Eine verzauberte Zeit
Lebensart Im Advent steigen Erinnerungen auf
Advent – o je! Das Gerenne um die Geschenke, das Gedränge auf den Weihnachtsmärkten, die allgegenwärtige Beschallung mit sentimentalen Liedern. Der letzte Monat des Jahres kann einem wirklich auf die Nerven gehen. Aber entziehen kann man sich der Magie der weihnachtlichen Zeit auch wieder nicht. Nur die Abgebrühtesten können vollständig ihre Erinnerungen an die Kindheit verdrängen – an die Heimlichkeiten, die Gewürzdüfte, die Klänge.
Veranstaltungen ganz eigener Art begleiten den Advent. Unverzichtbar ist dabei an erster Stelle die Musik. Das Adventskonzert kommt inzwischen sehr unterschiedlich daher – alpenländisch mit Hackbrett, Harfe und weiteren Saiteninstrumenten, barock mit pastoralen Flöten, frommen Bläserchorälen und Posaunenwucht, vokal mit Chorwerken quer durch die Jahrhunderte oder fetzig mit inbrünstigem Gospel und poppigem A-cappella-Sound.
Die Museen packen zum Advent regelmäßig ihre Spielzeugsammlungen aus. Was Kinder einst entzückte, wenn’s unter dem Christbaum lag, freut heute auch Erwachsene. „Kleine Welten“nennt das Augs- burger Maximilianmuseum seine Präsentation und im Mittelpunkt stehen diesmal Gesellschaftsspiele für Jung und Alt, die sich seit Menschengedenken großer Beliebtheit erfreuten: Domino, Mühle, Dame, Mikado und Monopoly sowie auch heute nicht mehr geläufige, liebevoll gestaltete Quartette.
Im Museum KulturLand Ries in Maihingen zeigt eine Sonderausstellung Puppenstuben und Puppenhäuser aus den Händen von Diethild Graß aus Harburg. Zu bestaunen sind elf Puppenhäuser, 27 Puppenstuben und ein Puppentheater. Die liebevoll eingerichteten Zimmer bilden meist den bürgerlichen Alltag von etwa 1800 bis 1900 ab. Überall gibt es viele Details zu entdecken, überall erzählen die Szenerien kleine Geschichten: Fleißige Großmütter sitzen strickend am Kaffeetisch, im Spielzimmer gibt es alles, was das Puppenkinderherz begehrt. In einem Saal stellt sich ein Brautpaar den Großeltern vor.
Auf die religiösen Wurzeln des Advents verweisen die Krippenausstellungen. Ein Prospekt mit 48 Seiten zählt allein die zahlreichen Veranstaltungen im „Schwäbischen Krippenparadies“auf. So wird die Gegend zwischen Günzburg und Krumbach genannt. Vor 100 Jahren gründete hier ein Dorfpfarrer den Verband der Bayerischen Krippenfreunde. Zum Krippenparadies wird die Region durch die vielen liebevoll und detailreich gestalteten Krippen in Privathäusern, die von Weihnachten bis Lichtmess besichtigt werden können. Schon jetzt im Advent sind zahlreiche Krippenausstellungen in den Heimatmuseen zu besuchen und auch die Kirchenkrippen werden schon aufgebaut.
In den Theatern ist längst die Saison der Weihnachtsstücke vorzugsweise für Kinder angegangen. Augsburg spielt „Momo“nach Michael Ende, Ulm hat das Märchen „Schneewittchen“im Programm, Ingolstadt zeigt „In einem tiefen dunklen Wald“nach Paul Maar und das Landestheater Schwaben in Memmingen inszeniert „Das kleine Gespenst“nach Otfried Preußler.
Im privaten Augsburger Sensemble-Theater ist seit 16 Jahren die Komödie „Der Messias“der Renner. Vor Weihnachten sind alle Vorstellungen schon ausverkauft, danach könnte man sich den Spaß noch gönnen. Daneben haben jetzt die vielen Amateurtheater Hochsaison – und es muss gar nicht immer Bauerntheater sein, was sie spielen.