Guenzburger Zeitung

Fit und mobil ist sie mit dem Flexibus

Sophie Preisler feiert ihren 90. Geburtstag

- VON PETER WIESER

Burgau „Jetzt werd’ ich am Sonntag wirklich 90“, sagt Sophie Preisler aus Burgau und lacht. Die Jubilarin, die seit mehr als 67 Jahren in der Markgrafen­stadt lebt, stammt aus Abertham im böhmischen Erzgebirge und – wie könnte es anders sein – aus einer Handschuhm­acherfamil­ie. Dass das Handwerk in der Familie blieb, das sei damals so üblich gewesen. „Die Mädchen wurden Handschuhn­äherinnen, die Buben wurden Handschuhm­acher. Da hat die Maus keinen Faden abgebissen“, erzählt sie schmunzeln­d. Ähnlich sei es auch bei ihr gewesen: Schon während ihrer Schulzeit habe sie nach dem Unterricht Aufnähte geknüpft.

Während viele Deutsche nach dem Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden, war es bei Sophie Preisler etwas anders: Zunächst sei sie in einem Lager untergebra­cht gewesen, weil damals Fachkräfte gebraucht worden seien. Erst 1953 sei sie mit ihrem Mann Georg geflüchtet: eine Odyssee über Eger, Hof, Burgberg im Allgäu und schließlic­h nach Burgau. Dort hatte sich inzwischen die Firma B. Zenker angesiedel­t und Sophie Preisler konnte fortan wieder als Handschuhn­äherin arbeiten. Zunächst bewohnte sie mit ihrem Mann ein kleines Zimmer am Eberleberg, anschließe­nd zogen sie in die damaligen Baracken am Sportplatz, bis sie 1964 ihr eigenes Haus bauten.

Dass Handschuhm­acher recht gesellig sind, ist bekannt. So auch Sophie Preisler: Sie erinnert sich immer wieder gerne an die Faschingsb­älle im Lammsaal, und während man in Abertham am Gumpigen Donnerstag von Haus zu Haus ging, so marschiert­e man in Burgau eben von Wirtschaft zu Wirtschaft. Schade, dass die Bälle dann immer weniger geworden seien, meint sie. Das Gesellige ist Sophie Preisler bis heute geblieben: Regelmäßig besucht sie die Awo-Begegnungs­stätte, geht zu den Hutschanam­etoghen der Egerländer Gmoi oder trifft sich mit ihrer Seniorencl­ique im Café an der Bleiche am Mittwochna­chmittag zum „Ratsch und Tratsch“.

Auch mit 90 kann man noch recht mobil sein: „Ich hab’ doch den Flexibus“, sagt die rüstige Seniorin. Sie sei übrigens eine der Ersten gewesen, die ihn genutzt hätten und im vergangene­n Jahr auf mehr als 50 Fahrten gekommen. Regelmäßig in die Stadt, zur Bank oder zum Bäcker zu kommen ist ihr genauso wichtig wie zum Lottogesch­äft: Es könnte ja sein, dass man auch einmal etwas gewinnt. Nach Hause geht es dann meistens zu Fuß. Ihren Geburtstag wird Sophie Preisler an diesem Sonntag im Kreise der Familie – mit ihrer Tochter Regina, ihrem Sohn Georg und ihren vier Enkeln sowie einigen Bekannten – im Café an der Bleiche feiern. „Man muss eben was G’sund’s essen und immer wieder unter d’ Leut gehen, dann wird man auch 90“, freut sich die Jubilarin.

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Foto: Peter Wieser Sophie Preisler aus Burgau feiert ihren 90. Geburtstag.

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