Heilpraktiker im Rausch
Psychotherapeut verteilte Drogen
Stade Teilnehmer wälzten sich schreiend auf dem Boden, einige wurden bewusstlos: Zwei Jahre nach dem Massenrausch bei einem Seminar um erweiterte Wahrnehmung hat der angeklagte Psychotherapeut eingeräumt, damals Drogen verteilt zu haben. „Ich bestätige, dass die Anklagevorwürfe zu Recht erhoben wurden“, sagte der 52-Jährige am Donnerstag zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Stade.
Er habe den 27 Teilnehmern Kapseln mit dem Halluzinogen 2C-E angeboten, in denen ohne sein Wissen auch die psychoaktive Substanz DragonFly enthalten gewesen sei. Er sprach von einem „Unfall“und entschuldigte sich bei den Betroffenen. Es habe sich um eine „freiwillige, selbstverantwortliche Einnahme gehandelt“.
Mehr als 160 Rettungskräfte waren am 4. September 2015 wegen des Vorfalls im niedersächsischen Handeloh im Einsatz. Die 27 Teilnehmer des Seminars und die Organisatoren – der Angeklagte und seine Frau – wurden etwa mit Krämpfen, Wahnvorstellungen und Herzrasen in Krankenhäuser gebracht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Diplom-Psychologen und Psychotherapeuten das Überlassen von Betäubungsmitteln zum unmittelbaren Verbrauch und Drogenbesitz vor. Das Verfahren gegen seine Frau wurde gegen Geldbuße eingestellt.
Laut Anklage sollte im Rahmen einer äußerst umstrittenen Therapieform, der Psycholyse, eine Bewusstseinserweiterung erreicht werden. Das bestritt der Angeklagte, auch wenn er die Therapieform begrüßte. Dafür sei 2C-E in der verabreichten Dosis unbrauchbar. Er selbst und seine Frau hätten die Substanz unwissentlich eingenommen, wohl beim Trinken. Und weiter: Es sei kein Treffen von Heilpraktikern gewesen. Vom Arzt bis zum Friseur seien unterschiedliche Teilnehmer dabei gewesen. (dpa)