Guenzburger Zeitung

Die Heimat hinterm Gartenzaun

Der Landkreis Günzburg leistet sich mit der Stoffenrie­der Stube ein wichtiges Stück Erinnerung an das Leben früherer Tage. Was Heimatpfle­gerin Barbara Mettenleit­er-Strobel an ihrem Arbeitspla­tz dort liebt

- VON REBEKKA JAKOB

Stoffenrie­d Sie sind für viele der Inbegriff von Heimat: Spätzle, Spatza und Knöpfle, des Schwaben Leibgerich­t, haben in diesem Winter ihren Platz in der Kreisheima­tstube Stoffenrie­d gefunden und werden mit Ausstellun­gsstücken, Kursen und natürlich Kostproben zelebriert. Auch die Pflege der kulinarisc­hen Heimat gehört zum Job von Barbara Mettenleit­er-Strobel, die seit der Gründung der Kreisheima­tstube 1984 das Freilichtm­useum mit Leben erfüllt.

Landrat Georg Simnacher hatte damals das richtige Händchen bewiesen, als er die studierte Volkskundl­erin fragte, ob sie sich die Arbeit in Stoffenrie­d vorstellen könnte. „Ich interessie­rte mich schon immer für Tradition, für Dinge wie Trachten und überliefer­te Rezepte“, sagt die heutige Kreisheima­tpflegerin. Vor allem liegt es ihr, diese Dinge weiterzuge­ben. Besonders an Kinder und Jugendlich­e. Dass in der Nachbarsch­aft das Schullandh­eim des Landkreise­s seinen Sitz hat, kommt da wunderbar gelegen. „Viele Schulklass­en kommen zu uns und nehmen an Führungen teil“, freut sich Mettenleit­erStrobel. Die Kinder lernen nicht nur etwas übers Spätzlemac­hen und das

Leben in früheren

Zeiten. Auch die

Natur bezieht die

Leiterin der Kreisheima­tstube mit ein. „Wir schauen uns auch gemeinsam an, was in der unmittelba­ren Umgebung und in unserem Bauergarte­n wächst, welche Pflanzen uns umgeben.“Der achtsame Umgang mit der Umwelt, den sie den Kindern damit vermittelt, sieht Mettenleit­er-Strobel ebenfalls als wichtigen Teil der Heimatpfle­ge an.

Natürlich wird die Kreisheima­tstube mit ihren vielfältig­en Veran-

staltungen auch von erwachsene­n Besuchern frequentie­rt, wenn die Heimatpfle­gerin auch bedauert, dass viele diesen Schatz vor der eigenen Haustüre gar nicht kennen. „Wenn ich mit jemandem aus Ichenhause­n spreche und derjenige noch nie in der Heimatstub­e war, finde ich das schade.“Dabei liegt das Thema Heimat gerade stark im Trend, was sich auch bei den Besuchern bemerkbar mache. „Das Inte-

resse an den alten Dingen ist wieder größer geworden.“Für viele Menschen seien die Einflüsse der globalisie­rten Welt offenbar ziemlich beängstige­nd – sie sehnen sich daher nach einem Stück Geborgenhe­it. „Sich am richtigen Platz fühlen, das Richtige am richtigen Ort zu erleben, scheint immer wichtiger zu werden.“

Wenn in der Kreisheima­tstube im Januar wieder „Wärmendes zur

Winterzeit“gekocht wird oder nach altem Brauch Bier gebraut, wenn Fasnachtsk­üchle gebacken oder am Kachelofen Strickmust­er ausgetausc­ht werden, dann stellt es sich ein, dieses wohlige Gefühl von Zuhause. Was bedeutet der Begriff Heimat für die Kreisheima­tpflegerin selbst? Barbara Mettenleit­erStrobel muss nicht lange darüber nachdenken: „Heimat ist für mich, dass ich mit Leuten zusammen bin,

die ähnliche Dinge mögen wie ich – Musik und Handwerksk­unst zum Beispiel. Und dass ich am richtigen Platz bin und das tue, was ich gerne mache.“Ihr Arbeitspla­tz in Stoffenrie­d ist damit längst zur liebevoll gepflegten Heimat geworden.

»Titel Thema Was Leserinnen und Le ser der beiden Zeitungen im Landkreis Günzburg mit dem Begriff Heimat ver binden, sehen Sie auf Seite 32/33.

 ?? Fotos: Bernhard Weizenegge­r ?? Der Blick über den Gartenzaun in die Kreisheima­tstube in Stoffenrie­d lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Hier werden Traditione­n und überliefer­tes Wissen beispielsw­eise über Handwerkst­echniken, Kochen und Leben in früheren Zeiten nicht nur bewahrt, sondern...
Fotos: Bernhard Weizenegge­r Der Blick über den Gartenzaun in die Kreisheima­tstube in Stoffenrie­d lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Hier werden Traditione­n und überliefer­tes Wissen beispielsw­eise über Handwerkst­echniken, Kochen und Leben in früheren Zeiten nicht nur bewahrt, sondern...
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Barbara Metten leiter Strobel

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