Lindholms Leiden
Tatort: Der Fall Holdt
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Maria Furtwängler hat die „Tatort“-Gemeinde stets gespalten. Ihre LKAKommissarin Charlotte Lindholm aus Hannover war für die einen die attraktive Analytikerin im Trenchcoat, für die anderen die Langweilerin, die oft eine Spur zu eitel rüberkam. Das hat sich – schau, schau – in dem sehenswerten Krimi „Der Fall Holdt“geändert. Furtwängler kann Emotionen zeigen. So ist ihre Lindholm nicht mehr die, die sie war, nachdem sie nach einem Klubabend von drei Männern getreten, geschlagen und bespuckt wird.
Die Ermittlerin schafft es nicht, über ihre Gewalterfahrung zu reden. Mit physischen und psychischen Schmerzen wankt sie durch den Krimi, wirkt verbohrt, macht Fehler. Und das gerade bei einem verzwickten Fall.
Julia Holdt ist in der Nähe von Walsrode entführt worden. Im Alleingang überbringt Ehemann Frank Holdt (als Choleriker stark: Aljoscha Stadelmann) das von den Entführern geforderte Lösegeld. Er ist Leiter der örtlichen Bank. Als Julia Holdt ermordet in einem mysteriös wirkenden Wald aufgefunden wird, gehört er zu den Verdächtigen. Wer sich an die entführte und ermordete Maria Bögerl aus Heidenheim erinnert, liegt nicht falsch. Parallelen einschließlich der Ermittlungspannen sind unverkennbar und wohl auch beabsichtigt.
Derweil entpuppt sich die jüngere Kollegin Frauke Schäfer (Susanne Bormann) als Rivalin, die einerseits den Kleidungsstil der Älteren imitiert, aber auch die Chance sieht, die angeschlagene Lindholm beim Chef auszustechen. Solidarität unter Frauen sieht anders aus. Einmal zeigt Schäfer ihr hinter dem Rücken den Stinkefinger.
Der 25. Lindholm-Fall wirkt trotz einiger Gewaltszenen in puncto Story und Tempo ein wenig wie eine „Derrick“-Folge. Wäre da nicht die nervöse LKA-Frau mit den ungewaschenen Haaren, der man den Fall entzieht. „Sie sehen aus wie ein gerupftes Huhn“, sagt der Chef. „Tatort“-Fans seien gewarnt: Ein glasklares Ende gibt es nicht. Aber einen guten Schauspieler-Krimi.