Airport-Agreements“. Mittlerweile hat der Münchner Flughafen schon sieben dieser Schwestern – die Familie kann offenbar gar nicht groß genug sein.
Nicht ganz so einfach gestaltet sich derzeit eine Familienbildung der anderen Art in Berlin. Während die „Mutti der Nation“gerne Nachwuchs hätte, um ihren Titel als Familienoberhaupt zu behalten, zieren sich die streitenden Schwestern und ihre neuen Partner in der Anbandelphase (Sondierung) noch, sich miteinander verkuppeln zu lassen.
Dabei ist eine große Familie doch etwas ganz Wunderbares, will man den zögernden Turteltäubchen zurufen. Fragen Sie doch mal beim Flughafen nach!