Ihr Tod hinterlässt ein großes Loch
Die Thannhauser SPD-Kreis- und Stadträtin Mine Waltenberger-Olbrich ist am Montag gestorben
Thannhausen An der Mittelschule in Thannhausen herrschte am Dienstag betretenes Schweigen, als die Nachricht vom Tod Mine Waltenberger-Olbrichs die Runde machte. Selbst die größten Umtreiber seien anders als sonst gewesen, berichtet Bürgermeister Georg Schwarz, der dort war. Die erst im Sommer in den Ruhestand verabschiedete langjährige Konrektorin war im Kreis der Kollegen sehr geschätzt und genoss auch unter den Schülern großen Respekt und Achtung. „Schule sollte immer mehr sein als Gleichungen lösen und Texte übersetzen. Lernen und Gemeinschaft, Kopf und Herz, gehören einfach zusammen“, hatte sie zum Abschied ihr Verständnis von einer guten Schule formuliert.
Kopf und Herz gehörten bei ihr auch in ihrem zweiten großen Betätigungsfeld, der Politik, zusammen. „Sie hat die Sozialdemokratie gelebt“, sagt Werner Gloning, DGBKreisvorsitzender und langjähriger Wegbegleiter. Als sie damals, 1972, von der Katholischen Jugend zur SPD kam, hieß es „was will denn die? Die ist doch eine Schwarze“, erinnert sich Gloning. Was sie wollte, wusste sie ganz genau. Von 1984 an saß Mine Waltenberger-Olbrich im Thannhauser Stadtrat und mischte sich bald auch in die Kreispolitik ein. Etwa 15 Jahre lang führte sie den SPD-Kreisverband. Die Politik betrachtete sie dabei als Mittel, die Welt zu verbessern.
Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig reagierte bestürzt über die Nachricht vom Tod seiner langjährigen Kollegin und Parteifreundin. Er bezeichnete sie in einer schriftlichen Stellungnahme als begnadete Pädagogin, für die es immer eine Berufung war, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. „Mit ihr verliert der Landkreis eine engagierte Kämpferin für soziale Gerechtigkeit, der im Rahmen ihres Wirkens insbesondere die Interessen der Schwachen, aber auch die Integration der Menschen sowie die Weiterentwicklung der kommunalen Ebenen am Herzen lagen“, sagte Jauernig.
Das bestätigt auch Achim Fißl, ihr Nachfolger im Kreisvorsitz der SPD: „Sie war immer Feuer und Flamme, wenn es darum ging, soziale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Sie hatte keinerlei Scheu, den Finger in die Wunde zu legen.“Dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund, schonte im Wettstreit um die richtige Lösung weder sich, noch Freund, noch Feind. Doch was sie auszeichnete, war, dass sie nicht nur mit scharfen Worten um sich warf, sondern Ankündigungen stets Taten folgen ließ. „Ihr Engagement war ungeheuer glaubwürdig“, sagt Gloning. Das wohl größte Lob, das man einem Politiker zollen kann. Gewiss, sie hatte auch ihre Ecken und Kanten, das sei aber gerade ihre Stärke gewesen. Mine Waltenberger-Olbrich war eine selbstbewusste, durchsetzungsstarke Frau. Mit ihrem unbändigen Willen, die Dinge zum Besseren zu wenden, habe sie sehr vielen geholfen, aber nie groß darüber gesprochen. Trotz ihrer schweren Nierenerkrankung pochte sie nicht auf eine Spenderniere. Es gebe andere, die sie notwendiger hätten als sie. Für Gloning, der eine enge persönliche Freundschaft über die Jahre zu ihr geflochten hat, hinterlässt ihr Tod ein großes Loch.
Ähnlich ergeht es Thannhausens Bürgermeister Schwarz. „Mine war eine absolut verlässliche und loyale Stellvertreterin.“Insgesamt 15 Jahre fungierte sie in Thannhausen als Dritte Bürgermeisterin. Sie sei eine „ideale Stadträtin“gewesen. Immer habe sie das Wohl der Stadt im Auge gehabt. Sie habe tolle Ideen eingebracht und sich mit großer Leidenschaft um deren Umsetzung gekümmert, zuletzt etwa das Konzept einer Kinderferienbetreuung in Thannhausen. Was Schwarz besonders an ihr schätzte, ist, dass sie in der Diskussion immer offen und ehrlich war und niemals hinterrücks taktiert habe. „Mir tut’s einfach weh“, sagt Schwarz, der in ihr auch eine gute Freundin verliert. Mit ihrer direkten und humorvollen Art werde sie auf jeden Fall im Rat fehlen, sagt Schwarz. „Da wird ein Loch bleiben, auch wenn ihr Stuhl neu besetzt wird.“