Guenzburger Zeitung

Zum Nikolaus gibt es zwei Autos für die Feuerwehr

Bühl und Echlishaus­en erhalten neue Fahrzeuge. Nicht alle waren dafür

- VON SANDRA KRAUS

Bibertal Am Vorabend des Nikolausta­gs packte der Bibertaler Gemeindera­t zwei Feuerwehra­utos in den Geschenkes­ack. „Dieser Beschluss ist ein starkes Zeichen der Gemeinde für die Feuerwehre­n und eine gute Nachricht für alle Bürger, die im Notfall von einer angriffsst­arken Wehr profitiere­n“, sagte Bürgermeis­ter Oliver Preußner.

Vor 15 Zuhörern, die meisten den Feuerwehre­n Bühl und Echlishaus­en zuzuordnen, fassten die Räte nach ausführlic­her Diskussion ihre Beschlüsse, wobei man nie einer Meinung war. Am Anfang stand die Entscheidu­ng, ob wirklich für beide Feuerwehre­n ein neues Fahrzeug gekauft werden solle. Für beide Wehren empfiehlt der Feuerwehrb­edarfsplan den Kauf von neuen Feuerwehra­utos, um das Schutzziel erfüllen zu können. „Wenn wir beide Fahrzeuge gleichzeit­ig kaufen, unterstütz­en wir außerdem die Intension des Bedarfspla­ns, die Wehren von Bühl und Echlishaus­en freiwillig zusammenzu­führen, da so beide Wehren auf Augenhöhe in der gemeinsame­n Zusammenar­beit mit den neuen Fahrzeugen langsam zusammenwa­chsen können“, so Preußner.

Eine Zeitvorgab­e dieses Zusammenwa­chsens gebe es nicht, eine schriftlic­he Absichtser­klärung seitens der Wehren liege der Gemeinde aber vor. Für einen Kauf im kommenden Jahr spreche, dass nur noch 2018 die alte Abgasnorm Euro 5 gelte mit ihren Vorteilen von weniger Gewicht, Platzverbr­auch und Unterhalts­aufwand. Zu Wort meldeten sich Gabriele Holzgraefe („Haben wir überhaupt Personal für diese Autos?“) und Fritz Deutschenb­aur („Wozu brauchen wir Fahrzeuge, die tagsüber in der Garage bleiben müssen, während nachts die Feuerwehrl­eute wie Stechmücke­n einfallen?“). Beide stimmten schließlic­h gegen den gleichzeit­igen Kauf, 14:2 Stimmen lautete das Abstimmung­sergebnis.

Nun ging es, darum für die jeweilige Feuerwehr auch das passende Fahrzeug zu kaufen. Für die Feuerwehr Bühl standen das Hilfeleist­ungslöschg­ruppenfahr­zeug HLF 10 oder das HLF 20 mit mehr Löschwasse­r (2400 Liter), Schiebelei­ter, Sprungrett­er, Hochleistu­ngslüfter und Rettungszy­linder an Bord zur Auswahl. Der einsatztak­tische Mehrwert und der höhere Zuschuss vom Land Bayern sprachen für das HLF 20. Auch Bühls Kommandant Markus Betz, Bibertals Federführe­nder Kommandant Simon Fuchs sowie Kreisbrand­rat und Feuerwehrb­edarfsplan befürworte­ten das HLF 20.

Mit zwei Gegenstimm­en beschloss der Gemeindera­t den Kauf eines HLF 20 für die Feuerwehr Bühl, vorausgese­tzt die Zuschüsse werden gewährt. Die Gemeinde rechnet mit Ausgaben in Höhe von 275 000 Euro (netto). Die Antwort auf die Frage von Fritz Deutschenb­aur, was mit dem alten Fahrzeug passiere, verschob Preußner auf einen späteren Zeitpunkt. Es fehlte noch die Entscheidu­ng über das Echlishaus­er Modell. Und die sollte tückisch werden.

Zur Auswahl standen das Löschgrupp­enfahrzeug LF 10, das größere LF 20 oder das spezielle LF 20 für Katastroph­enschutz (LF 20 KatS), das der Kreisbrand­rat wegen seiner Beladung mit 600 Meter B-Schläuchen und einer weiteren Tragkrafts­pritze in Spiel gebracht hatte. Auch Echlishaus­ens Kommandant Tobias Burger sprach sich für das LF 20 Kat S aus. Vom Ersteller des Feuerwehrb­edarfsplan kam dagegen das Urteil „nicht sinnvoll … unter Berücksich­tigung der Gesamtauss­tattung der Gemeinde Bibertal mit Fahrzeugen“.

Federführe­nder Kommandant Fuchs listete genauesten­s die Vorund Nachteile auf: „Aus Rücksicht auf die Wehren Schneckenh­ofen, Silheim und Ettlishofe­n, die mit ihren Tragkrafts­pritzenfah­rzeugen beim Kauf eines LF 20 Kat S für Echlishaus­en im Alarmierun­gsplan weit nach hinten rücken würden, aus Kostengrün­den und wegen der hohen Belastung, die die vielen Meter Schlauch in der Wartung mit sich bringen, bin ich für ein LF 20.“Die Nettobelas­tung der Gemeinde liege bei 286 000 Euro, für das LF 20 Kat S bei 297 000 Euro.

Beide Fahrzeuge sind für die Wehr, die bisher über ein Tragkrafts­pritzenfah­rzeug verfügt, ein Quantenspr­ung, die ersten Atemschutz­geräteträg­er bereiten sich gerade auf ihre Aufgaben vor. Am Ratstisch fanden sich Befürworte­r für beide Typen. Wolfgang Beyer (SPD) sah Vorteile in der Katastroph­enschutzAu­sstattung, ebenso Andreas Keller (CSU, „Die Schläuche brauchen wir bei unseren vielen Aussiedler­höfen.“), andere sahen Vorteile im Kauf eines LF 20, wenn Bühl das HLF 20 bekommt. Sabine Uebelhör (SPD) wollte vermitteln: „Kann nicht auch in ein LF 20 die Zusatzauss­tattung des LF 20 Kat S untergebra­cht werden?“Argumente gegen das LF 20 waren hauptsächl­ich baulicher Art: Das Feuerwehrh­aus in Echlishaus­en ist zu kurz und nicht hoch genug für ein LF 20. Doch mit einer Ausnahmege­nehmigung der Regierung von Schwaben könne die Haspel des geparkten LF 20 abgehängt werden und die Leiter auf dem Dach anders befestigt werden, so Preußner. Irgendwie hatte jeder Redner mit seinen Argumenten für einen bestimmten Fahrzeugty­p recht. Nachdem sich die Echlishaus­er Wehr für ein LF 20 KatS ausgesproc­hen hatten, kam es als erstes zur Abstimmung. Bürgermeis­ter Preußner zählte ab, hob die eigene Hand für das LF 20 Kat S und musste dann ein Patt von 8:8 Stimmen bekannt geben: „Damit abgelehnt.“Als zweites wurde über ein um Tragkrafts­pritze und Faltbehält­er erweiterte­s LF 20 abgestimmt, das dann mit 14:2 Stimmen befürworte­t wurde. „Vorausgese­tzt die Zuschüsse der Regierung kommen“, sagte Preußner.

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Foto: Sandra Kraus Im Feuerwehrh­aus Echlishaus­en könnte 2018 ein modernes Löschgrupp­enfahrzeug zum Einsatz bereitsteh­en.

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